Eidgenossenschaft im Lichte der
Geschichtskritik und die Rolle Berns
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Gebet der Eidgenossen vor der Schlacht bei Murten
Monumental-Gemälde
von Auguste Bachelin, 1869
Schweizer
Privatbesitz
Vergleiche den Kommentar unten.
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Vollständig überarbeitete Neuausgabe des erstmals
2003 unter dem Titel
Die Mär von den
alten Eidgenossen und 2006, 2013 und 2019
unter dem Titel Bern und die alten Eidgenossen
erschienenen Buchs.
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© 2022 Christoph Pfister
Herstellung und Verlag:
Books on Demand, Norderstedt
ISBN 9783756821815
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Mottos
Was wollen wir der alten Griechen Gedichte,
oder der Römer lesen manche Geschichte?
Wir haben hier die Taten der Eidgenossen,
von denen wir uns rühmen sein entsprossen:
Dies sind lauter große Heldensachen,
die uns billig zur Nachfolge lustig machen [=
anleiten]:
In Treue, Liebe und Glauben nüchtern und ehrbar
leben!
Johann
Jakob Grasser: Schweizerisches Heldenbuch
(Schweitzerisch Heldenbuoch), Basel
„1624“. Neudruck Bern 1968.
Als Demut
weint und Hoffahrt lacht, da ward der Schweizer Bund gemacht.
Michael Stettler: Chronicon und Annales,
Bern „1627“, S. 29
Il faut avouer que
l’histoire de la pomme est bien suspecte et que tout ce qui l’accompagne ne
l’est pas moins.
Man muß einsehen, daß die Geschichte des
Apfelschusses sehr verdächtig ist und der ganze Rest der Erzählung ebenso.
Voltaire : Annales de l’Empire I (zum Jahr 1307)
(Übersetzung: Autor)
Wir sind in Ansehung der Geschichten unseres
Vaterlands auf eine zweifache Weise unglücklich. Nichts fehlt uns weniger als
Geschichtsschreiber: Nichts haben wir weniger als gute Geschichtsschreiber. Von
unseren ältesten Zeiten haben wir keine gewissen Nachrichten. Die ersten zwei
Jahrhunderte unserer Stadt brachten keine Geschichtsschreiber hervor. Die neuen
Zeiten hingegen haben viele, allein nur seichte Nachschreiber gezeugt, welche
den Namen eines Geschichtsschreibers mißbraucht und entheiliget.
Gottlieb Walther: Critische Prüfung der Geschichte von Ausrottung des Zäringischen Stamms durch Vergiftung zweier Söhnen Berchtolds V.; Bern 1765; Vorrede
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AC bedeutet ante Christum (natum) = vor Christi Geburt
AD bedeutet Anno Domini = im Jahre des Herrn = nach Christi Geburt
Die fremdsprachigen (inbegriffen
altdeutschen) Zitate sind vom Autor übersetzt worden.
Die Bibelzitate folgen der Zürcher
Bibel von 1955.
Ältere deutsche Zitate sind soweit
wie möglich dem heutigen deutschen Sprachgebrauch angepaßt worden.
Die Epochenbezeichnungen der älteren
Zeit, besonders „Altertum“ und „Mittelalter“ sind wegen ihres problematischen
Charakters grundsätzlich in Anführungszeichen gesetzt.
Ebenso sind alle Datumsangaben vor
dem 18. Jahrhundert nach Christus, „9. Jahrhundert nach Christus“, „1291“,
wegen ihrer Irrelevanz grundsätzlich in Anführungszeichen gesetzt.
Von Ausnahmen abgesehen wird von den Schwyzern geredet, wenn die Schweizer
Eidgenossen gemeint sind. Dies deshalb, weil die erstere Form den religiösen
Ursprung der Bezeichnung deutlicher hervortreten läßt. – Wenn damit die Leute
und die Talschaft von Schwyz gemeint sind, so wird das im Text besonders
vermerkt.
Falls lateinische Wörter und Namen
auf ihre dahinterstehende Bedeutung untersucht werden, so ist vorweg zu
bemerken, daß man bei der Analyse Akkusativ und Nominativ auseinanderhalten muß:
MITHRIDATEM - Mithridates, -
CALAMITATEM - calamitas oder – TYRUM
- Tyrus. – Der Akkusativ ist
wichtiger als der Nominativ, weil die am meisten gebrauchte Form in der Deklination.
Der vielfach genannte Berner
Geschichtsschreiber des 18. Jahrhunderts, Michael
Stettler soll nicht mit dem gleichnamigen Berner Kunsthistoriker des 20.
Jahrhunderts (Bücher: Bernerlob, Neues
Bernerlob) verwechselt werden.
Erster Teil: Hinführung zum Thema
Die alten Eidgenossen: eine Wundermär?
Die wundersame Entstehung der Eidgenossenschaft
Das Bundesbriefmuseum in Schwyz
Die Stiftsbibliothek Sankt Gallen
Hie Schweizerland, hie Bern!
