Gottlieb Emanuel von Haller ("1735 - 1786")
(Angeblicher) Sohn von Albrecht von Haller ("1708 - 1777")
Sowohl Vater wie Sohn sind fiktive Gestalten der Berner Geschichte.
Die Biographie des Sohnes (G.E. v.
Haller)
ist dabei von ebenso haarsträubender Absurdität wie diejenige des Vaters.
Die
beiden Haller beweisen einmal mehr, dass nach der
Geschichts- und
Chronologiekritik
vor etwa 1790/1800
keine sicheren inhaltlichenund zeitlichenAussagen möglich
sind.
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Für Einzelheiten:
Hans Häberli: Gottlieb Emanuel von Haller, Bern 1952 (Dissertation)
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Die Biographie von Gottlieb Emanuel von Haller
Der Lebenslauf von A. von Hallers
Sohn ist eng verwoben mit demjenigen seines Vaters
und strotzt von unmöglichen
Einzelheiten.
G.E. von Haller wurde in Bern
geboren. Mit zwölf (!) Jahren sei er wie sein Vater
an die Universität
Göttingen gekommen.
Als Fünfzehnjähriger (!) habe er
als Student der Medizin und Botanik
gegen das System von Linné geschrieben.
Mit 18 Jahren sei Haller junior
nach Bern zurückgekehrt
und habe dort Jus und Geschichte (!) studiert.
"1760" habe Haller eine Reise nach Paris unternommen.
Danach wird Haller als
Historiker, Numismatiker, Bibliothekar
und als korrespondierendes Mitglied mehrerer ausländischer Akademien beschrieben.
Doch vor allem habe er sich der Berner Politik gewidmet und verschiedene Ämter bekleidet.
"1785" sei er Landvogt in Neuss (Nyon) im Waadtland geworden und bald darauf gestorben.
G.E. von Haller soll eine zehnköpfige Familie (sechs Söhne und vier Töchter) besessen haben.
Obwohl Haller junior nur fünfzig
Jahre alt wurde, hat er eine erstaunliche
politische, publizistische und
wissenschaftliche Karriere
mit ebenso phänomenalen Leistungen vorzuweisen.
Schon um 1760, also mit 25 Jahren
soll er 200 (!) Manuskriptbände und
1000 (!) gedruckte Bücher
besessen
haben.
G.E. von Haller habe sich in den 1770er
Jahren
als Kritiker der Geschichtlichkeit
von Wilhelm Tell hervorgetan.
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Hallers angebliches Hauptwerk:
Bibliothek der
Schweizer-Geschichte in 6 Bänden mit 1 Registerband,
angeblich erschienen in Bern
"zwischen
1784 und 1787".
Die schweizergeschichtliche
Bibliothek stellt ein Register aller relevanten Dokumente
zur Geschichte des
Landes dar.
Zur Zusammenstellung der Beiträge
habe sich Haller junior
eines ausgedehnten "Korrespondentennetzes" bedient.
Das Werk sei postum erschienen.
Kritik: Das Quellenwerk ist
unmöglich: Um diese Zeit (also 1785) war ein Grossteil
der darin verzeichneten Dokumente noch gar nicht geschrieben oder nicht bekannt.
Schon ein summarischer Blick zeigt und eine oberflächliche Sichtung der Publikationen erweist:
Die Werke der beiden
Geisteshelden Haller Vater und Sohn sind verfrüht,
wurden später und von anderen geschrieben.
An den Monumenten Albrecht von
Haller und Gottlieb Emanuel von Haller
hat ein ganzer Kreis,
eine gut vernetzte
Schreibstube gearbeitet.
Ein paar besonders krasse Behauptungen über Haller junior sollen hervorgehoben werden:
- G.E. von Haller sei bereits mit 12 Jahren Student einer Universität geworden.
- Schon mit 17 Jahren habe er sich publizistisch hervorgetan.
- Schon mit 25 Jahren habe er eine umfangreiche Sammlung von Büchern und Manuskripten besessen.
- Wie sein Vater Albrecht, so erfuhr Gottlieb Emanuel bei seiner Rückkehr nach Bern einen Karriereknick:
- Trotz wissenschaftlicher Meriten widmeten sich die Beiden dem Staatsdienst.
