Die Burg Oltigen
bei Radelfingen BE

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Oltigen wird auch behandelt in dem
Burgen-Buch des Autors:

Burgen rund um Bern (2024)

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Oltigen: Plan der Burgstelle

Äquidistanz der Höhenkurven 1 m

Plan: Autor, 2024

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Der zentrale und überaus steile, überhöhte Burghügel (Pt. 545) hatte gegen SE eine weniger hohe, beidseits durch Abschnittsgräben abgetrennte Vorburg und gegen NW ein erstes unteres Plateau mit einer Toranlage. Darunter schloß sich ein zweites unteres Plateau an, mit einem Hohlweg gegen NW.

Der ostseitige Eingang des unterirdischen Gangs "Güggelisloch" liegt bei Punkt 517,

Die Figur einer Spitzmaus oder eines Maulwurfs ist im Grundriss deutlich zu erkennen.

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Maulwurf, lateinisch TALPAM, talpa
> TLPM > S.LPN > S.NPL = Sancta Neapolis
= heiliges Neapel

Der Maulwurf hat gerade einen Engerling erspäht.

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Die Burgstelle Oltigen im LIDAR-Bild,
mit der Landeskarte unterlegt.

Die Schraffen der LK sind nützlich zur Information,
aber ungenau in den Details.

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Neues zu Oltigen

Digitale Seitenansicht des Güggelislochs

Eine auf Laser-Scanning spezialisierte Firma in Lyss hat anfangs 2016 das Güggelisloch mit dieser digitalen Explorationsmethode vermessen.

Es ergab sich, dass der unterirdische Gang eine Länge von 54 Metern hat und weitgehend geradlinig mit einer geringen Steigung gegen den Ausgang über der Aare verläuft.

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Das sogenannte Güggelisloch bei der Burgstelle Oltigen ist 2010 von allem Schutt befreit worden. Zusätzlich wurden der Eingang im Osten und der Ausgang gegen die Aare hergerichtet. Nun also kann man den Tunnel erhobenen Hauptes durchqueren.

Damit ist natürlich die Romantik entschwunden. - Aber vielleicht ergeben sich dadurch auch neue Erkenntnisse.

Der Osteingang des Güggelislochs
(Radelfingen BE)

Aufnahme von Brigitte Reist, 12.6.2010

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Die Burgstelle Oltigen,
vom linken Aareufer aus gesehen

Foto aus: Die Burgen und Schlösser
der Schweiz
. Jura und Seeland,
Teil 2, Basel 1936, S. 19

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Die Burgstelle Oltigen,
vom linken Ufer der Aare aus gesehen

Die Aare ist an dieser Stelle
bereits durch das Niederried-Wehr gestaut.

Aufnahme: Autor, 17.6.2004

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Blick von der Burgstelle Oltigen
in Richtung SW auf die Aare.
Im Hintergrund die Mündung der Saane (Sarine).

Foto: Brigitte Reist, 2009

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Oltigen (hinten Mitte) von NW her gesehen

Foto: Brigitte Reist, 2009

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Beschreibung der Burganlage

Die Burgstelle Oltigen befindet sich am rechten Ufer der Aare (vgl. die Abbildungen), kurz unterhalb des Zusammenflusses der Saane mit der Aare. Politisch gehört der Ort zur bernischen Gemeinde Radelfingen.

Die Burg liegt auf einem schmalen, steilen Grat, einem nach NW orientierten Ausläufer der Runtigenfluh, mit dem Weiler Oltigen zu seinen Füssen und dem Örtchen Oberruntigen im Osten. Ein ungeteertes Sträßchen führt an der Burgstelle vorbei und verbindet die beiden genannten Weiler.

Die hervorragende Lage bot sich für eine Wehranlage förmlich an. Der langgezogene Sporn ist im SW durch den unüberwindlichen Steilabfall zur Aare und auf der anderen Seite durch den Kesselgraben bestens geschützt.

Zentraler Bestandteil der Burganlage (vgl. den Plan) ist der mächtige ovale Burghügel mit den ungefähren Massen 9 x 25 m. Dieser ist künstlich überhöht. Gegen den Graben im SE hat er eine Sprunghöhe von fast 25 Metern. Man kann in der Mitte auf dem Burghügel einen ehemaligen rechteckigen Turm vermuten, an den sich im N und S eine Ringmauer anschloß.

Mehrere Löcher von ehemaligen Maschinengewehr-Nestern aus den Weltkriegen beweisen, daß Oltigen auch im 20. Jahrhundert eine strategische Bedeutung besaß.

 

Der Burghügel von Oltigen,
gesehen von Norden, vom oberen Plateau

Foto: Brigitte Reist, 2.12.2009

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Oltigen bei Radelfingen:
Der Burghügel von Norden

Foto: Autor, 6.8.2013

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Oltigen bei Radelfingen:
Die "Terrasse" von Süden
mit der Einbuchtung des alten Aufgangs dahinter

Foto: Autor, 6.8.2013

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Dem erwähnten Graben fügt sich im SE eine Vorburg oder ein Vorwerk an. Dieses wiederum ist gegen die schmale Fortsetzung der Runtigenfluh wiederum durch einen Graben abgetrennt.

