Kleine Burgenkunde

Eine außergewöhnliche Burgenkunde, gegründet vornehmlich auf Erkenntnissen von Bern und der westlichen Schweiz.

**********************************

Autor: Christoph Pfister

****************************************************

Vergleiche auch: Burgen in BE, LU, SO, NE, FR, VD, F

Vergleiche auch: Burgen rund um Bern

Ausführlich werden Burgen behandelt in:

Die Ursprünge Berns. Eine historische Heimatkunde Berns und des Bernbiets. Mit besonderer Berücksichtigung der Burgen und mit einem autobiographischen Anhang (Norderstedt 2020)

*****************************************

Eine Burgenkunde mit über 100 Beispielen
findet sich in dem Buch des Autors:

Burgen rund um Bern (2023)

420 Seiten, mit 124 Abbildungen


Plan von Kyburg (Kanton Zürich)

Planskizze: Autor

Der Plan zeigt eine typische - hier erhaltene - kompakte Steinburg, der eine weite umwallte Vorburg angeschlossen ist. Die Burg ist durch einen doppelten Graben von der Vorburg abgetrennt; desgleichen die Vorburg vom Plateau.

Die Vorburg soll ehedem auch mit einer Mauer befestigt gewesen sein. Doch davon fehlen alle Spuren.

Die ganze Anlage zeigt deutlich eine figürliche Darstellung, nämlich einen sitzenden Hund. Damit ist auch die Verbindung zum Namen geschaffen: KY-Burg, enthält griechisch KYON = Hund.

********************************************

Die Teufelsburg bei Rüti bei Büren BE im LIDAR-Bild

LIDAR = light detection and ranging

Zentral an diesem großen Erdwerk ist der kreisrunde, etwa zehn Meter hohe Burghügel.

Die gegen das Plateau im NE ausgerichteten vier bis fünf Wälle und Gräben haben an den äußeren Rändern nur mehr eine bildliche Funktion.

Wie bei der Kyburg (oben) überlagert eine symbolische Bedeutung die wehrhafte Funktion.

******************************************

Saint-Ursanne JU: Reste der Verbindungsmauer zwischen Burg und Städtchen

Foto: Autor, 2004

**************************************

Statt eines Vorworts: Ein Beispiel für den sprachlichen Unsinn, der sich in der universitären Burgen-Forschung findet:

Die Absicht, die hinter dieser Erhöhung oder Aufmottung des Burghügels stand, bestand zweifellos darin, den auf dem äußersten Ende eines flachen Sporns liegenden Burgplatz gegenüber seiner Umgebung zu überhöhen.

aus: Jakob Obrecht: Frühe Burgstellen ohne sichtbare Mauerreste. Terminologische und ausgrabungstechnische Probleme.

in: Motte – Turmhügelburg – Hausberg. Zum europäischen Forschungsstand eines mittelalterlichen Burgentypus.

(Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, 23/2007; S. 147

***********************************************

Was ist eine Burg, was ein Schloß?

Burgen sind materielle, in der Landschaft eingeprägte Zeichen der älteren Vergangenheit. Über diese wissen wir wenig bis nichts. Doch möchten wir die Burganlagen in einen kulturellen Kontext und in einen ungefähren chronologischen Rahmen einordnen.

Die Burgenforschung muß die Geschichts- und Chronologiekritik berücksichtigen. Sie ist Voraussetzung für ein richtiges Verständnis der alten Wehranlagen.

Schon die Terminologie stellt knifflige Fragen. Man spricht von Burgen und Schlössern, aber auch von Oppida, Refugien, Erdburgen und Steinburgen.

Das englische castle geht gleich wie das italienische castello und das französische château auf lateinisch castellum zurück.

Das deutsche Kastell aber hat die Bedeutung eines „römischen“ Festungswerks. 

Das Wort BURG, lateinisch BURGUM oder BURGUS, enthält die Konsonanten PRC. Dahinter steht PARACLETUM, paracletus, der Paraklet. Der theologische Begriff war in alten Zeiten wichtig. Der Tröster und Mahner steckt auch in vielen Ortsnamen.

Vergleiche darüber: Die Ortsnamen der Schweiz (2022).

Eine Burg bezeichnet im alten Sinne also ein Mahnmal.

Oft wird zwischen Burgen und Schlössern unterschieden. Dieser war in alten Zeiten nicht existent. Heute jedoch hat das Schloß die Bedeutung einer erhaltenen steinernen Burg, aber auch eines Wohnschlosses ohne Wehrcharakter.

Kommt hinzu, daß bei den erhaltenen Schlössern – erwähnt werden sollen in unserem Bereich etwa Lucens, Greyerz, Laupen, Burgdorf, Thun und Trachselwald – der Wehrcharakter häufig nur vorgeschoben ist. Ursprünglich waren es sicher Wehrburgen. Doch so wie sie sich heute präsentieren, stammen sie aus einer Zeit, als solche Anlagen keinen fortifikatorischen Wert mehr besaßen.

Die eigentlichen Wohnschlösser, im Bernbiet Campagnen genannt, wir nennen hier etwa Allmendingen bei Bern, Thunstetten bei Langenthal, Ortbühl bei Steffisburg, Oberried bei Belp, Kehrsatz, Oberdiessbach und Reichenbach bei Zollikofen werden in dieser Betrachtung ausgelassen. Sie stammen aus der Zeit des Barocks und des Klassizismus.

Die ältesten Wehranlagen

Die menschliche Kultur und Zivilisation ist viel jünger als angenommen. Der Schreiber schätzt den Beginn auf vielleicht 400 Jahre vor heute.

Die ersten baulichen Zeugnisse sind schwer zu bestimmen und einzuordnen.

Die westeuropäische Kultur der Megalithen, Menhire und Steinsetzungen kann als untere zeitliche und inhaltliche Marke dienen.

In unserem Land sind als erste baulichen Zeugnisse die sogenannten Pfahlbauten an den Ufern der Seen des Mittellands zu sehen.

Zeitgleich ist die Kultur der Grabhügel oder Hügelgräber zu setzen. Diese künstlich aufgeschütteten Erdwerke enthalten häufig Trockenmauern im Innern. Und solche Erdaufschüttungen sind wirtschaftlich gesehen sinnlos. Die Grabhügel verraten also eine menschliche Kultur die bereits auf Herrschaft und auf Über- und Unterordnung gründete.

Die ersten Wehrbauten waren ebenfalls Erdwerke. Ihre Verteidigungsfunktion erhielten sie durch Wälle, Gräben und durch einen oder mehrere zentrale Hügel, die häufig künstlich überhöht waren.

Die Erdburgen und Erdwerke sind bereits gut zu fassen.

Die ältesten Wehranlagen werden häufig als Oppida (EZ: Oppidum) bezeichnet. Seit der frühen Burgenforschung wird der Begriff vornehmlich für große „keltische“ Festungswerke angewandt.

Im Ausland gibt es die Beispiele Manching und die Heuneburg in Deutschland, Alesia und Bibracte in Frankreich.