- Woher Vater und Sohn die Zeit für
ihre erstaunliche wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit nahmen,
wird
nicht erklärt.
Die Gestalt von Gottlieb Emanuel
von Haller stellt eine skandalöse Fälschung
oder falsche Zuschreibung
von
grösstem Ausmass dar.
Das siebenbändige Werk
Bibliothek der Schweizer-Geschichte,
angeblich "1784 - 1787" erschienen,
ist
von der Art des Aussehens der Bücher,
aber vor allem vom Inhalt her, erst in den 1840er Jahren möglich.
Zwischen der behaupteten und der
wahren Entstehung der Quellensammlung
von G.E. von Haller
klafft eine zeitliche Lücke von mehr als fünfzig Jahren!
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Ausschnitt aus dem Online-Katalog der Burgerbibliothek Bern
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Man achte, dass Hallers Quellen-Werk angeblich ZWEI Fortsetzungen erfuhr:
1) Die erste Fortsetzung nach dem gedruckten Werk von 1785.
2) eine zweite ungedruckte Fortsetzung in den Jahren um 1830.
Wurde die Fortsetzung der 1830er Jahre tatsächlich nicht gedruckt?
Oder gibt es nur ein Werk ohne Fortsetzung, in den 1840er Jahren veröffentlicht?
Weshalb bestand der weitgehend
unbekannte G.E. von Mülinen
darauf,
G.E. von Haller fortgesetzt zu haben?
Dabei ist er, Mülinen, der Autor. - G.E. von Haller kann man vergessen.
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PS: Die drei aufgeführten
Archivalien (Nachlass G.E. von Haller und die beiden
"Fortsetzungen" der Bibliothek der Schweizer Geschichte) sind in der
Burgerbibliothek
für die Forschung NICHT zugänglich!
Weshalb wohl?
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Man achte im Katalog auf zwei Dinge:
1) Zuerst wird ein "durchschossenes
Exemplar" der gedruckten Bibliothek der Schweizer Geschichte, postum
"1786" erschienen,vorgestellt, "mit den handschriftlichen Zusätzen des
Verfassers" (also G.E.v. Haller):
Hat G.E. von Haller sein Werk aus dem Jenseits fortgesetzt?
2) Dann gibt es eine nicht gedruckte
Fortsetzung von Hallers Bibliothek der Schweizer Geschichte,
verfasst von einem Gottfried von Mülinen um 1830 - 1840.
Dabei ergibt sich:
Hallers gedruckte
Bibliothek der Schweizer Geschichte stammt aus der Zeit um 1840.
Durch verschiedene Kniffe wurde es rückdatiert und G.E. von Haller unterschoben.
Erst um 1850 gab es Werke,
die es mit G.E. von Hallers Quellenwerk zur Schweizergeschichte
aufnehmen konnten.
Ein grosser Teil der
Erscheinungen, sowohl von Haller Vater wie von Haller Sohn,
sind in die Zeit
nach 1800,
in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts anzusetzen.
Haller Vater und Sohn sind
identische fiktive Personen. Der Sohn wurde wegen des
Geschichtswerks vom Vater biographisch abgetrennt.
Man achte auch, dass die
"Fortsetzung" von G.E. v. Hallers Geschichts-Werk von einem
Mann aus der Familie von Mülinen verfasst worden ist.
Die Mülinen waren, wie das
untenstehende Verzeichnis beweist, führend in der
Erfindung der älteren Berner Geschichte bis weit ins 19. Jahrhundert.
Auch Albrecht von Haller dürfte zu
einem wesentlichen Teil von der Schreiberwerkstatt
der Mülinen gestaltet worden sein.
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Die Mülinen-Geschichts- und Quellenschreibung:
Ein grosser Teil der Dokumente zur
Berner Geschichte bis in die 1850er ^Jahre,
wurde von der Mülinen-Schreibstube verfasst.
NB: Dokumente aus dem Mülinen-Archiv beginnen "mit dem 14. Jahrhundert"!
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11.2024