Die Erdburg auf dem Bantiger
(Gemeinde Bolligen
BE)

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Vergleiche auch:
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Burgen rund um Bern (2022)

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Plan der Erdburg auf dem Bantiger

Äquidistanz der Höhenkurven: 1 m

Der Plan ist im östlichen Teil rekonstruiert.

Grafik: Autor, 2020

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Bantiger: Die Motte von Osten

Foto: Autor, 19.4.2022

Trotz der modernen Strasse und den übrigen Eingriffen ist
der rundliche Burghügel noch gut erkennbar.

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Der Bantiger vom Gurten aus gesehen

Foto: Autor, 6.5.2016

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Der Bantiger, vormals Rietlisberg

Der 947 m hohe Bantiger, etwa 6,5 km nordöstlich von Bern ist wohlbekannt. Auch wer den Namen nicht weiß, sieht doch die dominierende, Fernsehantenne auf jener Höhe.

Die heutige, fast 200 m hohe Antenne auf dem Bantiger ersetzt seit 1997 die alte, nur 60 m hohe von 1954.

Eine Aussichtsplattform auf 40 m Höhe der Antennenkonstruktion bietet eine phantastische Rundsicht über das ganze bernische Mittelland zwischen dem Jura und den Alpen.

Schon nach 1815 wurde der Bantiger zu einem beliebten Ausflugsberg, ähnlich dem Gurten südlich von Bern. Also entstand damals eine Art Buvette oder einfache Gaststätte auf dem Berg.

Wir gehen noch weiter zurück in der Geschichte: Bis etwa zum Ende des 18. Jahrhunderts hieß der markante Hügel Rietlisberg. Seitdem wurde der Berg nach dem südwestlich an seinem Fuß gelegenen Weiler Bantigen benannt.

Die Höhenburg auf dem Bantiger

Der heute Bantiger genannte Hügel hat auch eine Vorgeschichte. Auf ihm stand eine Erdburg, eine Höhenburg. Dieser Umstand ist bekannt. Der Bantiger findet sich auf der alten wie der neuen Burgenkarte der Schweiz vermerkt.

Trotzdem muß man wissen, daß sich auf dem Bantiger, früher Rietlisberg, die Spuren einer alten Befestigung finden. Die neue Nutzung als Standort einer Antenne haben die Befunde nicht zerstört, aber verstellt. Die Größe der Burg und das Aussehen sind auch bei einer Begehung nicht mehr richtig zu erfassen.

Der Burgenkundige kann auf der Höhe des Bantigers nur die Reste eines Abschnittsgrabens im Osten, auf der heutigen Zugangsseite erkennen. Und auch diese sind durch die heutige Fahrstrasse verwischt.

Erst die neuesten digitalen topographischen Darstellungsmethoden, genauer gesagt das digitale Oberflächenmodell (DOM) oder das LIDAR (light detection and ranging) erlauben es, bei vielen Objekten die exakten Befunde im Gelände zu erkennen.

Der Bantiger im LIDAR-Bild

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Die Wehranlage auf dem Bantiger bestand demnach aus drei Teilen:

Zum ersten trennte ein Abschnittsgraben auf der Ostseite den Sporn. Dieser hatte eine Orientierung gegen NE und wies auf der Höhe der heutigen Zugangsstrasse einen deutlichen Knicks, einen stumpfen Winkel gegen Westen auf.

An den Graben schloß sich ein kreisrunder Burghügel an.

Dieser war gegen das längliche Plateau im Westen vermutlich ebenfalls durch einen Graben abgetrennt.

Das Podium des Bantigers misst von der Grabensohle im Osten bis zu dem Vermessungspunkt am westlichen Ende 135 Meter, von der Motte bis zum genannten Markpunkt immer noch 120 Meter.

Der längliche Burghügel hat im Westen ein breites unteres Plateau, das gegen Westen und Nordwesten durch einen Felsabsturz begrenzt ist.

Das LIDAR-Bild zeigt, daß das Vorplateau im Westen zu beiden Schmalseiten des Burghügels gegen das östliche Ende zuläuft und so ein auffälliges Dreieck formt.

Sicher ist diese geometrische Figur durch Geländebearbeitungen hervorgehoben worden.

Planskizze der Höhenburg Bantiger,
über dem LIDAR-Bild gezeichnet

Skizze: Autor

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Die Höhenburg Bantiger
ihre Figur und ihre Stellung
in der alten Landvermessung

Seit langem weiß der Autor, daß in den Grundrissen der alten Burgen häufig eine Figur eingearbeitet ist. Die Anlagen bildeten so Erdfiguren oder Geoglyphen.

Beim Bantiger läßt das digitale Höhenbild sofort an ein Beil denken. Der abgeknickte Graben im Osten und das markante, durch Felsen begrenzte untere Vorplateau im Westen verstärken diesen Eindruck.

Im Bernbiet zeigt zum Beispiel die Stadt Biel ein Doppelbeil in seinem Grundriß. – Aber schon der Name Biel = Beil weist auf das Bild hin.

In BIEL/BEIL, entvokalisiert PL, zu ergänzen mit (N)PL, steckt NEAPEL, jene überall in den Namenlandschaften Europas anzutreffende Bezeichnung. Jede Burg war grundsätzlich als ein festes Neapel, als ein festes Troja angesehen.

Diese Zusammenhänge erklärt der Autor in seinem Buch

Die Ortsnamen der Schweiz.

Mit einer Einführung in die vesuvianische Ortsnamengebung Europas (2021).

Erstaunlich auch ist die Stellung der Höhenburg Bantiger innerhalb der alten Landvermessung.

Bekanntlich hatten schon die Alten die Landschaft und den Kontinent genau vermessen. Dabei war jede Burg und jede topographische Eigentümlichkeit ein Markpunkt oder Bezugspunkt innerhalb festgesetzter Himmelsorientierungen und Distanzen.

Die Entfernungen wurden dabei in „keltischen“ Meilen oder Leugen gemessen (1 Meile, Leuge = 2225 Meter).

Zum Beispiel bildet die alte Burg auf dem Bantiger – genauer gesagt der Winkel des Abschnittsgrabens im Osten – eine der beiden Teilungshalbierenden des vom Autor bereits vor zwanzig Jahren erkannten Doppelquadrats von Bern: Das andere Ende, ein Block auf der Höhe des Könizbergwalds, ist genau fünf alte Meilen entfernt und die Linie überfährt dabei das Münster in Bern.

Der Bantiger weist auch mit einer anderen Höhenburg, der sogenannten Knebelburg auf dem Jensberg südlich von Biel, eine außergewöhnliche vermesserische Beziehung auf: Die Distanz zwischen beiden Erdwerken beträgt genau elf Leugen und hat einen Himmelswinkel von 306° NW. Letztere stellt eine sogenannte Sonnenwendachse dar.

Die letztere Linie überfährt vom Bantiger nach genau 1, 5 Meilen die rätselhafte Teufelsküche im Grauholz.

Und von der Höhenburg La Feyla bei Le Mouret FR bis zur Höhenburg Gysnauflüh bei Burgdorf sind es genau X Meilen bei einem Himmelswinkel von 42° NE – dem dritten Teil der erwähnten Sonnenwendachse. – Die Höhenburg Bantiger liegt genau in der Achse jener Linie.

Alte und neue Landvermessung treffen sich auf dem Bantiger: Dort steht ein Signal als Zeichen, daß dieser Hügel ein Triangulationspunkt erster Ordnung der schweizerischen Landestopographie ist.