Die Größe der umwallten Flächen eines Oppidums ließ auch den Begriff Refugium, also Fliehburg aufkommen. Man nahm an, daß ganze Sippschaften mit Hab und Gut und Vieh bei Krieg und Gefahr solche sicheren Anlagen aufgesucht hätten.

Daß große Wehranlagen als Refugien dienten, ist jedoch unbewiesen und bleibt eine Behauptung.

Der Begriff Oppidum hingegen führt mitten in die Niederungen der konventionellen Terminologie und bedarf einer Klarstellung.

Das lateinische Wort ist ein vesuvianisch-neapolitanisch-trojanischer Begriff, wie ich in meiner Ortsnamen-Forschung erkannt habe. Vergleiche hierzu: Die Ortsnamen der Schweiz (2022): OPPIDUM > (N)PTM = NEAPOLITANUM (CASTELLUM oder BURGUM). 

Der Lateiner lernt OPPIDUM als Bezeichnung für Stadt. Aber die Burgenforschung führt zur Erkenntnis, daß es keinen Unterschied zwischen Burg und Stadt gibt:

Eine Stadt ist eine große Burg und umgekehrt.

Beweis dafür sind die Bewohner der alten Städte, die Burger oder Bürger genannt wurden.

Der Begriff Oppidum hat sich im Bernbiet im Namen der kleinen Erdburg Oppligen bei Kiesen erhalten.

Es gab auch lateinische Verkleinerungsformen zu burgum und oppidum: nämlich burgidillum und oppidillum. – Im Kanton Zürich befindet sich auf dem Kohlfirst südlich von Schaffhausen eine Wallbefestigung mit dem Namen Bürgitilli.

Oberhalb von Stäfa ZH befindet sich die imposante Spornanlage, die den Namen Obertilli trägt.

Oppidum bedeutet also Burg. Die frühere Burgenforschung verirrte sich in Folge der verengten Übersetzung des Begriffs. Man suchte bei etlichen Burgen – zum Beispiel bei der Grasburg oder bei Oltigen an der Aare – die Existenz eines Städtchens innerhalb der Burganlage zu begründen. – Doch überall stellte sich der knappe Platz der Behauptung  entgegen.

Es gab jedoch Burgstädtchen. Noch heute ist zum Beispiel ArconcielErgenzach über der Saane südlich von Freiburg als solches gut zu erfassen.

Auch Bossonnens im südlichen Kanton Freiburg ist ein Beispiel. Doch diese Anlagen gehören schon in die Zeit der Steinburgen.

Als Oppidum gilt eine große Wehranlage mit Wällen und Gräben und einer kleinen Kernburg. Man setzt die Oppida in die „Keltenzeit“. Doch wie gesagt sind die Epocheneinteilungen der Vorgeschichte hinfällig. Man kann nur sagen, daß ein Oppidum zu einer Zeit entstanden ist, als das „römische“ Bindemittel Mörtel oder Zement noch nicht erfunden war.

Die vorgeschichtlichen Befestigungswälle bildeten den Unterbau von sogenannten Gallische Mauern. Diese waren Konstruktionen aus Stein und Erde, zusammengehalten durch Holzwände und verstrebt mit vernagelten Holzbalken.

Als klassische Oppida sind anzusehen:

die Engehalbinsel bei Bern,

Sermuz bei Yverdon,

Layaz bei Goumoëns VD 

die Altburg von Lucens (Lobsigen oder Losingen) im Waadtland;

die Glaneburg (Châtillon-sur-Glâne) bei Villars-sur-Glâne und der

Mont Vully (Wistenlach) im Kanton Freiburg.

In der Aareschlaufe des alten Berns gab es vor der "mittelalterlichen" Stadt sicher ein Oppidum. Die Nydegg-Burg beweist dies.

Ebenfalls bildete die gesamte Ostseite des Jensbergs bei Biel eine große Oppidum-Fläche, geschützt durch den westlich gelegenen sogenannten Keltenwall und mit der mächtigen Knebelburg am westlichen Ende als quasi Vorwerk.

In der Deutschschweiz sollen die Oppida Eppenberg oder Wöschnau, zwischen Aarau und Olten erwähnt werden, ebenfalls die Wehranlage auf der Sissacher Fluh in Baselland und besonders der Uetliberg bei Zürich. - Zwischen dem Kanton Zürich und Baden-Württemberg darf das große Doppel-Oppidum Altenburg-Rheinau nicht vergessen werden.

Auf dem Uetliberg, auf der Engehalbinsel, in Sermuz, auf dem Mont Vully – um nur einige Orte zu nennen - wurden Gallische Mauern durch Untersuchungen nachgewiesen.

Seit 2008 wurde von der Berner Kantonsarchäologie ein Oppidum in der Flur FRYBURG, nördlich von Roggwil untersucht. Die Ergebnisse sind 2022 publiziert worden.

Fryburg bei Roggwil war zweifellos eine grosse umwallte Anlage unmittelbar vor der Vereinigung der Flüsschen Rot und Langeten in die Murg. - Im Nordosten des Fläche gab es auf einem Sporn die Erdburg KILTBERG (Chilperg).

Der Grabenzug von Fryburg gegen Südwesten konnte archäologisch nachgewiesen werden. Die übrigen Ränder sind nur teilweise erhalten, da umfangreicher Kiesabbau die Topographie verändert hat.

Die Sondierungsergebnisse sind an und für sich gut, wenngleich übertrieben detailliert. - Und vor allem versuchen sie alles in das unmögliche konventionelle Chronologie-Schema hineinzuwängen.

Definitiv entgleist sind die Verfasser mit ihrer haltlosen Behauptung, die "keltische Stadt" habe "Morgiodunum" geheissen.

Aber schon bei den „klassischen“ Oppida, sind manchmal große und kleine Wehrbauten miteinander verschränkt.

Beispielsweise gehört die Aareschlaufe von Bremgarten zum Oppidum-System der Engehalbinsel bei Bern. In gewissem Sinne ist das kleine Bremgarten mit einer ehemaligen Erdburg sogar das „Herz“ der weitläufigen Anlage auf der anderen Seite des Flusses.

Ebenso interessant ist das System der Altburg bei Lucens: Die große vieleckige Umwallung ist an ihrem Ostende mit einer Erdburg verbunden. Sowohl bei der Enge und Bremgarten BE wie bei Lucens lassen sich die großen und kleinen Befestigungen aus logischen Gründen chronologisch nicht trennen.

Auf dem Uetliberg bei Zürich wurde zuoberst auf dem Wallsystem später eine Steinburg errichtet. Auch die Sissacher Fluh weist „mittelalterliches“ Mauerwerk auf. Und das System Engehalbinsel – Bremgarten bei Bern hatte in letzterem Ort einen steinernen Burgturm mit Ringmauer.

Auf dem Gurten-Berg bei Bern sind alle alten Spuren verwischt. Doch am Westende ist ein Ringwall bezeugt. Und die ganze Hochfläche scheint ein Oppidum gebildet zu haben, vielleicht mit einem Abschnittswall gegen Osten.