Dem zentralen Burghügel schließt sich am Abhang gegen NW ein erstes oberes Plateau an. Dieses läßt gegen Norden noch unbestimmbare Reste eines befestigten Torzugangs (vgl. die Abbildung) erkennen. Dieser bestand aus einer Delle am Plateaurand, dann gegen die Aare hin mit einem merkwürdigen kleinen Wallwinkel und auf der östlichen Seite aus einer kleinen Terrasse, dem ein Loch, ein  Sod vorgelagert war.

Oltigen:
Oberes Plateau, gegen Nordwesten gesehen.

Man erkennt rechts oben die Delle des Torzuganges

Foto: Brigitte Reist, 2.12.2009

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Am Fuße des Steilabfalls des oberen Plateaus
folgt ein zweites unteres Vorfeld mit einem Hohlweg gegen Westen.


Oltigen:
Unteres Plateau mit Hohlweg
und Sicht auf den gesamten Burghügel

Foto: Brigitte Reist, 2.12.2009

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Sowohl das erste wie das zweite Plateau von Oltigen gegen Nordwesten gehörten sicher zur Burganlage.

Oltigen ist von seiner Lage, aber auch von seinen Ausmaßen her eine gewaltige Erdburg, die bei jedem Besuch staunen läßt.

Da kann man getrost auf die erfundene Geschichte verzichten, die von "Grafen von Oltigen" erzählt. Und Bern hätte das Schloß käuflich erworben und dort eine Landvogtei eingerichtet. - Alles das ist unglaubwürdig. - Ebenfalls heftet an Oltigen die Sage von einer Lederbrücke (!) von der Burg zum anderen Aare-Ufer hinüber.

Oltigen: Plan von Bendicht Moser, ca. 1920

Der hundertjährige Plan ist mehr als ungenau
und hat nur Kuriositätenwert.

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Das Güggelisloch

Ein Rätsel muß noch behandelt werden. Es macht aus Oltigen in einem anderen Sinne einen sensationellen Ort.

Südöstlich der Burghügels, unterhalb der Waldstrasse findet sich unter einer kleinen Felswand der Eingang zu einem unterirdischen Gang, im Volksmund Güggelisloch genannt (vgl. die Fotos).

Das sogenannte Güggelisloch
unterhalb der Burgstelle Oltigen
(Radelfingen, Kt. Bern)

Foto aus: Die Burgen und Schlösser der Schweiz.
Jura und Seeland
, Teil 2, Basel 1936, S. 21

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Das Güggelisloch: Eingang von Osten

Foto: Brigitte Reist, 2009

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Der aareseitige Ausgang des Güggelilochs

Foto: Internet

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Der unterirdische Gang ist passierbar und verläuft ebenerdig und leicht S-förmig in ostwestlicher Richtung unterhalb der Vorburg von Oltigen. Die Höhe des Tunnels beträgt stellenweise noch einen Meter.

Der östliche Eingang mit seiner breiten, bogenförmigen Wölbung ist fast künstlerisch gestaltet. - Doch welchem Zweck dieser unterirdische Gang von Oltigen gedient hat, ist unklar. Jedenfalls macht das Güggelisloch im System der Burganlage keinen unmittelbaren Sinn.

Das vorläufige Fazit über den unterirdischen Gang lautet:

Die östliche Öffnung des Güggelislochs ist als alt anzusehen.

 Die Erweiterung der Höhle zu einem Gang scheint aus dem Ersten Weltkrieg zu stammen, als auf dem Burghügel Maschinengewehrnester ausgehoben wurden.

Der Ortsname Oltigen

Sensationell ist auch der Ortsname OLTIGEN, der auf ein ursprüngliches Woltigen oder Moltigen schließen läßt.

OLTIGEN = LT > VLT > VLSM = VOLUSIUM, VESUVIUM = VESUV. Oltigen ist ein Vesuv-Name, wie viele andere in der Landschaft

Gegenüber der Burg, auf der anderen Seite der Aare, liegt das Gehöft WITTEN-Berg - ebenfalls ein vesuvianischer Name.

Nachtrag zu OItigen

Autor: Plan der Burgstelle Oltigen von 1959

In den persönlichen Papieren hat der Autor eine Planskizze entdeckt, die er 1959 - im Alter von dreizehn Jahren - nach einem Besuch des Ortes angefertigt hat.

Die topographischen Befunde sind für das frühe Alter des Zeichners erstaunlich genau erfaßt und halten teilweise einem Vergleich mit dem aktuellen Plan stand. - Selbst das Güggelisloch fehlt nicht - und dessen geschwungener Verlauf ist richtig aufgenommen.