Neu Bubenberg bei Schliern
(Köniz BE):
Ein Bau des mittleren
18. Jahrhunderts

Eine interessante Burgruine bei Bern

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Startseite: www.dillum.ch

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Die Ruine Bubenberg wird in der erweiterten
Ausgabe von Burgen rund um Bern zu finden sein.
Erscheinungstermin ist Anfangs 2023.

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Die Burgruine (Neu) Bubenberg bei Schliern

Aquarell von Albrecht Kauw, etwa 1770er Jahre

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
des Historischen Museums Bern

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Neu Bubenberg bei Schliern, BE: Plan

Äquidistanz der Höhenkurven: 1 m

Die erhaltenen Mauerzüge sind mit
approximativer Genauigkeit eingetragen.

Die vermuteten Mauerzüge sind ohne
Farbfüllung dargestellt.

Plan: Autor, 2022

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Plan der Burgstelle Neu Bubenberg
bei Schliern, Gemeinde Köniz, BE

aus: Die Burgen und Schlösser der Schweiz. Lieferung X a: Kanton Bern:
Mittelland, Emmental und Oberaargau (1. Teil); Basel 1942, Seite 55

NB: Der Plan ist nicht nach Norden ausgerichtet.

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Die Frontmauer von Neu Bubenberg

Ansicht gegen W

Foto: Autor, 11.11.2022

Auffällig ist der geradlinige Verlauf der Mauer.

Die Orientierung von rund 54.6° NE entspricht
dem mathematischen Sonnenaufgang zur
Zeit der Sommersonnenwende.

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Die gerundete Abschlussmauer
 von Neu Bubenberg
gegen Nordwesten

Ansicht gegen NW

Unten ist eine Öffnung zu einem Kellerraum
sichtbar.

Foto: Autor, 11.11.2022

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Beschreibung der Ruine

Die Burgruine Neu Bubenberg liegt auf einem markanten, nach allen Seiten steil abfallenden Hügel von aussichtsreicher Lage südlich von Schliern bei Köniz auf dem Weg nach Scherliau. Ein Trockental trennt den Hügel von dem östlich davon gelegenen Ulmizberg.

Die Burgruine liegt auf dem privaten Grundstück einer 1939 gleich westlich erbauten Villa. Der Burgplatz ist nicht öffentlich zugänglich. Er kann aber nach Absprache und Einwilligung der Grundeigentümer besichtigt werden.

Die Unterscheidung zwischen Alt- und Neu-Bubenberg ist als künstlich geschaffen anzusehen. Die Zuschreibung der beiden Burgplätze zu dem sagenhaften Geschlecht der Bubenberg hat keinen realen Hintergrund.

Zu erkennen sind von der Burg eine Außenmauer gegen drei Seiten. Diese lassen einen unregelmäßigen, ungefähr dreiseitigen Grundriß der Anlage erkennen.

Die Nordwestfront mit einer Länge von 31 Metern hat auf beiden Seiten je eine Fortsetzung gegen Süden.

Die Orientierung der Längsmauer ist mit 54,5° Nordost zu bestimmen.

Dieser Himmelswinkel lässt sich mittels der alten, der "keltischen" Landvermessung belegen.

Beispielsweise hat die Linie zwischen der Findlingsgruppe von Pierrafortscha östlich von Freiburg zum verschwundenen Fixpunkt Muri-Egg einen Azimut von 54,5° NE und führt genau über die nordöstliche Längsmauer von Bubenberg.

Muri-Egg ist einer der vier Eckpunkte des Doppelquadrats von Bern.

Die Dicke der Frontmauer ist uneinheitlich. Sie schwankt zwischen 1,35 und 1,5 Metern.

Im Süden findet sich eine vorgelagerte Mauer, die eine Zugangsrampe einfaßte. - Der ursprüngliche Zugang von Westen und Nordwesten ist an der gerundeten Südwest-Mauer gut zu erschließen:

Spuren eines Tordurchgangs sind am Ende der Außenmauer im Süden vor der Rampe erkennbar, nämlich ein Risalit in der Mauer, dazu ein tiefes Balkenloch und eine vertikale Rille.

