Frumberg im Hünliwald
bei Allmendingen/Bern

Das Erdwerk ist bekannt,
aber der Name abgewandert

***********************************

Startseite: www.dillum.ch

********************************

Über Frumberg vergleiche auch
das Burgen-Buch des Autors:

Burgen rund um Bern (2022)

********************

Frumberg bei Allmendingen (Bern): Plan

Äquidistanz der Höhenkurven: 1 m

Plan: Autor, 2020

*****************************************

In der länglichen Form des Hügels erkennt man ein Schiff, mit dem doppelrechteckigen Burghügel als Aufbau.

Auf dem Burghügel ist ein ehemaliger Holzturm zu vermuten.

Die Orientierung der Motte zeigt ungefähr 27° NE. Das wäre die Hälfte des Azimuts des astronomischen Sonnenaufgangs zur Zeit der Sommersonnenwende.

Bei Punkt 648 sind Spuren eines kleinen Halsgrabens zu erkennen. Dieser markierte den Kopf der Anlage gegen NW.

Da man eine Schiffsform annimmt, hätte bei dem besagten Punkt eine hölzerne Statue als Galionsfigur gestanden.

******************************

Der Frumberg bei Allmendingen BE
von der Schosshalde aus.

Foto: Autor, 14.5.2006

*******************************************************

Der Burghügel von Frumberg im Hünliwald
bei Allmendingen bei Bern von Osten

Foto: Autor, 12.6.2013

Der Abschnittsgraben im Vordergrund ist deutlich erkennbar,
ebenfalls die ebene Umrandung des rechteckigen Burghügels.

***********************************

Der Frumberg bei Allmendingen bei Bern.
Ansicht von SE aus der Gegend von Tägertschi

Foto: Autor, 15.8.2013

Aus dieser Perspektive zeigt der Hügel
sehr schön die Gestalt eines Vulkankegels.
Die Alten wussten dies. Sie hielten diesen Berg
für einen Vesuv oder für den Berg Ararat.

*********************************************

Der Frumberg bei Allmendingen bei Bern.
Ansicht von Kleinwabern aus.

Foto: Autor, 27.5.2013

*************************************************

Eine namenlose Erdburg bei Bern

Mitten in dem Dreieck zwischen Gümligen, Muri und Allmendingen, an der südöstlichen Peripherie von Bern, befindet sich der ausgedehnte Hünliwald (Hüenliwald). Dieser wird durch die Trasse der Bahnlinie Bern - Thun und durch die Kantonsstrasse Bern - Thun durchtrennt und im Norden durch einen Autobahnzubringer begrenzt.

Trotzdem ist der Hünliwald ein kompaktes Waldgebiet, in welchem sich in der Mitte ein markanter, länglicher Hügel von 652 m Höhe erhebt.
Gegenüber Gümligen ist jener Berg um 90,  gegenüber Allmendingen um 70 Meter überhöht.

Auf der Höhe des Hügels finden sich Spuren einer Erdburg.

Der Berg ist heute namenlos. Aber der ursprüngliche Name läßt sich nachweisen. Damit aber erhält der Waldberg im Hünliwald eine einzigartige symbolische Bedeutung.

Wo liegt der Frumberg?

Ich kenne die Erdburg auf der Höhe im Hünliwald seit Schülerzeiten. - Und ich las auch von einer angeblichen Burg Frumberg. Diese soll in einem isolierten Waldstück südwestlich von Muri, im Südwesten des Waldberges gelegen haben.

Schon damals ging ich der Sache nach und besichtigte das Waldstück Frumberg bei Muri. Aber dort findet sich nicht die leiseste Spur einer Wehranlage. Der Frumberg schien eine sagenhafte Burg zu sein.

Zuerst löste ich das Rätsel des Namens. Die Erklärung findet sich in Die Ortsnamen der Schweiz. (2021)

FRUM-Berg enthüllt PRIAMUS-Berg (FRUM = PRM = PRIAMUM). Jener sagenhafte König war Herrscher von Troja. Ein Priamus-Berg bedeutet das Gleiche wie Vesuv.

Jetzt begriff ich, daß die Höhe mit der Burg im Hünliwald nicht namenlos war und daß der Name Frumberg ursprünglich für die Höhe gegolten hat. - Der Ortsname ist hinabgewandert und hat jenes Waldstück westlich des Berges bei Muri benannt.

Die Erdburg Hünli hieß also Frumberg - der Hügel ist oder war nicht namenlos!

