Die Pierre Pertuis bei Tavannes
(Dachsfelden) Kanton Bern

Ein „römischer" Straßendurchstich
mit einer
phantastischen Nebenbedeutung

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Die Pierre Pertuis

Radierung von Peter Birmann, um 1800

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aus: Christophe Gerber: La route romaine transjurane de Pierre Pertuis.
Recherches sur le tracé romain entre le Plateau suisse
et les bassins du Doubs et du Rhin; Bern 1997, p. 73

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Die Pierre Pertuis bei Tavannes BE von Norden

Foto: Internet

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Der Anlaß

Bei der Betrachtung einer Felsformation hinter dem Bantiger bei Bern bin ich auf das Thema der vorgeschichtlichen Felsbögen oder Felsdurchbrüche aufmerksam geworden.

Die Ruine Geristein, 7 km nordöstlich von Bern, befindet sich auf einem gewinkelten Sandsteingrat. Das südwestliche Grat-Ende weist dabei einen großen Felsdurchbruch auf, dessen Pfeiler und Bogen dabei wie der Kopf und der Rüssel eines Elefanten aussieht (vgl. dazu: Der Elefant von Geristein).

Der Volksmund nennt diese Felsformation den Elefanten - zu Recht. Durch den Vergleich mit anderen und ähnlichen Felsformationen hat sich ergeben, daß die meisten derartigen Löcher, Durchbrüche und Bögen im Felsen nicht natürlich als "Erosionsformen" aufzufassen sind, sondern als von Menschen gestaltete Felsbilder.

Ein weiterer Felsbogen im Kanton Bern ist ebenso interessant: Zwingherrenbogen neben der Schlosschällen, westlich von Hinterfultigen.

Die Pierre Pertuis und ihre Inschrift

Die Pierre Pertuis liegt im Berner Jura, am Nordende der Klus von Sonceboz, gleich südlich des Städtchens Tavannes, deutsch Dachsfelden.

Bei der Pierre Pertuis handelt es sich um einen Felsdurchbruch, der zur Anlage einer Strasse in eine Felsrippe gebrochen wurde.

Die Strasse war "römisch" - wobei nicht klar ist, worin sich denn ein solcher Weg von "keltischen" oder "mittelalterlichen" Fahrrinnen unterscheidet. - Wir sagen deshalb ganz einfach, daß dieser Karrweg alt, vorgeschichtlich ist. - Im Sinne einer neuen Chronologie würde damit ein Alter von mehr als 300 Jahren angedeutet.

"Römisch" ist der Felsdurchbruch, weil über dem Felsbogen an der Nordseite eine Inschrift angebracht ist:

NUMINI AUGUST(ORUM) VIA D(UCTA)
PER M(ARCUM) DUNIUM PATERNUM
IIVIR(U)M COL(ONIAE) HELVET(IORUM)

Zum göttlichen Ruhm der Herrscher wurde diese Strasse
(oder dieser Viadukt) von Marcus Dunius Paternus,

Vize-Magistrat
der Helvetischen Kolonie (Aventicum) angelegt.

Die Inschrift hört sich sehr schön an und läßt Archäologen und Historiker in Entzücken ausbrechen: Hier also hätten wir ein originales Schriftzeugnis aus der "Römerzeit" vor uns.

Die Analyse jedoch erweist die Inschrift als eine Schöpfung der Grossen Aktion der Geschichtsfälschung des 18. Jahrhunderts.

Mehrere Hinweise entlarven den nachantiken Ursprung dieser Inschrift an der Pierre Pertuis:

- Das VIA DVCTA erscheint wie eine bewußte Zweideutigkeit: Dies kann "das gezogene Straßen-Trassee" bedeuten - oder aber Viadukt - also "Brücke".

- Die HELVETIER sind eine Schöpfung der eidgenössischen Geschichtserfindung. Damit adelte man die Vorfahren als judenchristliches Volk. Die HELVETII sind nämlich vom Hebräischen halev'ii abgeleitet, was der Priester bedeutet. Die Ahnen der Schwyzer waren also das hebräische Priestervolk.

Hebräisch ist eine junge Sprachschöpfung, nach der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden.

Straßendurchstich oder Felsbogen?

Läßt man die zweifelhafte Inschrift weg, so hat man mit der Pierre Pertuis eine Felsbearbeitung aus alter Zeit vor sich.

