DER GURTEN ALS EINSTIGER BURGBERG VON BERN

Eine historische Betrachtung von Berns Hausberg – Der Gurten als Ur-Bern – Der Gurten: Burgberg von Bern =  Troja – Die heimatkundlichen Ankerpunkte am Gurten: der Chutzen als Stelle eines ehemaligen Ringwalls, das Ostsignal, Der Fuchsenstein, der Zwerglistein oder Schalenstein, die Burg Ägerten (Egerdon), die Teufelsburdi oder der Ferlistein ob Wabern - Wabern heißt Neapel - Das Schloß Holligen - Eine fragliche Burgstelle oberhalb von Wabern

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Der Gurten wird auch in dem Buch
Die Ursprünge Berns (2020) behandelt.

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Der Schalenstein am Gurten
oberhalb von Kleinwabern
(Köniz, BE).
Ansicht von Westen.

Foto: Autor, 27.11.2013

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Es ist dies nicht der einzige Findling in jener Gegend: Auf den waldbedeckten Teilen der nördlichen Seitenmoräne des Gurtens finden sich noch heute etliche größere und kleinere Blöcke.

Der Findling wird von der Geologie als Chlorit-Sericit-Schiefer, also eine Art Gneis beschrieben und stammt aus dem Berner Oberland.

Der besagte Block steht seit 1950 unter staatlichem Schutz.

Der volkstümliche Name Zwerglistein kommt von der Meinung, die auf der Oberfläche sichtbaren - künstlich angebrachten - Schalen hätten einer Familie von Zwergen als Ess- und Trinkgefässe gedient.

Der Findling am Gurten bildet die südwestliche Ecke des vom Autor entdeckten vorgeschichtlichen Doppelquadrats von Bern. - Die Schalen haben demzufolge als Vermessungs-Marken gedient.

Vergleiche auch den Artikel über die Burgruine Aegerten am Gurten.

Der Schalenstein "Zwerglistein" am Gurten

Foto: Autor, 27.5.2013

Die größeren Schalen sind auf der Oberfläche des Blocks deutlich zu erkennen.

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Einschub: Die Gebäulichkeiten der 1996 stillgelegten Gurten-Brauerei in Wabern
sind 1211/12 größtenteils abgerissen worden. - Das Areal ist neu überbaut worden.

Luftaufnahme des Areals der ehemaligen Gurten-Brauerei in Wabern.
Zustand um 2010.

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"Im Aarziele, am äussern Bade"

Niklaus Senn: Blick vom Marzili auf den Gurten

Undatierte Bleistiftzeichnung (um 1850) von Niklaus Senn (1797 – 1867), Zeichenlehrer in Bern

Besitz des Autors

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Der Gurten – Berns Hausberg

Bern und der Gurten gehören zusammen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist dieser 850 m hohe Molasseberg im Süden der Stadt ein beliebtes Ausflugsziel. - Der Bau der Gurten-Seilbahn von Wabern aus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hat den Hügel auch verkehrstechnisch erschlossen. Das Gurten Kulm-Hotel kam hinzu. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden sowohl das Hotel und die Freizeitanlagen auf dem Berg umgestaltet und die Seilbahn neu gebaut.

Der Gurten ist dank eines Schutz-Konzepts von störender Bebauung und Zersiedelung frei geblieben. Nur das Könizer Spiegel-Quartier und der häßliche Kehrsatzer Villen-Abhang haben den Hügel zivilisatorisch angenagt. Doch glücklicherweise herrscht ein Fahrverbot auf den Gurten. Und durch den Bau eines neuen Aussichtsturmes beim West-Signal wurde die Aussicht von diesem Hügel noch lohnender.

Seit Jahren ist der Gurten auch Stätte eines sommerlichen Folk-Festivals. - Und seit 1864 wirbt der Name des Berner Hausbergs auch als Biermarke: Die Brauerei bei der Gurten-Talstation ist zwar seit 1996 stillgelegt; das Bier wird heute im aargauischen Rheinfelden gebraut.

Wahrlich, der Gurten ist den Bernern ans Herz gewachsen. - Dabei ist merkwürdigerweise die Geschichte des Berges untergegangen.

Aber hat der Gurten überhaupt eine Geschichte?