Die Außenmauer hat eine unterschiedliche Dicke, die zwischen 1,35 und 2 Metern variiert. Innen und außen besteht die Mauer aus behauenen Sandsteinquadern. Die Mitte wurde mit Geschiebesteinen ausgefüllt.

Die Burg besaß Unterteilungen im Innern.

In der Frontmauer gegen Nordwesten ist der Ansatz einer zum früheren Tor verlaufenden Innenmauer zu erkennen.

Östlich der Unterteilung ist ein rechteckiges Podium zu erkennen. Es war dies vielleicht ein Ökonomiebau.

Der Donjon ist wohl im Westteil der Anlage zu sehen.

Der eigenartige, dreieckige Grundriß der Burg mit der geradlinigen Längsfront gegen Nordwesten und dem gerundeten Verlauf im Süden soll hervorgehoben werden.

Die Nordostecke der
Außenmauer von Neu Bubenberg

aus: Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser der Schweiz,
Bd. 10, Bern 1; Kreuzlingen 1975, Seite 21

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Die Nordostecke der Außenmauer
von Neu Bubenberg

Aufnahme vom 29.8.2005

Auf den beiden Fotos ist die unnatürlich modern restaurierte
Struktur der Außenmauer deutlich zu erkennen.

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Die Restauration der Ruine von 1938

Von der Burg Neu Bubenberg sind noch ansehnliche Reste erhalten. Sie lassen das ursprüngliche Aussehen des Wehrbaus erschließen.  Besonders die Nordostecke beeindruckt durch die beachtliche Sprunghöhe der Mauer.

Des Burgenforschers Freude an der Burgruine ist beeinträchtigt. Denn die Struktur der Außenmauer mit ihrer fantastisch guten Erhaltung und ihrer unnatürlich regelmäßigen Behauung entspricht nicht dem ursprünglichen Zustand.

Die Ruine wurde 1938 im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms für Arbeitslose restauriert. Dabei hat man die Blöcke der Außenmauer abgespitzt und die Fugen mit neuem Mörtel geschlossen.

Durch die restaurieren Bearbeitungen sind auch die ursprünglichen Bossierungen der Aussenquader grösstenteils verschwunden.

Was wir heute bei Neu Bubenberg sehen, ist eine Ruine aus den späten 1930er Jahren.

Auch sind durch das Abschlagen der Buckel die Kropflöcher zerstört worden: Die Kropfzange ist eine typische technische Errungenschaft der Gotik und machte es möglich, Mauerwerk in effizienter und zeitsparender Weise hochzuziehen.

Ein Vergleich mit der Riedburg
und die strukturelle und zeitliche
Einordnung von Bubenberg

Trotz der störenden Restauration lassen sich an der Ruine Neu Bubenberg ein paar interessante Beobachtungen machen. Diese erlauben es, die Anlage vergleichend und zeitlich einzuordnen.

Bubenberg macht den Eindruck eines frühen gotischen Wohnschlosses, nach der revidierten Zeitstellung in der Mitte des 18. Jahrhunderts anzusetzen.

Das Mauerwerk von Neu Bubenberg, mit seinen regelmäßig behauenen Sandsteinblöcken nach innen und nach außen, den Geschiebesteinen als Füllmaterial und der Bossierung der Außenquadern, zeigt eine große Ähnlichkeit mit der Ruine Riedburg am Schwarzwasser.

Die beiden Anlagen haben wohl nur kurze Zeit bestanden und wurden nachher verlassen - oder zerstört - und somit zu Ruinen.

Bei Neu Bubenberg ist der zeitliche Rahmen noch enger: Der Burgenmaler Albrecht Kauw malte die Burg schon als Ruine - in einem ähnlichen Zustand wie heute.

Kauws Aquarelle werden in die 1670er Jahre gesetzt.

Doch Albrecht Kauw ist um und nach 1770 einzuordnen. Vergleiche den Artikel: Albrecht Kauw, ein Berner Maler um 1770