Der ursprüngliche Name des Hügels lässt sich belegen:

Auf dem sogenannten Reinhardt-Plan von Allmendingen ist der Berg im Hünliwald sehr plastisch wiedergegeben und wie folgt beschrieben: Hier ist vor diesem das Schloß Pfraumberg gestanden (siehe die Abbildung).

Im Dorf Allmendingen gab es übrigens einen Burgturm, den der Maler Albrecht Kauw um 1775 abgebildet hat.

Das heutige Wohnschloss Allmendingen, links der Strasse nach Thun, ist eine Campagne aus dem 18. Jahrhundert.

Frumberg auf dem sogenannten Reinhardt-Plan
von Allmendingen aus dem Jahre "1729"
= Ende des 18. Jhs.

aus: Allmendingen; Bern 1989

Der besagte Plan stellt den Hügel nicht länglich
sondern als Kegel dar. Mein meint, die Alten
hätten noch gewußt, daß der Frumberg einen
symbolischen Vulkan darstellt - einen Berner Vesuv!

**************************************

Die Burganlage auf dem Frumberg

Die Erdburg auf dem Waldberg im Hünliwald erstreckt sich über die ganze Länge - etwa 180 m - der schmalen Höhe (vergleiche den untenstehenden Plan) in nordwestlicher Richtung.

Den zentralen Teil nimmt ein Burghügel ein, der durch zwei Abschnittsgräben vom Hügel abgetrennt ist.

Das Plateau mißt  14, 5 x 29 Meter, bildet also ein Doppelquadrat - eine ungewöhnliche geometrische Anlage.

Das Podium trägt auf drei Seiten Randwülste. Gegen die vierte Seite, nach Nordosten fehlen solche: Der Steilabfall in jener Richtung machte solche unnötig.

Gegenüber der natürlichen Höhe des Berges ist der rechteckige Burghügel um etwa zwei Meter überhöht.

Als Orientierung des Doppelquadrates ist 27° NE auszumachen - das ist die Halbierung des astronomischen Sonnenaufgangs.

Im Nordwesten der Burganlage findet sich nach etwa 50 Metern ein zweiter kleiner Graben, der aber kaum eine Wehrfunktion hatte.

Die Erdburg Frumberg
nach einer Planzeichnung von Bendicht Moser

Der mit Schraffuren gefertigte Plan besticht durch seine Anschaulichkeit. - Doch ist er in den Details ungenau. Vor allem ist der rechteckige Burghügel zu wenig lang gezeichnet. - Auch stellt der Plan im Nordosten der Burg neben einem dritten noch einen vierten Graben dar, von welchem keine Reste erkennbar sind.

Mauerreste sind nirgends erkennbar und werden auch in früheren Angaben nicht erwähnt. Der Frumberg war eine ursprüngliche Erdburg.

Bei der Burg auf dem Hügel im Hünliwald haben inoffizielle und offizielle Schatzgräber schon im Boden gewühlt. Aber auch die Archäologen haben nichts von Bedeutung gefunden. - Wie denn auch?

Sagen um den Frumberg

Wie bei vielen Burgstellen, so ranken sich auch um die Burg auf Frumberg im Hünliwald alte Sagen. Vor allem berichten sie von unterirdischen Gängen, welche die ehemalige Burg mit Nachbarschlössern verbinden.

Nun gehört zu jedem Tunnel ein Eingang, welcher hier nie gefunden wurde. Aber die Geschichtenerzähler wissen sich herauszureden: Die Zugänge zu diesen Höhlen würden geheim gehalten oder seien verschüttet!

Man kann zu diesen Sagen stehen, wie man will. Aber sie haben die Phantasien von unzähligen Menschen beflügelt und sogar Schriftsteller und Künstler zu Werken angeregt.

Untenstehend findet sich die Abbildung eines Höhleneingangs unterhalb des alten Frumbergs.

Die romantische Darstellung eines mächtigen Zugangs läßt vielleicht den Wunsch aufkommen, an den Hängen des Waldbergs im Hünliwald doch nach einer solchen Örtlichkeit zu suchen!

Leider ist dem nicht so: Die abgebildete Höhle stellt die sogenannte Rindfleischhöhle im Glütschbachtal bei Thun dar.

Die Zuschreibung Höhle im Hünli beruht auf einer Verwechslung:

In dem literarischen Almanach Alpenrosen illustriert die Abbildung den Artikel Die Traufhöhle bei Amsoldingen (S. 291 - 295)

Die angebliche Höhle im Hünliwald
= die Rindfleischhöhle im Glütschbachtal bei Thun
auf einem Stich aus dem frühen 19. Jahrhundert

aus: Allmendingen; Bern 1989, Seite 105