Ein wenig bekanntes, aber gut erhaltenes Oppidum ist Ravenel, nordöstlich von Suchy VD. Die Fläche der Abschnittsbefestigung sieht verblüffend ähnlich dem des Gurtens aus.

Die Fixierung auf eine „Keltenzeit“ führte dazu, daß andere, wenig bekannte großflächige Befestigungsanlagen nicht als Oppida wahrgenommen wurden. Heidenstatt nördlich von Wynigen im Emmental zum Beispiel hat alle Merkmale eines Oppidums. Doch weil der Abschlußwall gegen Osten dort verschwunden ist, wurde die große geschützte Fläche nicht als solche erkannt.

Die große, durch einen geschwungenen breiten Graben von einem Plateau abgetrennte Fläche von Châtillon westlich von La Sarraz ist  erst durch den Schreiber als vorgeschichtliches Objekt entdeckt worden.

Die grossen Oppida oder Wallanlagen wurden im "Mittelalter" offenbar nicht mehr benützt. Nur selten wurde dort Mauerwerk gefunden.

Eine Ausnahme macht zum Beispiel der mächtige Abschlusswall der Glaneburg südwestlich von Freiburg. Auf dessen Krone wurde eine Mauer aufgesetzt. Doch ist nicht sicher, ob es eine aus Mörtel war oder eine Trockenmauer. Also ist auch die Chronologie unbestimmt.

Eine Mauer war auch auf den Abschnittswall von Wittnau AG im Fricktal aufgesetzt.

Flußumleitungen als altes Mittel der Befestigung

Ein wichtiger Aspekt der ältesten Befestigungsanlagen darf nicht vergessen werden. Etliche Oppida wurden durch teilweise große Flußumleitungen oder Flußumlenkungen auf ihre vorgesehene Bestimmung vorbereitet.

Im Ausland ist bekannt, daß zum Beispiel bei Manching ein Nebenflüßchen der Paar umgeleitet wurde, um die rundliche Form der großen Anlage zu erreichen.

Das Doppel-Oppidum Altenburg-Rheinau ist dadurch charakterisiert, daß der Rhein dort durch eine Umlenkung eine rückläufige Richtung erhalten hat.

Bei der Engehalbinsel nördlich von Bern macht die Aare verschiedene, neun Kilometer lange komplizierte Windungen, bis sie von Süden her kommend, den Weg nach Westen einschlägt. Einen solchen Verlauf als natürlich anzusehen, braucht Blindheit und Verstocktheit.

Überdies zeigt die Engehalbinsel deutlich die Gestalt einer Schwurhand. – Und die alte Eidgenossenschaft war bekanntlich ein Schwurbund.

Zur Engehalbinsel gehört die bauchige Aareschlaufe von Bremgarten. Diese aber hat die gleiche Form wie beim aargauischen Bremgarten im Freiamt. Die letztere Schlaufe mag natürlich sein. Aber Bremgarten bei Bern ist sicher so geformt worden, um die Gleichheit der beiden Ortsnamen zu betonen.

Bevor Bern im „Mittelalter“ zu einer gemauerten Stadt wurde, hat man durch eine großangelegte Flußumleitung der Aare die schön geformte, unnatürlich in West-Ost-Richtung verlaufende Schlaufe gebildet, die deutlich einen Phallus darstellt.

Zweifellos befand sich auch in der Aareschlaufe von Bern ein Oppidum. Die Erdburg Nydegg - später zu einer Steinburg erweitert - belegt dies.

Der Burghügel von Rondchâtel bei Péry (Büderich) in der Klus der Schüss ist so rundlich wie der Name sagt. Deutlich zeigt der Plan, daß hier der Jura-Fluß im Bereich des Berges umgeleitet worden ist, um den Hügel auf drei Seiten durch das Gewässer zu schützen.

Die Wehranlage Layaz bei Goumoëns im Waadtland zeigt in dem auffällig ausgebuchteten Verlauf des Flüßchens Talent möglicherweise ebenfalls eine Umlenkung des Gewässers an.  

Erdburgen und Erdwerke

Ob man große, umwallte Anlagen – gemeinhin Oppida genannt – als eigene Kategorie aufführen will, ist Ansichtssache. Von den Begriffen her sind Oppida und Burgen identisch.

Damit kommen wir zu den Erdburgen. Diese Objekte sind als Kern des Themas anzusehen. Jede alte Befestigung wurde zuerst – wie schon gesagt - als Erdbefestigung angelegt. Es entstanden Gräben, Wälle und Burghügel.

Wir halten bei den Erdburgen das chronologische Dilemma fest: Diese Wehrbauten scheinen vor der „Römerzeit“ angelegt worden zu sein. - Aber letzte Sicherheit besteht nicht.

Die Variationen in den Grundrissen der Erdburgen sind groß: Jede hat ein anderes Aussehen; Kategorien aufzustellen ist schwierig.

Die meisten Burgen sind auf Hügeln angelegt. Burgen in einer Ebene, meistens Sumpf- oder Wasserburgen sind selten.

Die Burgplätze nutzten natürliche Geländevorteile: einen Sporn, einen Steilabsturz oder einen durch ein Gewässer vorgeformten geschützten Platz.  

Der Burghügel oder Motte ist zentral. Dabei konnte dieser durch einen Abschnittsgraben auf einem Sporn geschaffen sein oder künstlich aufgeschüttet oder überhöht sein.

Interessant ist, daß viele Motten eine ungefähre Höhe von zehn Metern ab der Grabensohle haben. Als klassisches Beispiel ist der Burghügel der Teufelsburg bei Rüti bei Büren zu nennen.

Die Burgen, welche als Ringwall-Anlagen bezeichnet wurden, sind bei genauer Betrachtung keine.

Die imposante Knebelburg auf dem Jensberg weist einen Ringgraben um das ovale Plateau auf. Doch der Ringwall ist im Osten an den Hügelrücken angelehnt. Dieser bildet einen zur Wehranlage gehörenden "Stiel".

Und die angebliche Ringwallanlage Bürgisweiher oder Weiherkopf bei Madiswil hat wohl einen umlaufenden Geländeabsatz unterhalb des Burghügels. Aber es sind nur drei isolierte Wallstücke festzustellen.

Dasselbe gilt für die verblüffend ähnliche Anlage Fuchsmatt, ebenfalls in der Gemeinde Madiswil.

Auch Ro(h)rberg bei Rohrbach stellt in dem Sinne keine Ringwallanlage dar: Der ovale Burghügel war zu beiden Seiten durch Wälle flankiert, die am Berghang angelehnt sind. Und gegen die Talseite lassen die Flankenwälle eine charakteristische Öffnung frei.

Wasserburgen sind selten. Im Bernbiet ist als bedeutendes Beispiel Bümpliz auszumachen.

Landshut bei Utzensdorf ist ebenfalls eine ursprüngliche Wasserburg anzusehen, desgleichen Jegenstorf.