Durch meine heimatkundlichen Forschungen seit der Mitte der 1990er Jahre habe ich erkannt, daß der Gurten tatsächlich eine Geschichte besitzt. Nur können wir diese nicht aus Büchern und aus Archivalien holen, sondern müssen sie durch eine Vielzahl von Beobachtungen erschließen. Die Geschichte des Gurtens ergibt sich aus Spuren in der Landschaft, Ortsnamen und sonstigen Hinweisen.

Der Gurten, von der Elfenau aus gesehen

Farbstiftzeichnung des Autors, 1989

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Der Gurten als Ur-Bern

Bern ist mitnichten eine späte "mittelalterliche" Gründung, wie uns die erfundene Geschichte vorgaukelt. Die Aare-Schlaufe an jenem Ort war sicher schon in "keltischer" oder "gallorömischer Zeit" besetzt.

Durch mannigfache Überlegungen kam ich dazu, "Ur-Bern" auf dem Gurten zu sehen. Verschiedene Fingerzeige weisen darauf hin.

Zum ersten ist bei vielen befestigten Orten der Vorzeit nachzuweisen, daß die ursprüngliche Anlage auf einer Höhe lag.

Deutlich ist das etwa bei Zürich:

Auf dem Üetliberg gab es ein großes, mehrfach gestaffeltes keltisches Befestigungssystem. Die alten Befestigungsspuren drunten am Ausfluß der Limmat aus dem Zürichsee sind sicher jünger. Die zentralen Orte waren also ursprünglich Höhenburgen. Die späteren Plätze wurden zu Füssen einer solchen Akropolis angelegt.

Für Bern gilt das Gleiche. Als ursprünglicher Ort ist der Gurten anzunehmen. Dieser muß der alte Burgberg von Bern gewesen sein. Der Gurten war Ur-Bern.

Anhaltspunkte sind vorhanden.

Der Gurten-Berg

Ausschnitt aus dem General Plan des Amtsbezirks Bern von 1819

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Der Gurten als Burgberg des Priamus

Es ist kein Wunder daß hinter Bern (BERNAM = PRM = PRIAMUM) Priamus, der Oberkönig von Troja steht. Dieser alte König soll der Sage nach auf dem Burgberg von Troja einen großen Königspalast gebaut haben. Und da Bern gleich Troja ist, mußte die Stadt auch eine Oberstadt haben. Der Gurten galt als die Akropolis der Stadt, welche sich einen trojanischen Hintergrund zulegte.

Der Name GURTEN beweist die Vermutung: Dahinter steht lateinisch CURTIM, curtis, was Hof, nämlich Königshof bedeutet. - Und wer war der Herr dieser königlichen Höhenburg? Sicher Priamus, der Oberkönig von Troja.

Mit der Konsonantenfolge CR(S)TM bedeutet GURTEN natürlich auch CHRISTUM, Christus. - Man weiß bei alten Ortsnamen nie genau, welcher Sinn überwiegte oder ursprünglich beabsichtigt war.

Also bedeutet Gurten der christliche Burgberg des Gottvaters Priamus.

Der Gurten von Westen,
vom Könizbergwald aus gesehen

Foto: Autor, 11.5.2005

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Der Gurten = Gordion (Gordium)

In der Alexander-Sage macht der Makedonen-König auf seinem Feldzug gegen die Perser in Kleinasien bekanntlich einen merkwürdigen Umweg:

Von Halikarnassus zieht Alexander der Grosse an der Südküste Anatoliens entlang, um in Tarsus später die Perser ein zweites Mal zu schlagen. Doch in Pamphilien, bei den Städten Perge, Aspendus und Side beschliesst der Eroberer eine merkwürdige Kehrtwendung. Alexander zieht nordwärts in Innere zu den Städten Gordion (Gordium) und Ancyra. - Erst nach dem Besuch dieser Orte geht er wieder südwärts zur Küstenebene von Tarsus.

Eine solche Extra-Tour kommt in der erfundenen, nicht aber in der realen Geschichte vor. Also müssen wir nach den Gründen fragen, weshalb Alexander der Grosse diesen Umweg machen mußte.

In meinem Artikel: Alexander der Grosse kam bis Aspendus, Karl der Kühne bis Aarberg komme ich dem Rätsel auf die Spur:

Karl der Kühne ist eine Parallelität zu Alexander dem Grossen. Wo der eine war, dort auch der andere. Die Geschichte wird in der eidgenössischen Variante aber dialektisch und leicht verändert abgehandelt:

Bern ist Gordion (Gordium).

Alexander der Grosse besucht den Burgberg von Gordion (Gordium). Dort zertrennt er mit seinem Schwert den Knoten der Deichsel eines Wagens.

