Gottlieb Emanuel von Haller ("1735 - 1786")
(Angeblicher) Sohn von
Albrecht von Haller ("1708
- 1777")
Sowohl Vater wie Sohn sind fiktive
Gestalten
der Berner Geschichte.
Die Biographie des Sohnes (G.E. v.
Haller)
ist dabei von ebenso haarsträubender Absurdität
wie diejenige des Vaters.
Die
beiden Haller beweisen einmal mehr, dass nach der
Geschichts- und
Chronologiekritik
vor etwa 1800
keine sicheren inhaltlichen und zeitlichen Aussagen
möglich
sind.
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Für Einzelheiten:
Hans Häberli: Gottlieb Emanuel von Haller,
Bern 1952
(Dissertation)
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Haller: Bibliothek der Schweizer Geschichte
Gottlieb Emanuel von Haller (+1786) |
Haller oder Mülinen? |
Gottfried von Mülinen (+1830) |
Bibliothek der Schweizer Geschichte |
Bibliothek der Schweizer Geschichte |
Bibliothek der Schweizer Geschichte |
Druck von angeblich 1784 - 1787 NB: Das Werk ist postum erschienen. |
Fortsetzung des gedruckten Werks in Form von handschriftlichen Zusätzen des postumen Verfassers. |
Fortsetzung des Werks durch Gottfried von Mülinen. |
Ca. 1785 |
1785 ff. |
Ende der
handschriftlichen und ungedruckten Fortsetzung: |
Aporie Hallers Werk ist postum erschienen und soll von ihm postum fortgesetzt worden sein. |
Bemerkungen Verschränkung von postumer Drucklegung des Werks mit zwei undatierten und ungedruckten Fortsetzungen. |
Aporie Hallers Werk soll zwei Fortsetzungen erfahren haben, eine nach 1785, die andere im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. Beide Fortsetzungen seien ungedruckt geblieben. |
Die Ungereimtheiten beim Hauptwerk von G.E. von Haller
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Die Biographie von Gottlieb Emanuel von Haller
Der Lebenslauf von A. von Hallers
Sohn ist eng verwoben mit demjenigen seines Vaters
und strotzt von unmöglichen
Einzelheiten.
G.E. von Haller wurde in Bern
geboren. Mit zwölf (!) Jahren sei er wie sein Vater
an die Universität
Göttingen gekommen.
Als Fünfzehnjähriger (!) habe er
als Student der Medizin und Botanik
gegen das System von Linné geschrieben.
Mit 18 Jahren sei Haller junior
nach Bern zurückgekehrt
und habe dort Jus und Geschichte (!) studiert.
"1760" habe Haller eine Reise nach Paris unternommen.
Danach wird Haller als
Historiker, Numismatiker, Bibliothekar, Mitglied des Grossen Rats,
Stadtweibel, Gerichtsschreiber und als korrespondierendes Mitglied mehrerer
ausländischer Akademien beschrieben.
"1785" sei er Landvogt in Neuss (Nyon) im Waadtland geworden und bald darauf gestorben.
G.E. von Haller soll eine zehnköpfige Familie (sechs Söhne und vier Töchter) besessen haben.
Obwohl Haller junior nur fünfzig
Jahre alt wurde, hat er eine erstaunliche
politische, publizistische und
wissenschaftliche Karriere
mit ebenso phänomenalen Leistungen vorzuweisen.
Schon um 1760, also mit 25 Jahren
soll er 200 (!) Manuskriptbände und
1000 (!) gedruckte Bücher
besessen
haben.
G.E. von Haller veröffentlichte
angeblich 1772 eine
Rede über Wilhelm Tell.
Dieses Werk ist aber eher um 1790 anzusetzen.
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Hallers angebliches Hauptwerk:
Bibliothek der
Schweizer-Geschichte in 7 Bänden,
angeblich erschienen in Bern
"zwischen
1784 und 1787".
Die schweizergeschichtliche
Bibliothek stellt ein Register
aller relevanten Dokumente
zur Geschichte des
Landes dar.
Zur Zusammenstellung der Beiträge
habe sich Haller junior
eines ausgedehnten "Korrespondentennetzes" bedient.
Das Werk ist postum erschienen.
Kritik
Das Quellenwerk kann
unmöglich um die angegebene Zeit erschienen sein.
Zwar folgt es genau der chronologischen Limite, also Anfangs der 1780er Jahren.
Doch
die Hinweise deuten auf eine spätere Herausgabe.
Die Werke der beiden
Geisteshelden Haller Vater und Sohn sind verfrüht,
wurden später und von anderen geschrieben.
An den Monumenten Albrecht von
Haller und Gottlieb Emanuel von Haller
hat ein ganzer Kreis,
eine gut vernetzte
Schreibstube gearbeitet.
Ein paar besonders krasse Behauptungen über Haller junior sollen hervorgehoben werden:
- G.E. von Haller sei bereits mit 12 Jahren Student einer Universität geworden.
- Schon mit 17 Jahren habe er sich publizistisch hervorgetan.
- Schon mit 25 Jahren habe er eine umfangreiche Sammlung von Büchern und Manuskripten besessen.
- Wie sein Vater Albrecht, so erfuhr Gottlieb Emanuel bei seiner Rückkehr nach Bern einen Karriereknick:
- Trotz wissenschaftlicher Meriten widmeten sich die Beiden dem Staatsdienst.
- Woher Vater und Sohn die Zeit für
ihre erstaunliche wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit
nahmen,
wird
nicht erklärt.
Die Gestalt von Gottlieb Emanuel
von Haller stellt eine skandalöse Fälschung
oder falsche Zuschreibung
von
grösstem Ausmass dar.
Das siebenbändige Werk
Bibliothek der Schweizer-Geschichte,
angeblich "1784 - 1787" erschienen,
ist in die ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts anzusetzen.
Zwischen der behaupteten und der
wahren Entstehung der Quellensammlung
von G.E. von Haller
klafft eine zeitliche Lücke von mehr als sechzig Jahren!
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Ausschnitt aus dem Online-Katalog der Burgerbibliothek Bern
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Man achte, dass Hallers Quellen-Werk ZWEI Fortsetzungen erfuhr:
1) Die erste Fortsetzung in Form
von eingefügten Ergänzungen
in das gedruckte Werk.
2) eine zweite ungedruckte Fortsetzung, die bis in die 1830er Jahre reicht.
Wurde die Fortsetzung der 1830er Jahre tatsächlich nicht gedruckt?
Oder gibt es nur ein Werk ohne Fortsetzung, in den 1840er Jahren veröffentlicht?
Weshalb bestand der weitgehend
unbekannte G.E. von Mülinen
darauf,
G.E. von Haller fortgesetzt zu haben?
Wer hat nach dem Druck des Werks
(zwischen 1830 und 1840) die
handschriftlichen Ergänzungen eingefügt?
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Fazit
Hallers Bibliothek der Schweizer
Geschichte wurde von Mitgliedern der
Familie Mülinen um 1830/1840 verfasst und herausgegeben.
Der hauptsächliche Zweck der
Ausgabe war, einen Geschichtsschreiber
Gottlieb Emanuel von Haller Anfangs der 1780er Jahre zu beweisen.
Der Kreis der Mülinen
steht sicher auch hinter der monumentalen
Ausgestaltung der Biographie und der Werke von Albrecht von Haller.
Die Mülinen waren, wie das
untenstehende Verzeichnis beweist, führend in der
Erfindung der älteren Berner Geschichte bis weit ins 19. Jahrhundert.
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NB: Dokumente aus dem Mülinen-Archiv beginnen "mit dem 14. Jahrhundert"!
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4.2025