Dagegen gab es etliche sogenannte Sumpfburgen:

Die Kerrenburg bei Kernenried war eine solche, auch Alt Hünigen bei Konolfingen. 

Sicher waren Burghügel und Wälle durch künstlich geschaffene Hindernisse verstärkt. Palisaden, Zäune und dichte Hecken haben die Befestigungen verstärkt.

Ein Holzturm hat sicher häufig auf dem Burghügel gestanden.

Die Verwendung von Holz führte dazu, daß man Erdburgen auch als Holzburgen bezeichnet.

Der Burghügel oder die Motte war ein zentrales Element der Erdburg. Da ist zu bemerken, daß die Kuppen oft klein waren.

Bei der Hunze bei Kleindietwil im Oberaargau mißt das rundliche Plateau 10 x 12 Meter und hat zusätzlich noch einen Sod. Ähnlich verhält es sich bei Jegerlehn oder Schmidslehn im Emmental.

Der rundliche Burghügel der Teufelsburg bei Rüti bei Büren ist zwar imposant. Aber er steht nicht in einem proportionalen Verhältnis zu den umfangreicheren Wällen vor der Motte.

Ähnliches gilt vom Burghügel der Altburg Kasern bei Rohrbach mit dem charakteristischen niedrigeren Vorwerk gegen Norden.

Mit den letzteren Bemerkungen soll betont werden, daß die Wehrfunktion eines Burghügels eingeschränkt war.

Burgenkategorien nach Grundrissen und Funktionen

Erdburg ist eine allgemeine Kategorie. Danach kommen die anderen Bezeichnungen. Die Holzburg wurde schon erwähnt. Aber auch nach dem Grundriß lassen sich weitere Typen von Burgen aufstellen.

Von einer Höhenburg darf nur gesprochen werden, wenn die Anlage auf einer beachtlichen Höhe über Meer angelegt ist.

Beispiele für Burgen auf knapp unter 1000 Metern Höhe sind die Objekte Bärhegen bei Sumiswald, Friesenberg bei Wynigen, der Bantiger oberhalb von Bolligen, der Tschuggen-Berg bei Oberbalm, der Chutzenhubel bei Frienisberg, der Gurten-Berg, Ägerten oberhalb von Wabern und La Feyla bei Le Mouret FR.

Vollends abzulehnen sind Bezeichnungen, die der erfundenen alten Geschichte entnommen sind.

Niemand kann von einer Burganlage sagen, daß hier Adelige, Ritter, Grafen oder Ministeriale wohnten.

Trotzdem wird zum Beispiel behauptet, der Burghügel von Sternenberg bei Scherliau in der Gemeinde Köniz sei einst Sitz von sagenhaften „Grafen von Laupen-Sternenberg“ gewesen.

Bümpliz muß sich mit der unmöglichen Bezeichnung "burgundischer Königssitz" herumschlagen.

Ebenso unsinnig ist die Bezeichnung Reichsburg. Solche Benennungen tragen zum Beispiel die Grasburg, Laupen und Gümmenen.

Bei solchen Zuschreibungen wird gerne auf angebliche strategische Funktionen einer Wehranlage angespielt. Die erwähnten "Reichsburgen" hätten eine Postenkette gegen Burgund gebildet.

Aber auf der anderen Seite der Sense finden sich ebensolche Burgen, etwa Schönfels gegenüber der Grasburg oder Ober Maggenberg weiter oben. Waren das Vorposten des burgundischen Gebiets?

Man soll sehr vorsichtig sein mit strategischen Überlegungen zu einem Burgenstandort. Archäologen sehen allzu leicht bei gewissen Objekten eine unbeweisbare militärische oder strategische Bedeutung.

Bei der Baar-Burg im Kanton Zug etwa phantasieren die Archäologen von einer Befestigung, die einen "Zinnhandel zwischen England und Italien" beschützte.

Ähnliches wird von der Glane-Burg bei Villars-sur-Glâne FR behauptet.

Burgen waren Wehranlagen. Aber weshalb legte man an einem bestimmten Ort eine solche an, an anderen dagegen nicht? Aus der Burgenlandschaft lassen sich keine Schlüsse ziehen.

Manchmal standen Wehranlagen nahe beieinander, etwa Bürgisweiher und Grauenstein bei Madiswil oder die beiden Schwandenberg mit dem Klosterhubel oberhalb von Schüpfen bei Münchenbuchsee.

Wie schon zu „keltischer“ Zeit mit den weitläufigen Refugien oder Oppida, entstanden auch zu Beginn des „Mittelalters“ großflächige befestigte Anlagen, die man als Vorformen der späteren Städte bezeichnete. Mehrere solcher Orte hatten keine spätere Entwicklung. Man bezeichnet sie deshalb auch als Wüstungen.

Die sogenannten Stadtwüstungen sind ein heikles Problem. Waren es große Erdburgen oder frühe Städte?

Im östlichen Mittelland sind als Burgstädtchen unbedingt zu erwähnen: Eschenbach bei Inwil an der Reuss im Kanton Luzern und Glanzenberg bei Dietikon ZH. Beide Anlagen sind archäologisch untersucht.

In unserer Gegend sind unbedingt zu erwähnen: die rechteckige, danach durch die Aare teilweise weggespülte Anlage von Altreu (Alta Ripa) bei Selzach im Kanton Solothurn.

Das gut erhaltene, große und imposante Bonneville bei Engollon im neuenburgischen Val de Ruz verdient eine besondere Erwähnung. Mit ungefähr 210 x 90 Metern Gesamtumfang ist die Anlage sehr groß. Aber ein bewohntes Städtchen war es kaum.

Altreu an der Aare bei Solothurn wird auch als spätrömisches Flußkastell angesprochen, was möglich ist.

Die große Wehranlage von Räsch bei Düdingen, mit ihren rechteckigen Formen möchte man eher als Kastell bezeichnen. Aber in jener Gegend sind sonst keine solchen Festungen nachgewiesen.

Der Abschnittsgraben konnte zu einem Ringgraben erweitert werden. Und zu einem Graben gehört häufig ein Wall. Aber auch doppelte Wälle und Gräben sind möglich. Die rechteckige Anlage von Alt Burgistein oder Schönegg war doppelt gesichert.

Ein Burghügel oft einen Vorhügel. Ein typisches solches Vorwerk hatte zum Beispiel die Altburg Kasern bei Rohrbach. Ebenfalls ein Vorhügel findet sich östlich neben dem Burghügel von Friesenberg im Emmental.

Der Burghügel als zentraler Teil einer Burg hatte eine bestimmte, an die Geometrie angelehnte Form. Die Motte war häufig rund oder oval.

Ein runder Burghügel hat zum Beispiel die Teufelsburg bei Rüti bei Büren.

Die meisten Burghügel bilden ein Oval.

Hier sollen die mächtigen Burghügel von Oltigen an der Aare, von Zwigart bei Langnau BE und von Münnenberg bei Lützelflüh genannt werden.

Ein schönes Oval stellt die mächtige Knebelburg bei Bellmund auf dem Jensberg dar. Auch Sternenberg bei Scherliau bietet eine solche Form.