Das will bedeuten: Bern mit seinem Burgberg Gurten (Gordion, Gordium) erklärt Karl dem Kühnen (den Persern) den Krieg.

Das Vorkommen von Gordion = Gurten in Kleinasien beweist einmal mehr, daß die Alexander-Geschichte wahrscheinlich in Bern oder in der Westschweiz erfunden wurde.

Der Chutzen
und die verschwundenen Wälle auf dem Gurten

Der Gurten war nach der Meinung der Geschichtserfindung als symbolischer Burgberg anzusehen.

Doch es gab tatsächlich alte Befestigungen auf dem Gurten, auch wenn heute nichts mehr erhalten ist.

Die Gurten-Höhe bildet ein längliches Oval mit den von der Eidgenössischen Landestopographie festgesetzten Ankerpunkten, nämlich dem West-Signal beim heutigen Gurten-Kulm, und dem Ost-Signal, von wo aus man bei schönem Wetter einen prachtvollen Blick auf die Berge des Berner Oberlandes hat.

Beim West-Signal nun lag in altbernischer Zeit ein Chutzen, also ein Alarmfeuer. Und man weiß aus alten Quellen, daß jener Signalposten sich in einem alten Ringwall befand. - Das war nicht ungewöhnlich. Zum Beispiel haben sich auf der Höhe des Frienisberges im Nordosten Berns die Reste einer alten Erdburg erhalten. Und auch dieser Platz wurde als Chutzen genutzt und trägt noch heute diesen Namen.

Beiläufig sei hier gesagt, daß Chutzen ein hebräisches Wort darstellt (vergleiche: Hebraica historica).

Doch nicht nur das West-Ende der Gurten-Höhe war befestigt. Vermutlich war die ganze Hochfläche des Berges ein keltisches Oppidum. Deshalb nehme ich auch an, daß die Höhe gegen Osten beim heutigen Ost-Signal durch einen Abschnittswall und -Graben gesichert war. - Wie beim Chutzen-Ringwall sind jedoch alle Spuren verschwunden.

Mit der von mir entdeckten keltischen Landvermessung des Berner Mittellandes konnte ich nachweisen, daß das Ost-Signal einen wichtigen Markpunkt bildete. Beispielsweise läßt sich von dort eine Linie nach Bremgarten im Aargau ziehen. Diese hat eine Länge von genau 37.5 keltischen Meilen und eine Ausrichtung nach dem Sonnenaufgang zur Zeit der Sommer-Sonnenwende, also 54.5° NE.

Auf dem nachfolgenden Plan wird das hypothetische Aussehen der einstigen Höhenburg auf dem Gurten skizziert.

Plan eines vermutlichen Oppidums
auf dem Gurten-Berg bei Bern

Plan: Autor, 2020

Zuoberst rechts ist der ehemalige Ringwall zu setzen.
Die Spitze gegen SE könnte einen Abschnittswall gehabt haben.

Eine figürliche Darstellung der Gesamtanlage darf vermutet werden.

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Zum Vergleich: das Oppidum RAVENEL bei Suchy VD

Die Ähnlichkeit der beiden Anlagen ist verblüffend.

 

Auf dem Gurten-Berg gibt es auch eine Burgstelle mit sichtbaren Resten. Die Rede ist von der Ruine Ägerten oberhalb des Weilers Gurtendorf, gut einen Kilometer im Südosten des Ostsignals.

Der Fuchsenstein und der Schalenstein

Am Gurten-Berg finden sich auch einige bedeutende erratische Blöcke. Drei von ihnen sollen erwähnt werden.

Der Fuchsenstein am Gurten

Koordinaten: 600'478/195'876. Er gilt als größter Findling in der Region Bern.

Foto: Autor, 28.2.2004

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Der sogenannte Fuchsenstein liegt etwa 400 m südöstlich des Ostsignals, zuoberst am Steilabhang des Gurtens nach Süden (vgl. Abbildung). Er gilt als der größte Findling in der Region Bern. Das Volumen des Fuchsensteins wird auf gegen 100 m3 geschätzt, wobei der größere Teil im Boden steckt. - Seinen Namen erhielt der Block von den zahlreichen Fuchsbauten, die sich um ihn herum finden.

Ebenfalls ein besonderer erratischer Block ist der sogenannte Zwerglistein (Koordinaten: 602219/196640), am oberen Rand einer Seitenmoräne auf der nördlichen Seite auf halber Höhe des Gurtens.

