Die Burgstelle Ägerten am Gurten
oberhalb von Wabern bei Bern
(Gemeinde Köniz)

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Die Burgruine Ägerten wird auch behandelt
in dem neuen Burgen-Buch:

Burgen rund um Bern (2024)

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Burg Ägerten am Gurten: Plan

Äquidistanz der Höhenkurven: 1 m.

Plan: Autor, 2024

Der Block bei Punkt 802 diente der Positionsbestimmung.

Die auffällige Senke im NW des Findlings könnte eine
Opfergrube gewesen sein.

Aber wahrscheinlich war die Grube ein Zugangshindernis: Über diese führte vielleicht ein Steg über die Wallschulter zum Geländeabsatz
im Südosten der Motte.

Der vermutete alte Zugangsweg ist braun eingetragen.

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Der Burgstall besteht aus einem rundlichen Burghügel, der ehemals einen rechteckigen Donjon trug. Auf drei Seiten (mit Ausnahme des Steilhangs gegen NE) ist die Motte von einem Ringwall und Ringgraben umgeben. Vor dem Südfuss des Walls liegt ein Findling auf einer Art Erdrampe. Rechts davon ist ein kleiner Hohlweg, links davon eine Grube oder ein kurzer zweiter Graben festzustellen.

Im Plan der Burg ist ein Bild eingearbeitet. Man erkennt des Kopf eines Mannes (eines Ritters) mit Helm und mit Federbusch auf dem Helm: Die Sage vom Ritter von Ägerten hat einen realen Kern.

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Eine Bemerkung zum häufigen Ortsnamen ÄGERTEN:

Ägerten, in den Chroniken auch Egerdon genannt, ergibt entvokalisiert GRT (CRTM), also GURTEN:

Die beiden Namen haben die gleiche Etymologie.

GURTEN geht zurück auf CURTIM, curtis = Hof, gemeint Königshof (des Priamus). Der trojanische Oberkönig baute sich auf einem Hügel eine Königsburg oder einen Palast.

Doch letztlich steckt darin CRTM = CR(S)TM = CHRISTUM, Christus.

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Blick auf den Burghügel von Ägerten am Gurten von Westen

Foto: Autor, 6.5.2016

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Burgstelle Ägerten am Gurten:
Blick von der Höhe der Motte gegen Südosten

Der verschwundene Donjon zeichnet sich noch deutlich
in der rechteckigen Form der Hügelkuppe ab.

Foto: Autor, 4.2006

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Blick auf die Burgstelle Ägerten von Westen

Man erkennt durch den Wald hindurch deutlich den Ringwall,
der den steilen Burghügel umgibt.

Foto: Autor, 28.2.2004

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Ruine Ägerten (Aegerten oder Egerdon) am Gurten

Aeggerden. Der edlen frey herren von Eggerden Ir altes stamm hus.
Es Verblieben alten Thurm so noch zu sehen ist.

Aquarell von Albrecht Kauw, datiert "1674". - Wohl 1770er Jahre.

Über den hier erwähnten alten Berner Maler Albrecht Kauw vergleiche auch den Web-Artikel:

Albrecht Kauw - ein Berner Maler um 1760/1770

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Historischen Museums Bern

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Die Aquarelle des Burgenmalers Albrecht Kauw bestechen durch ihren schlichte künstlerische Gestaltungskraft und ihre erstaunliche Treue in der Wiedergabe der Topographie und der Details.

Es ist dies eine Ansicht aus Osten gegen den Turm hin. - Der Hügel, auf dem Ägerten liegt, war schon damals bewaldet: Der in der Blickrichtung abgeholzt dargestellte Ringwall scheint ein Kunstgriff des Malers zu sein. Indem er die aufrechten Bäume wegließ, ermöglichte er eine vollständige Ansicht des Wehrturms.

Der massige rechteckige Turm war nach Kauw schon damals ruinös. Im Innern wuchsen bereits Bäume.