Runde oder ovale Burgplätze können grundsätzlich immer als Teil eines ägyptischen Ankh-Schlüssels zu deuten sein: Eine solche Figur besteht aus einem Stiel und einem runden und ovalen Griff. Zwischen Stiel und Rundung liegt eine Querteilung. Mit den Mitteln der alten Landvermessung hat der Autor mehrere solcher Figuren nachweisen können. z.B. in der Altstadt von Bern.

Auch Rechtecke kommen häufig vor.

Der Frumberg bei Allmendingen bei Bern war als Doppelquadrat von 14 x 18 m angelegt.

Ebenfalls ein Doppelquadrat bildet der Burghügel von Bigenthal.

Bei der erwähnten Knebelburg ist das ovale Plateau  genau doppelt so lang wie breit.

Die Motte du Châtelard bei Courgevaux (Gurwolf) weist ein ovales, in einer Nord-Süd-Achse angeordnetes Plateau auf. Dieses ist genau dreimal so lang wie breit.

Der Burgplatz ist häufig gegen die Angriffsseite an den Rändern aufgewölbt oder hat Randwülste.

Aufwölbungen, dort gegen Nordosten, zeigt der Burgplatz von Bisenlee bei Arch.

Der bereits genannte Frumberg bei Allmendingen hat Randwülste an drei Seiten des Rechtecks. Bei der vierten, der steilsten Seite gegen Nordosten fehlt sie.

Auch eigenartige sattelförmige Burgplateaus kommen vor. Beispiele sind Bürgisweiher und Fuchsmatt, beide in der Gemeinde Madiswil im Oberaargau.

Eine ausgeprägte dreieckige Form bietet das Plateau von Tschuggen bei Oberbalm.

Ein gleichseitiges Dreieck bildete die Wehranlage von Chavailles bei Cottens FR.

Ein Dreieck sehen wir auch bei Bürglen in der Gemeinde Brenzikofen südlich von Oberdiessbach.

Ein ursprünglich runder Burghügel erhielt durch einen nachträglich darauf gesetzten gemauerten Turm eine rechteckige Form. Das ist zum Beispiel bei Ägerten am Gurten zu sehen.

Schwanden oder Schwandenberg bei Wynigen zeigt ebenfalls ein ursprünglich ovales Plateau, welches durch eine Umfassungsmauer eine rechteckige Form erhielt.

Das Dreieck auf dem Bantiger-Hügel oberhalb von Bolligen konnte erst durch die digitale Geländeabtastung LIDAR in seiner Form richtig erkannt werden.

Bei der häufigen Spornanlage von Burgen bildet die dem Abschnittsgraben zugewandte Seite des Burghügels oftmals die höchste Stelle und ist manchmal zu einem Abschnittswall geformt. Beispiele dafür sind die Motte von Seedorf bei Noréaz, diejenige von Helfenberg bei Lanzenhäusern und der Hasenburg (Fenis) bei Vinelz.

Die drei genannten Anlagen haben deutliche Abtreppungen. Am deutlichsten sind die drei Plateaus der Hasenburg (Fenis). Eben so deutlich sind die Stufen bei der großen Burgstelle Alt Willisau.

Die Fortsetzung eines Burghügels mit einem Schildwall ergeben manchmal im Grundriß eigenartige schwanzförmige Fortsetzungen. Diese sind etwa zu beobachten bei Schwanden bei Zäziwil, bei der Pérolles-Burg in Freiburg und Helfenberg bei Lanzenhäusern.

Bei Grimmenstein bei Wynigen ergab sich die längliche, in verschiedene Abschnitte unterteilte Form der Burganlage durch die Natur des länglichen Felsgrats.

Ist der Burghügel durch einen oder mehrere Wälle geschützt, so folgen diese in der Form meistens dem Burghügel. Der Ringwall auf drei Seiten bei Ägerten am Gurten folgt in seinem Verlauf der rundlichen Motte. – Bei der Teufelsburg bei Rüti bei Büren jedoch zeigen die umgebenden Wälle des rundlichen Burghügels jedoch eckige Formen. – Wir werden sehen weshalb.

Interessant sind auch die Wälle bei Straßberg oberhalb von Büren an der Aare. Der oberste Wall schützte den Graben auf drei Seiten. Aber unterhalb gegen Norden zeigen die hinab führenden Wälle sonderbare Formen. Zuunterst wurden sie sogar übergeschlagen. – Bei der Symbolik der Burgengrundrisse kommen wir auf das Beispiel zurück.

Der Wall, welcher einen Burghügel schützte, war manchmal besonders geformt: Er war gegen die Mitte breiter und höher. Solche Wälle sieht man bei Liebefels auf der Sodfluh, bei der Altburg Kasern bei Rohrbach und bei Gümmenen.

Ein Wall und ein Abschnittsgraben konnten losgelöst von dem Burgplateau angelegt sein. Der Abschnittsgraben gegen Osten bei der Höhenburg Bantiger hatte keine unmittelbare Verbindung mit dem Burghügel, jener auf der Gysnauflüh bei Burgdorf auch nicht.

Der Burghügel oder die eigentliche Burg konnte eigentliche „Wallgärten“ mit mehreren, teilweise komplizierten oder schwer verständlichen Wallverläufen aufweisen.

Typische Beispiele sind die Teufelsburg bei Rüti bei Büren und La Vuardaz bei Ecuvillens.

Bei der Symbolik von Burgengrundrissen werden wir darauf zurückkommen.

Waren die alten Burgen je bewohnt?

Die späteren Steinburgen hatten neben dem Bering und dem Bergfried oft auch Ökonomie- und Wohngebäude.

Daraus zieht der voreilige Burgenforscher den Schluß, daß auch die alten Wehranlagen, die Erdburgen bewohnt waren.

Die genaue Betrachtung der Innenflächen der Erdburgen gibt keine Hinweise auf Wohnbauten. Das Terrain wirkt modelliert wie bei der Errichtung. Es fehlen Spuren von dauernder Besiedlung. Geländestufen für Hausbauten und Wegspuren müßten vorhanden sein, sind aber nirgends nachzuweisen. - Und die oft sehr kleinen Innenflächen der Motten würden oft kaum Platz für eine oder mehrere Hütten bieten.

Deutlich sind die genannten fehlenden Besiedlungsspuren am Schwandenberg West, westlich von Münchenbuchsee zu erkennen. Auch der unweit davon gelegene Klosterhubel zeigt keine solchen Merkmale.

Auch große Anlagen, wie das Oppidum von Eppenberg-Wöschnau lassen bei genauer Betrachtung der Innenfläche keine Spuren von Besiedlung erkennen.

Die alten Wehrbauten waren also unbewohnt. Auch ihr Befestigungscharakter war oft mehr symbolisch, denn reell. - Die Hunze bei Kleindietwil war schwerlich zu verteidigen, gleich wie Aspi bei Murzelen oder Ischberg bei Alchenstorf und viele andere Burghügel.

