Wie viele Israeliten hat Moses am Fuß des Sinai umgebracht?
Kritik an heutigen Übersetzungen der Bibel
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Bibel-Übersetzungen seit hundert Jahren
Übersetzungen aus einem Originaltext sind immer eine heikle Sache. Darauf spielt auch das italienische Sprichwort an: tradutore - traditore (der Übersetzer ist ein Verräter).
Das gilt im Besonderen für die Bibel, die schriftliche Grundlage des christlichen Glaubens. Bis in das 20. Jahrhundert jedoch hat sich an den Bibel-Übersetzungen wenig geändert.
Doch seit hundert Jahren werden solche Übersetzungen immer problematischer. Es ging dabei nicht nur um eine sprachliche Anpassung an die Gegenwart. Im gleichen Zug wurden auch bewusst einzelne Wörter, Ausdrücke und ganze Text-Passagen verändert. Ziel der Veränderungen war, den Inhalt zu entschärfen. Denn die biblischen Schriften sind bekanntlich ein Sammelsurium von Texten völlig unterschiedlicher Inhalte und Absichten. Also wurden zum Beispiel anstößige oder extreme Inhalte sprachlich gemildert oder anders falsch übersetzt, um so eine geglättete dem Zeitgeschmack gefällige Aufmachung der biblischen Bücher zu präsentieren.
Die neuesten deutschen Bibel-Ausgaben gehen noch weiter. Hier werden die biblischen Texte mutwillig im Sinne von aktuellen Ideologien verändert, uminterpretiert und verfälscht.
Hier soll nicht auf Nuancen, Interpretationen oder Deutungen eingegangen werden, sondern auf krasse Entstellungen von historischen Inhalten. Die Geschichtskritik weist nach, dass sich gewisse Aussagen und Erzählungen mit Parallelen in anderen Quellen der alten, der antiken und mittelalterlichen Geschichte wiederfinden. Wer also Wörter und Passagen in biblischen Schriften verändert, macht dasselbe mit der alten Überlieferung.
Hinter solchen mutwilligen Verfälschungen stehen destruktive Ideologien, welche auf die Zerstörung der Kultur, der Tradition und der Gesellschaft allgemein abzielen.
Als Beispiel dienen die Erzählungen der Evangelien. Diese gehen auf die Vita Caesaris, die Lebensgeschichte Caesars zurück (Francesco Carotta: War Jesus Caesar?).
Die Geschichtskritik erkennt in vielen historischen Aussagen der Bibel die Vorbilder oder parallelen Texte der alten Literatur, zum Beispiel Titus Livius, Caesar oder Prokop von Caesarea.
Der Autor greift zwei eklatante Text-Verfälschungen aus den historischen Büchern des Alten Testaments heraus.
Wie viele Israeliten hat Moses am Fuß des Sinai umgebracht?
Der zum Verständnis der Textpassage notwendige Zusammenhang ist folgender:
Moses empfängt nach dem Auszug aus Ägypten auf dem Sinai die Gesetze Gottes. Als der Patriarch vom Berg hinabsteigt, sieht er die Israeliten ein Goldenes Kalb anbeten. In seinem Zorn befiehlt Moses den Leviten, unter seinen Landsleuten ein Massaker zu veranstalten.
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2. Buch Moses (Exodus) 32, 28
Vulgata
Feceruntque filii juxta sermonem Moysi,
cecideruntque in die illa quasi
viginti tria milia hominum.
Latein-Vokabular
viginti tria milium = 23'000
(tria milia = 3'000)
caedere, caecidi, caesum = niedermachen, töten
(cadere, cecidi, casum = fallen)
Eigene Übersetzung
Und die Leviten (die Levis)
handelten gemäß den Worten von Moses und (töteten)
machten an jenem Tag etwa dreiundzwanzigtausend
Leute nieder.
Lutherbibel
Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an jenem Tage vom Volk (etwa) dreitausend Mann.
Elberfelder Bibel
Und die Söhne Levis taten nach dem Wort Moses; und vom Volk fielen an diesem Tag etwa dreitausend Mann.
Zwingli-Bibel
Und die Leviten handelten nach dem Wort des Moses. So fielen vom Volk an jenem Tag an die dreitausend Mann.
Kommentar
Bewusst
wurde die Zahl der Getöteten um eine Null verringert.
Die Tatsache des Massakers
bleibt bestehen.
Der Umfang scheint aber weniger ungeheuerlich.
Ärgerlich ist ferner an der neuen
Übersetzung die Ausnutzung eines subtilen Unterschieds
zwischen den lateinischen
Verben cadere und caedere:
Diese Verben haben einen ähnlichen, aber nicht den gleichen Sinn: cadere
= fallen, caedere = fällen, töten.
Beide Verben haben ein Perfekt, das sich gleicht: caecidi vs. cecidi.
Die modernen Übersetzungen wählen
cadere = fallen. - Damit wird der Sinn entschärft:
"Man fällt in einem Kampf" ist nicht das Gleiche wie "man wird in einem Kampf
niedergemacht".
Bemerkungen aus der Sicht der Geschichtskritik
Das Massaker von Moses an den eigenen
Leuten
ist eine Parallelgeschichte zum Nika-Aufstand in Konstantinopel
unter der Regierung von Kaiser Justinian I.
Autor ist: Prokop von Caesarea
Der Nika-Aufstand ist wiederum eine
kondensierte Fassung des Gotenkriegs in Italien:
Die Byzantiner
ringen in einem langen Krieg die Goten nieder und vernichten sie.
Sogar der Abstieg von Moses vom Berg Sinai ist in der byzantinischen Version wiedergegeben:
Der gotische (!) General MUND (=
montem = Berg) vernichtet die Aufständischen
an einem Tag im Hippodrom = Lager
von Konstantinopel.
Dabei tötet er 30'000 Menschen.
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Vergleiche auch den Parallel-Beitrag:
Was machte David mit den Einwohnern von Rabba?