Man darf sich aber nicht damit zufrieden geben, hier hätten die Alten zwecks Anlage eines Fahrweges einen Felsen durchbohrt. Damit wäre dieses Menschenwerk rein aus Zweckgründen geschaffen, so wie man auch an anderen Orten Tunnels anlegt.

Schaut man sich die Pierre Pertuis von beiden Seiten - von Norden wie von Süden genau an, so erkennt man mehr als nur eine Bearbeitung aus reinen Nützlichkeitserwägungen (vgl. die nächsten beiden Abbildungen).

Die Pierre Pertuis von Süden

Foto: Autor, 25.4.2004

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In einer eleganten Schwingung springt der Grat aus Jurakalk schräg  gegen die Schlucht vor und taucht dort in den Boden.

Der Durchstich ist eindeutig künstlich.

Der Tunnel der Pierre Pertuis ist sowohl unregelmäßig wie formvollendet in den Stein gehauen: auf der Ostseite mit einer steilen Seitenwand, die in einen runden Bogen übergeht.  Gegen Westen ist der Durchstich erweitert und folgt der schräg fallenden Schichtung des Gesteins.

Die besondere Modellierung des Tunnels ist besonders von Süden her auffällig: Das kann kein normaler Tunnel sein.

Nun, haben die Alten mit Vorliebe konkrete Formen in ihren Felsschöpfungen angedeutet. Bei Geristein wurde ein Felsbogen so modelliert, daß er wie der Rüssel eines Elefanten aussah.

Auch bei der Pierre Pertuis muß man bei dem Torbogen des Tunnels eine bewußte Modellierung des Felsens annehmen. - Der Felsdurchbruch enthält zweifellos ein subtil verstecktes Vexierbild.

Die Pierre Pertuis - die Birs

Gleich unterhalb des Straßentunnels entspringt die Birs, welche bei Basel in den Rhein mündet.

Etymologisch steckt in BIRS = PRS = PERSIA, Persien.

Wie gesagt, entspringt die Birs gleich bei der Pierre Pertuis. Das läßt überlegen, ob tatsächlich mit dem Namen das lateinische PETRA PERTUSA = durchstoßener Felsen gemeint ist. - Die Übersetzung stimmt. Trotzdem möchte man meinen, daß  PERTUSA ein ursprüngliches PERSICA enthält. Also wäre der Felsbogen der Persische Felsen, unter welchem der Perser-Fluss entspringt.

Die Pierre Pertuis und Dachsfelden

Gleich unterhalb des Felsbogens, am Fuße des Berges, liegt ein Ort, der auf Französisch Tavannes, auf Deutsch - heute nicht mehr gebräuchlich - Dachsfelden heißt.

Weshalb heißt die Ortschaft Dachsfelden, das weite Tal das Dachsfelder Tal?

Könnte nicht vielleicht in dem Felsbogen der Pierre Pertuis auf einer Seite und aus einer besonderen Perspektive heraus die Form eines Dachses zu erkennen sein?

Man braucht nicht lange zu überlegen: Der Felsdurchbruch lässt von Norden her gesehen die Schnauze eines Dachses erkennen. - Sogar das Auge ist als Vertiefung neben der Inschrift zu sehen.

Die Pierre Pertuis auf der Nordseite

Foto: Autor, 25.4.2004

Deutlich ist in dem nach rechts zum Boden führenden Felsbogen die Schnauze eines Dachses zu erkennen.

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In den Felsdurchbruch der Pierre Pertuis ist also - gleich einem Vexierbild - eine zoomorphe Figur hineingearbeitet. Der Dachs hat auch der nördlich am Fuss gelegenen Ortschaft den deutschen Namen Dachsfelden gegeben.

Die Erkenntnis beweist, wie anschaulich die Alten dachten. Aus besonderen Geländeformen, menschengestalteten Felsformen und Ortsnamen wurde eine historische Landschaft geschaffen, deren Elemente noch erhalten sind und die wir aus vielen Fingerzeigen wieder in den ursprünglichen Zusammenhang setzen können.  

Südwestlich der Pierre Pertuis, am Ausgang der Schlucht von Rondchâtel, bei Frinvillier finden sich zwei weitere interessante Zeugnisse aus alter Zeit: Das Martinsklafter (toise de Saint-Martin) und ein Stück "römischer" Gleisstrasse.