Ein Fall für die Verschränkung von gallorömischen Trockenmauern und römischem Mauerwerk haben wir auf der Engehalbinsel:

Dort wurde die "römische" Arena auf dem Roßfeld, dem zentralen Teil der Engehalbinsel bei Bern, in die Ecke einer alten Gallischen Mauer hineingebaut. So bildete der Wall zwei Seiten als Zuschauerränge. 

„Römische“ Wachttürme, Wehrbrücken und Kastelle

Zwischen den Erdburgen und den Steinburgen müssen wir die „römischen“ Befestigungswerke einfügen.

„Römisches“ Mauerwerk bedeutet ursprünglich nur, daß die Steine einer Mauer mit Zement oder Mörtel verbunden, nicht mehr nur trocken aneinandergefügt wurden. Die aus Mörtel gefügten Mauern ersetzten die bisherigen Trockenmauern.

Aber damit schaffen wir ein chronologisches Problem: Wo genau sind die „Römer“ zeitlich einzuordnen?

Die Erdwerke sind sicher älter als die „römischen“ Bauten. Aber was passierte mit den vielen Erdburgen während dieser neuen oder anderen Kulturepoche?

Man muß annehmen, daß die Erdburgen während der „Römerzeit“ unberührt und ungenutzt blieben. Nirgends sind Spuren zu sehen, wonach in diese Objekte Mauern hineingebaut wurden.

Die Römerzeit hinterließ eindrucksvolle Spuren um das ganze Mittelmeergebiet herum, in ganz Westeuropa, England und auf dem Balkan. Trotz ihrer zahlreichen Zeugnisse und ihrem eindrucksvollen Impakt, der bis in die Gegenwart reicht, ist diese Kultur schwer zu fassen. Es ist immer noch eine schriftlose, eine schreckliche Zeit. – Die „antike“ schriftliche Überlieferung, die Münzen und Inschriften sind erst gegen Ende dieser Kultur und sogar nachher entstanden. Man muß sehr vorsichtig sein mit zeitlichen Angaben und inhaltlichen Zuweisungen.

Der Autor schätzt, dass der Mörtel vor ungefähr 330 Jahren erfunden wurde, also vor Ende des "17. Jahrhunderts".

Die klassische oder die anfängliche „Römerzeit“ war offenbar friedlich. Als Wehranlagen jener Kultur sind nur die Stadtmauern zu nennen.

Die 5, 5 km lange Ringmauer von AventicumAvenches steht als vollendetes Beispiel. Die Umfassungsmauer von Augusta Raurica Augst hingegen blieb unvollendet. Das zeigt, daß jene Epoche nicht sehr lange gedauert hat.

Und die Stadtmauer von Aventicum hatte wie andere gleichartige Werke eher eine Funktion als Zollmauer und als urbane Repräsentation.

Die anfängliche Friedenszeit der ersten „Mörtelkultur“ ging  über in eine offenbar unruhige, kriegerische „spätrömische“ Epoche.

Diese schuf Befestigungen in großer Zahl und nach einem System. Helvetien wurde gegen eine Bedrohung befestigt, welche von jenseits des Rheins, aus Norden und Nordosten erwartet wurde.

Es entstand eine Kette von Wachttürmen von Basel bis zum Bodensee.

Die Verteidigungslinie gegen Norden und Nordosten wurde durch Kastelle verstärkt, deren vorderste Linie vom südlichen Elsaß bis nach Liechtenstein reichte. Und das Festungssystem reichte bis weit ins Hinterland; es umfaßte die ganze Ostschweiz, das Aaretal und die Gegend der drei Jurafuß-Seen bis Yverdon.

Man kennt die Kastelle von Klein-Basel (Robur), Kaiseraugst, Zurzach (Tenedo), Stein am Rhein (Tasgaetium), Konstanz, Arbon (Arbor felix) in der vordersten Linie. Dahinter standen als weitere Festungen Frick, Kloten, Zürich-Lindenhof, Ober Winterthur, Irgenhausen (Bürglen), Pfyn (Ad fines), Schaan in Liechtenstein, Altenburg bei Brugg, Olten (Ollodunum), Solothurn (Salodurum), Yverdon (Eburacum).

Auch die Befestigungen auf der Sissacher Fluh bei Sissach BL und Altreu (Alta Ripa) an der Aare bei Solothurn können als Kastelle angesprochen werden.

Räsch bei Düdingen hingegen hat ebenfalls die Größe und das Aussehen eines Kastells. Allerdings würde dieses abseits des Systems stehen.

Die glockenförmigen Grundrisse der Kastelle von Solothurn, Olten und Altenburg bei Brugg sollen hervorgehoben werden.

Befestigte Brückenköpfe mit charakteristischen Köpfen in Form eines Hammers sind nachgewiesen in Mumpf am Rhein und in Aegerten bei Brügg an der Zihl.

Es scheint, daß das imposante spätrömische Befestigungssystem Helvetiens gegen Norden und Nordosten nicht lange bestand. Die Mauern wurden bald abgetragen. Auf dem Lindenhof in Zürich wurde sogar der Hügel, auf dem das sechstürmige Kastell stand, entzwei geschnitten.

Beim Kastell von Pfyn (Ad Fines) im Thurgau wird behauptet, daß die ganze südliche Langseite absichtlich oder natürlich von der Thur weggeschwemmt wurde.

Ob es im Zusammenhang mit dem spätrömischen Abwehrsystem Helvetiens am Rhein zu Kämpfen gekommen ist, kann nicht gesagt werden, ist aber wahrscheinlich. Der „Schwabenkrieg 1499“ in der Schwyzer Geschichtserfindung spricht zumindest von einer Reihe von Gefechten und Geplänkeln.

Sehr interessant sind die Hinweise in den ältesten Chroniken, besonders in der kleinen Schwyzer Chronik des Johannes Stumpf (1554 = ca. 1760/1770: Dort wird gesagt, dass alle römischen Städte und Monumente in Helvetien zerstört wurden, am radikalsten in Ost-Helvetien.

Auch der Grund dafür wird angegeben: Damit die Römer diese nicht mehr benutzen konnten.

Die genannten Römer sind zweifellos rechts des Rheins zu suchen, in dem Heiligem Römischen Reich Deutscher Nation.

Auch ist interessant, daß nachher das Fricktal mit dem ehemaligen Kastell Frick als linksrheinisches Gebiet beim Römischen Reich verblieb. Und die rechtsrheinischen Gebiete, welche die Eidgenossenschaft erhielt, weisen in Basel (die Eiserne Hand nordöstlich von Riehen) und in Schaffhausen teilweise abenteuerliche, sogar absurde Grenzverläufe auf. Man kann annehmen, daß sich der ursprüngliche Schwurbund nur knapp gegen das römisch-deutsche Reich behaupten konnte.

Die Steinburg als klassische „mittelalterliche“ Wehranlage

Wir haben festgestellt, daß offenbar alle Burgen zuerst als Erdburgen angelegt wurden.