Die Geschichte Berns von Richard Feller
Berns mutige, große, mächtige und
goldene Zeit
oder der Bankrott der Berner Geschichtsforschung
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Die große Geschichtserfindung und ihre Matrix
Kunstgegenstände Zeitrechnung und Jahrzahlen
Justinger und die Berner Chronistik der beiden Stettler
Der Justinger-Anshelm-Stettler-Komplex
Die Helvetische Chronologie (Chronologia
Helvetica)
von Johann Heinrich Schweizer (Suicerus)
Johannes Stumpf und seine große und
kleine
Schwyzer Chronik
Ägidius Tschudi und die eidgenössische Chronistik
Die Berner und Schwyzer Bilderchroniken
Die Dark Ages in der
Schweizer Kunstgeschichte
zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert
Diebold Schillings Jammertal-Bild
und das
pompejanische Mosaik der Alexanderschlacht
Überlegungen zur Baugeschichte und Architektur
Städtegründungen und Zähringer
Dritter Teil: Geschichte und Geschichten
Julius Caesar, die Helvetier und Aventicum
Baselwind = Belisar & Amalasuntha
Von der Matte ins Jammertal:
der zweite Teil von Berns Troja-Geschichte
Woher stammt die Burgunderbeute?
Karl der Kühne, Alexander der Grosse und die Eidgenossen
Alexander der Grosse, Karl der
Kühne, Mithridates, Aspendus,
Gordion, Aarberg und die Nibelungen
Sempach, eine Jesus-Geschichte
Weitere Kriege der Eidgenossen, von Näfels bis Bicocca
Der Schwabenkrieg oder die
Loslösung der Eidgenossen
vom Römischen Reich
Sinnzahlen in der älteren Geschichte der Eidgenossen
Reformation oder Glaubensspaltung?
Berner und Schwyzer Eidgenossenschaft
Der Schütze Ryffli und der Schütze Tell
Gründungssage und Wilhelm Tell im Urteil einiger Historiker
Das Rütli, Wilhelm Tell und Gessler
Elemente einer möglichen wahren
Entstehung
der Schwyzer Eidgenossenschaft
Für ein neues historisches Selbstverständnis der Schweiz
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Tabelle 2: Die Parallelen zwischen dem Laupenkrieg und dem Murtenkrieg
Tabelle 3: Die Parallelen zwischen Alexander dem Grossen, Karl dem Kühnen und den Eidgenossen
Tabelle 4: Numerologisch bedeutende Daten aus der Geschichte der alten Eidgenossen
Tabelle 5: Die Lebensdaten von Hildebrand - Gregor VII.
Tabelle 6: Christus-Chronogramme in der erfundenen Geschichte
der alten Eidgenossen
Tabelle 7: Die Parallelen zwischen der Befreiungsgeschichte Berns und der Waldstätte
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Die Geschichtsmalerei
als Teilgebiet der bildenden Kunst erlebte im 19. Jahrhundert mit den geistigen
Tendenzen des Historismus eine Hochblüte. Es wurden bevorzugt Motive aus der
erfundenen antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Geschichte genommen.
Der Neuenburger Maler
Auguste Bachelin (1830 – 1890) leistete mit einigen seiner Werke einen
wichtigen Beitrag zu den historischen Vorstellungen im letzten Drittel des 19.
Jahrhunderts.
1867 hielt er in zwei
Gemälden das Leben der Pfahlbauer im Gebiet von La Tène am Neuenburger See
fest. So gab er der damals durch die Entdeckungen an verschiedenen Schweizer
Seeufern entflammten Pfahlbau-Begeisterung eine illustrative Grundlage.
Das hier abgebildete,
1869 entstandene Monumentalgemälde Gebet
der Eidgenossen vor der Schlacht bei Murten verdient ein paar
Erläuterungen.
Die gelungene
Komposition und die ausgewogene Farbigkeit des Bildes verdienen hervorgehoben
zu werden. Das Gemälde ist eindrucksvoll, aber weder schwülstig noch
pathetisch.
Bachelin scheint für
seine Darstellung klassische Vorbilder verwertet zu haben: Die Übergabe von Breda von Velazquez und das Alexander-Mosaik aus
Pompeji scheinen durch.
Das Dekor entspricht
dem, was man sich damals unter einer bestimmten Geschichte vorstellte, ist also
zutiefst unhistorisch: Die fast unheimlich großen Fahnen verraten die Zeit der
Entstehung. – Die Rüstungen, die mehrere Krieger tragen, sind wohl nie im Kampf
verwendet worden. – Die Langspeere, welche die Silhouette des eidgenössischen
Harsts bilden, sind Entlehnungen aus chronikalischen Schlacht-Illustrationen.
Nach Bachelin ist die
Schweizer Historienmalerei für Jahrzehnte in teilweise unerträglich schwülstigen
Pathos und in leere Monumentalität hinabgesunken. Das belegen etwa die Gemälde
von Karl Grob oder Eugène Burnand. – Das bekannte Murtenschlacht-Panorama von
Louis Braun 1893 markiert den Gipfel einer degenerierten
Geschichtsillustration.
Das Gemälde von Bachelin war bis 2005 im Speisesaal des Hotels Weißes Kreuz in Murten zugänglich. Nach dem Verkauf der Liegenschaft kam das Bild in Privatbesitz.
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