Kauws Bilder sind zum großen Teil datiert. - Aber wir befinden uns in jener Zeit erst am Anfang der heute wie selbstverständlich gebrauchten Jahrzählung nach Christi Geburt mit vier Ziffern.

Je länger ich überlege, desto mehr scheinen mir die Bilder Kauws falschdatiert oder rückdatiert zu sein. - Aus verschiedenen Einzelheiten und Fingerzeigen ergibt sich eine Verjüngung. Kauws künstlerisches Werk ist in die 1760er Jahre anzusetzen.

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Blick von der Burgruine Ägerten
am Gurten auf die Stadt Bern

Stich von Gabriel Lory für den Almanach Alpenrosen für das Jahr 1814

Die Geschichte, welche durch diesen Kupferstich eingeleitet wird,
hat der Autor - zusammen mit einer Novelle über die
Ruine Geristein - neu herausgegeben:

Johann Rudolf Wyss der Jüngere:
Der Abend zu Geristein und
Der Ritter von Ägerten

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Der Vergleich zwischen Kauw und Lory ist aufschlußreich: Das ältere Bild zeigt eine Gesamtansicht der Burg mit Turm und Wall. - Lory hingegen bietet eine Detailaufnahme, wobei die Ruine an den linken Rand gerückt ist. Wichtiger war dem Künstler die idyllische und romantische Hirtenszene im Vordergrund und die Sicht auf die zentralen Teile der Stadt Bern im Hintergrund.

Von der Burg Ägerten standen um diese Zeit noch bedeutende Mauerreste. Man erkennt auch eine Fensteröffnung - und links vielleicht den ursprünglichen ebenerdigen Eingang auf der SE-Seite des Turms.

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Der Burghügel von Ägerten
am Gurten. Ansicht von Nordwesten.

Foto: Autor, 27.11.2012

Man erkennt rechts einen Teil des Ringwalls.

Man bemerke, dass auf der Burgstelle fast vierzehn (!) Jahre nach dem Sturm Lothar die umgelegten Bäume noch nicht beseitigt worden sind: Heutige Waldbesitzer pflegen ihren Besitz nicht mehr.

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Ägerten am Gurten:
Der Ringwall und Ringgraben
im südlichen Teil, von Osten gesehen

Foto: Autor, 20.5.2013

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Der Findling vor dem südlichen Ringwall
der Burgruine Ägerten

Foto: Autor, 20.5.2013

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Ägerten am Gurten:
Der "Hohlweg" neben dem Findling
(vorne) gegen Osten

Foto: Autor, 20.5.2013

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Die Lage der Burgstelle

Die Burgstelle Aegerten (Ägerten), altertümlich auch Egerdon genannt, liegt gut einen Kilometer im Südosten des Ostsignals des Gurten-Bergs, oberhalb des Weilers Gurtendorf (vergleiche die Abbildung).  Die Lage auf einem markanten östlichen Vorberg des Hügelrückens ist bemerkenswert.

Die höchste Erhebung des Burghügels von Ägerten liegt auf 814 Meter über Meer. Damit ist die Wehranlage eine typische Höhenburg. - Wäre heute die Bewaldung nicht, so hätte man von dort eine prachtvolle Aussicht auf Bern und ins Aare-Tal.

Beschreibung der Ruine

Die Wehranlage Ägerten am Gurten (vgl. den Plan) besteht aus einem Burghügel, dem auf drei Seiten ein Ringgraben mit Ringwall vorgelagert ist.

Der imposante Ringwall auf drei Seiten mit dem Graben ist noch gut erhalten. Gegen NE ist das Terrain so abschüssig, daß sich Wall und Graben erübrigte.

Der mächtige rundliche Burghügel ist sicher künstlich überhöht und weist gegenüber der Grabensohle eine Sprunghöhe von ungefähr 9 Metern auf.

Auf der Höhe der Motte stand ehemals ein rechteckiger gemauerter Turm von ungefähr 12 x 15 Metern und einer geschätzten Mauerdicke von 3 Metern. - Die älteste Abbildung von Kauw zeigt den Turm noch in der ursprünglichen Höhe von vielleicht 10 Metern. Man darf auf dem Turm ein ursprüngliches hölzernes Obergeschoß vermuten.