Die Steinburg kam später. Sie bedingte die technische Erfindung des „römischen“ Zements oder Mörtels. Erst damit ließen sich feste Mauern, Türme und Tore errichten.

Die „Römer“ scheinen keine solchen Burgen errichtet zu haben. Ihre Stadtmauern, Wachttürme und Kastelle nahmen spätere Entwicklungen vorweg. Aber in unserem Gebiet wurde keine dieser Befestigungen weiter verwendet.

Als Ausnahme gilt La Tornallaz bei Avenches: Dieser nach innen halbrunde Turm der römischen Stadtmauer wurde später zu einem Wachtturm umgebaut. Nach 1900 hat man das antike Aussehen wiederhergestellt.

Doch sonst verwendete das „Mittelalter“ keine der doch recht zahlreichen spätrömischen Türme, Kastelle und Wehrbrücken. Der Kulturbruch zeigt sich auch in der Befestigungstechnik.

In Stein wurde auf einem schon bestehenden Burgplatz zuerst meist ein Turm errichtet. Ringmauern und andere Gebäude kamen nachher hinzu.

Bei der Riedburg am Schwarzwasser zeigt der rechteckige Bergfried mit seinem Mauerwerk und seiner anderen Orientierung, daß er älter ist als der später dazu gekommene Bering mit seinen darin angelegten Gebäuden.

Ähnlich ist der Befund bei Strassberg bei Büren an der Aare.

Bei der Schwandiburg bei Stettlen steht der rechteckige Bergfried in der Mitte. Die Ringmauer um die Kanten des Burghügels könnte aber zeitgleich sein, desgleichen die im Innern nachgewiesene Kapelle.

Erweiterungen und Umbauten in Steinburgen sind häufig. Die Forscher nahmen dies als Argument für eine lange Zeitspanne der Burgenexistenz.

Doch die Epoche der klassischen steinernen Wehrburg ist als kurz anzusehen.

Die Steinburg wollte fest aussehen. Bei etlichen Objekten war der fortifikatorische Schein aber offenbar größer als die tatsächliche Wehrhaftigkeit.

Bei der Hohburg am Belpberg hat sich der Rest einer Sperrmauer am felsigen Ende des Sporns gegen das Tal hin erhalten. Diese aber war nicht mit der übrigen Burganlage verbunden. Als nächstes Bauwerk stand hinter dieser Mauer ein hoher schlanker Turm: Es war dies zweifellos eine Art Imponier-Anlage. Sie wollte gegen die Talseite Wehrhaftigkeit demonstrieren und beweisen.

Grosse Spornanlagen boten von selbst häufig Platz für kleine stadtähnliche Burgen. Am deutlichsten ist dies bei ArconcielErgenzach über der Saane südlich von Freiburg festzustellen. Dort sind zwischen den Wehrtürmen im Osten, in der Mitte und im Westen noch die Umrisse von Wohnbauten zu erkennen.

Die Spornanlage von Illens – Illingen gegenüber von Arconciel jedoch zeigt innerhalb seiner ausgedehnten Wehrmauern nur die Spuren von einzelnen Gebäuden und einem Bergfried, hatte also keinen stadtähnlichen Charakter.

Weil die meisten Steinburgen, welche auf einem Hügel aufgesetzt wurden, vollständig abgetragen sind, tritt der ursprüngliche Charakter der Erdburg wieder deutlich hervor. Beispiele dafür sind die Motte von Ägerten am Gurten, Friesenberg bei Wynigen und Straßberg bei Büren an der Aare.

Eine Steinburg schonte den ursprünglichen Charakter der Erdburg. Bei der Hohburg bei Belp zum Beispiel ist der pyramidale Charakter der Motte noch heute von Osten fast vollkommen. Man hat auf die Spitze der Pyramide wohl eine Mauer darüber gezogen. Aber den Wehrturm legte man auf einem Plateau dahinter an.

Die heutigen digitalen Terraindarstellungen DOM und LIDAR lassen häufig auch bei vollständig abgetragenen Steinburgen den ursprünglichen Verlauf der Mauerzüge erkennen. Das ist etwa der Fall bei Diessenberg südlich oberhalb von Oberdiessbach, bei Schwanden oder Schwandenberg bei Wynigen oder bei Schönegg oder Alt Burgistein im Gürbetal.

Die Steinburg gilt als klassische Burg und ist hauptsächliches Objekt der konventionellen Burgenforschung. Doch ist dieser Typus nur ein Teilbereich der alten Wehrbauten.

Mit den Steinburgen kommen wir zu den Burgen, so wie sie auch in der allgemeinen Vorstellung haften.

Steinburgen hatten zumindest einen Turm. An diesen schloß sich in den meisten Fällen eine Ringmauer an.

Das Grundschema der Steinburg aus Turm und Bering konnte erweitert werden durch andere Gebäude und Zugangsbefestigungen wie einen Zwinger.

Ein paar wichtige Einzelheiten bei den Steinburgen sind festzuhalten.

Wie schon gesagt, scheinen die meisten gemauerten Burgenbauten in schon bestehende Erdburgen hineingebaut worden zu sein. Es mag Ausnahmen geben.

Ein Argument dafür sind zum Beispiel Schildwälle, die nachträglich von einer Mauer überzogen wurden. Das ist etwa der Fall bei der Schönegg oder Alt Burgistein im Gürbetal.

Auch Schönfels FR, nur 250 Meter Luftlinie von der Grasburg, am linken Ufer der Sense, könnte eine ursprüngliche Steinburg gewesen sein. Der in den Fels gehauene Halsgraben, aber auch die ehemals mächtige Schildmauer mit dem dahinter auf dem Sporn gestanden Turm, mutet schon fast wie eine Kreuzfahrer-Festung an.

Bei der Burg Grünenberg bei Melchnau mit dem Vorwerk Langenstein sind die Gräben in den Sandstein gehauen. Die Steinburg scheint ebenfalls ursprünglich zu sein.

Die ehemals große Burg Uttigen bei Thun scheint nach den alten Abbildungen eine voll ausgebaute große Burganlage gewesen zu sein, die nicht unbedingt eine Erdburg voraussetzte.

Bei der Riedburg am Schwarzwasser in der Gemeinde Köniz unterscheidet sich der viereckige Burgturm durch das Mauerwerk und die andere Orientierung von den späteren Anbauten.

Der zentrale Burgturm konnte die Form eines rechteckigen sogenannten Donjons, eines Wohnturms annehmen. Auch dieser konnte allein stehen oder mit einem Bering.

Die Kerrenburg bei Kernenried war eine Sumpfburg mit einem allein stehenden Donjon. Das gleiche gilt von dem Burgturm auf dem Kehrhubel bei Oberwangen oder dem Donjon von Aegerten am Gurten.

Der Donjon von Alt Signau war an eine Umfassungsmauer angeschlossen, welche zusätzlich noch einen Zwinger und ein eingebautes Gebäude besaß.