Der Zwerglistein ist ein sogenannter Schalenstein. Man versteht darunter Findlinge, welche auf der Oberfläche künstlich angebrachte schalenförmige Vertiefungen von wechselnder Größe und Zahl tragen.

Im Mittelland gibt es erhaltene Schalensteine heute nur noch in einem Dreieck zwischen dem Nordufer des Neuenburger Sees, dem bernischen Wiedlisbach und der Region Bern. - Der Schalenstein am Gurten ist der südlichste in diesem Perimeter.

Der Zwerglistein trägt etwa 15 sichere und schön gearbeitete Schalen (vgl. das Foto).

Der Schalenstein am Gurten,
auch "Zwerglistein" genannt

Koordinaten: 601'219/196'640

Man erkennt Schalen in der Mitte
und am rechten Rand der Oberfläche des Blockes

Foto: Autor, 1999

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Für mich ist der Schalenstein am Gurten der am besten gedeutete Stein der Region Bern. Es gibt wohl keinen wichtigeren Markstein als diesen: Er bildet eine Ecke des sogenannten Doppelquadrats von Bern - einer vorgeschichtlichen Vermessung der Aare-Schlaufe von Bern - und ist auch sonst ein wichtiger vermessungstechnischer Ankerpunkt. Etwa ein Dutzend sichere Linien laufen über diesen Findling.

Die Teufelsburdi oder der Ferlistein ob Wabern

Ein dritter bedeutender Findling ist heute verschwunden; dennoch muß er unbedingt erwähnt werden. Es ist die sogenannte Teufelsburdi von Wabern (Koordinaten: ca. 600'400/197'540), ein mächtiger erratischer Block. Er lag knapp oberhalb der ehemaligen  Gurten-Brauerei, zuunterst im bewaldeten Steilhang des Gurten-Berges.

Der Name Teufelsburdi wurde gerne für mächtige Findlinge gebraucht. Noch heute finden sich im Kanton Bern Die Teufelsburdi bei Winzenried auf dem Längenberg westlich von Belp und die mächtigen Blöcke der Teufelsburdi auf dem Jolimont zwischen Bieler- und Neuenburgersee.

Die Teufelsburdi bei Wabern wurde um 1830 gesprengt, um Baumaterial zu gewinnen. Der Findling diente als Rohstoff für Randsteine und für Türeinfassungen eines Zuchthauses (!) in Bern.

Obwohl verschwunden, konnte ich den Standort jenes großen Blockes dank der keltischen Landvermessung fast metergenau bestimmen. Verschiedene Linien liefen über diesen Block. Und zu mehreren anderen wichtigen Markpunkten in der Region teilweise lassen sich genaue ganzzahlige Werte in dem alten Wegmaß errechnen.

Besonders interessant ist auch der zweite Name der verschwundenen Teufelsburdi: Ferlistein.

Das FERLI = PRL > PR(I)M enthüllt den Namen den trojanischen Gottkönigs PRIAMUS! - Damit schließt sich der Kreis der etymologischen Beweisführung: Der Gurten ist der Burgberg des Priamus, an dessen Fuß der Stein des Ferli = Priamus liegt.

Wabern heißt Neapel

Mit der verschwundenen Teufelsburdi bei der heutigen Gurtenbahn-Talstation sind wir den einstigen Burgberg von Bern hinabgestiegen und haben Wabern erreicht.

Blick auf die Stadt Bern von Wabern aus

Ölgemälde von Johannes Dünz, um 1770/80 anzusetzen

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Historischen Museums Bern

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Wabern war einst ein kleiner Weiler, heute aber ein großer Vorort von Bern, aber politisch zur Riesengemeinde Köniz gehörig.

Am Anfang des Artikels wurde gesagt, daß der Gurten der alte Burgberg von Bern = Troja sei; der Berg, auf welchem der trojanische Oberkönig seine Residenz hatte.

Wäre es also nicht naheliegend, daß auch Wabern am Fuße des Gurtens in seinem Namen einen Hinweis auf die Troja-Sage enthält?

Lange wollte ich nicht daran glauben. Doch heute ist die Deutung des Namens sicher: Die Mitlaute in Wabern = VPRM  sind umzuformen zu V/PLM. Das V ist ein umgestürztes N. Folglich ergibt sich die Konsonanten-Reihe NPLM, woraus man unschwer NEAPOLIM, Neapolis, Neapel herausliest.