Der Turm hatte eine Längsachse in nordwestlicher Richtung, die sich auf 320° NW bestimmen läßt.

Beim Burghügel ist anzumerken, daß dieser im Südosten ein deutliches Zwischenplateau besitzt. Dieses könnte der Zwinger oder die Zugangsrampe zum Burgturm gewesen sein.

Ein kleines Zwischenplateau kann man auch am nordwestlichen Abhang des Burghügels ausmachen.

Gegenüber der Ansicht von Kauw zeigt Lory einen mehr romantischen Anblick der Ruine. Sichtbar ist dort die Nordost-Ecke mit einem Blick auf die Stadt Bern. - Bemerkenswert auf diesem Stich ist eine Fensteröffnung - und vielleicht ein alter Torzugang - auf der Südost-Seite.

Bei Lory ist der Zerfall der Ruine Ägerten schon weit fortgeschritten. Doch sind dort immer noch stattliche aufragende Reste zu sehen.

Die Ruinen von Ägerten sind also im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen worden.

Heute ist nur noch ein winziger Rest der Nordost-Ecke des Turmes zu sehen (vergleiche das untenstehende Foto). - An anderen Stellen markieren noch einzelne Steine den Verlauf und die Lage des ehemaligen Rechtecks.

Im Süden ist dem Ringwall ein Findling vorgelagert, der vielleicht als Positionsstein diente. - Östlich ist ein kleiner Einschnitt zu sehen, den man als Hohlweg deuten kann. Westlich sieht man eine dem Ringwall vorgelagerte Grube, von unklarer Bedeutung. Ebenfalls ist das südwestliche Ende als stumpfwinklige Terrasse geformt (siehe den Plan). Die beiden Winkel stehen sicher im Zusammenhang mit der Landvermessung.

Die symbolische Bedeutung der künstlich geschaffenen Geländeformen vor dem Südfuß des Ringwalls ist offensichtlich: Fortifikatorisch machen diese keinen Sinn.

Ägerten scheint wie viele Burgen zwei Phasen der Entstehung zu haben.

Der älteste und ursprüngliche Teil war die Erdburg. Diese ist gut erhalten: Der Burghügel - und teilweise auch der Ringwall - sind noch in voller Höhe zu sehen.

In einer späteren Phase wurde ein gemauerter Wehrturm auf den Burghügel gesetzt.

Da der Turm heute verschwunden ist, bietet Ägerten am Gurten wieder den Anblick eines gut erhaltenen Erdwerks aus vorgeschichtlicher Zeit.

Die Burgstelle Ägerten liegt in einem heute vernachlässigten Waldareal: Noch immer liegen dort gestürzte Bäume vom Sturm Lothar, Ende 1999 herum. Und gewisse Teile des Areals sind arg verkrautet und verbuscht.

Ägerten als Markpunkt des Ankhs von Bern

Im System der keltischen Landvermessung bildete Ägerten einen wichtigen Ankerpunkt. Der alte Stadtgrundriß von Bern enthält die Figur eines ägyptischen Ankh-Kreuzes (vgl. den Artikel Das Ankh von Bern). Ägerten bildete den südöstlichen Ankerpunkt der Querachse des Ankh-Stabs. - Der andere Markpunkt war die Eggliburg beim bernischen Rapperswil.

Die Rechnungen beweisen die geometrische Figur, welche in die Berner Landschaft gesetzt wurde:

Ort

Ort

Winkel

Meter

Leugen

Bern-Käfigturm

Ägerten am Gurten

347.0

4165

1.87

Bern-Käfigturm

Ägerten am Gurten, Block im S

347,52

4209,5

1,89

Bern-Käfigturm

Burg bei Rapperswil BE

346,91

13911,3

6,25

Ägerten Gurten

Burg bei Rapperswil BE

347

18076

8,14

 

 

 

 

 

 

 

 NE-Ecke des Turms von Ägerten
am Gurten

Foto: Autor, 2006