Die Nydegg-Burg in Bern hatte einen Donjon, umgeben von einer Ringmauer. Ro(h)rberg bei Rohrbach besaß einen Burgturm, an den sich vor und hinten ein Bering anschloß. Ein ähnlicher Fall ist bei Oltigen an der Aare anzunehmen.

Die erwähnte Nydegg in Bern war eine Stadtburg in dem Sinne, dass sich daraus später eine Stadt anschloss. Das gleiche gilt für Biel, Burgdorf, Laupen, Murten, Thun, um nur einige Beispiele zu nennen.

Burgen mit Bergfried und Bering waren auch Gümmenen und die Kramburg bei Gelterfingen.

Wie bei der Grasburg hat sich bei der Kramburg auch eine gemauerte Zugangsrampe teilweise erhalten.

Bei Illens – Illingen über der Saane besaß eine große Umfassungsmauer mit Torturm und Zwinger. Der Burgturm war freistehend im östlichen Teil der Anlage. Und an die nördliche Ringmauer waren mindestens drei Gebäude angebaut. – Es sei bereits darauf hingewiesen, daß das erhaltene Manoir bei jener Burgstelle nichts mit der ursprünglichen Anlage zu tun hat.

Interessant ist, daß runde Burgtürme in unserem Gebiet eher selten sind. - Geristein ist eine spätere Ausnahme. – Aber der Rundturm von Bümpliz bei Bern soll ausdrücklich erwähnt werden.

 Erst im Welschland sind Rundtürme häufiger. Erwähnt werden sollen diejenigen bei den Burganlagen von Bossonens FR und Montagny FR.

Von einem Wassergraben umgeben ist Bümpliz bei Bern, während Chillon auf einer kleinen, dem Ufer vorgelagerten Felseninsel steht.

Neben der Wasserburg ist als besondere Kategorie die Sumpfburg zu erwähnen. Solche waren Alt Hünigen bei Konolfingen und die Kerrenburg bei Kernenried.

Die Steinburgen wurden nicht immer überlegen geplant. Bei etlichen Objekten sind mehrere Anbauten, Erweiterungen und Umbauten nachgewiesen.

Man bekommt beim Studium der Pläne von Steinburgen häufig den Eindruck, als ob in kurzer Zeit viel gebaut und geändert wurde. – So haben die Archäologen bei Unspunnen bei Wilderswil im Berner Oberland sechs Bauphasen nachgewiesen.

Die Steinburgen waren noch mehr als die früheren Erdburgen sichtbare Wehranlagen. In der volkstümlichen Vorstellung stellen sie allein eigentliche Burgen dar.

Dabei ist zu beachten, daß die Epoche der Steinburgen relativ kurz gewesen ist: vom Ende der spätrömischen Zeit bis zum Aufkommen der Feuerwaffen vielleicht ein paar Jahrzehnte. In dieser Zeit jedoch erfuhren diese Wehranlagen oft mannigfache Umbauten. Bei Unspunnen bei Wilderswil wurden sechs Bauetappen nachgewiesen.

Im Allgemeinen ging die Tendenz bei Steinburgen dahin, die Anlagen wohnlich zu machen. Ein Bergfried eignete sich dafür nicht. Also kamen Wohngebäude dazu. Der Palas gesellte sich zum Wehrturm. Wirtschaftsgebäude und Stallungen wurden innerhalb der Ringmauern ebenfalls in Stein und Mörtel aufgeführt.

Charakteristisch sind die Ökonomiegebäude etwa im Bering von Illens – Illingen nachzuweisen. Die Riedburg erhielt ebenfalls einen Palas, aus welchem bei Ausgrabungen noch Ofenkacheln zum Vorschein kamen.

Die Grasburg am rechten Ufer der Sense bei Schwarzenburg erhielt über dem westlichen, gegen den Steilabsturz zum Fluß gelegenen Sporn einen majestätischen Palas.

Das Aufstocken von Burgtürmen ist oftmals charakteristisch und besonders bei städtischen Ringmauern nachzuweisen.

Ebenfalls zu den Spätformen der Steinburgen sind die savoyardischen Schlösser der Westschweiz zu zählen: Imposante Rechteckanlagen, meist mit vier Rundtürmen. Die Stadtschlösser von Bulle (Boll), Yverdon (Jferten), Morges (Morsee), Champvent VD und Estavayer FR (Stäffis am See) gehören dazu.

Das bekannte Schloß Chillon bei Montreux am Genfersee ist ebenso wie das am französischen Ufer des Genfersee gelegene Yvoire als spätes Beispiel des klassischen Burgenbaus anzusehen.

Die Burgenherrlichkeit währte nur kurz: Die Zäsur des Burgenbruchs kam.

Spätformen der Steinburgen

Steinburgen der späteren Zeit – es muß die Zeit der Gotik gewesen sein – hatten schon die Merkmale von Wohnschlössern. Sie verraten ihr jüngeres Alter durch die Verwendung von Sandsteinquadern, häufig mit Bossen an der Außenseite.

Die Riedburg ist sicher in ihrem späteren Ausbau wohnlich gestaltet worden. Die Funde von Ofenkacheln beweisen es.

Der Wehrturm von Alt Signau war rechteckig und relativ niedrig und zeigt Spuren einer Bewohnung, desgleichen der Donjon von Oberwangen.

Ein besonderes Objekt war der Turm von Geristein bei Bolligen. Auch dieser gehört in die Epoche der späten Gotik, sichtbar an der Verwendung von Sandsteinblöcken mit bossierten Außenquadern. Von der Art her wäre der Turm mit seinen sehr dicken Mauern als Artilleriewerk anzusprechen – wie oben erwähnt. Doch die Lage in einer einsamen Gegend, dazu der schlanke Charakter des Bauwerks, läßt daran zweifeln.

Geristein gehört zu den Türmen und Ringmauern einer späteren Zeit, bei denen der Wehrcharakter nur mehr vorgeschoben wurde.

Ein anderes Beispiel für einen Turm ohne Funktion ist der Rundturm der Seeburg bei Luzern. Auch dieses Objekt hatte weder Fenster noch einen Zugang.

Der Burgenbruch, die Aufgabe der Wehrburgen und ihre Ursachen

Die Ursprungssage der Eidgenossenschaft stellt ein Plagiat oder eine Kopie der Berner Befreiungsgeschichte dar. Der Autor hat dies seit langem in seinen Forschungen zum Ursprung des Schwyzer Bundes und dem von Bern erkannt.

Beispielsweise heißt der Meisterschütze mit der Armbrust in der Sage vom Ursprung der Schwurgenossenschaft Wilhelm Tell. Aber dieser ist identisch mit dem Berner Armbrustschützen Ryffli.

Und in beiden Versionen der Befreiungsgeschichte wird nach dem Sieg über die Unterdrücker von einem Burgenbruch berichtet. Also hätte man alle Wehranlagen im Umkreis der Stadt oder in seinem Gebiet zerstört.

Die alte Geschichte, die historischen Erzählungen der ersten Zeit nach der Einführung der Schriftkultur, stellen größtenteils erfundene Geschichte dar, gegliedert zudem durch eine ebenso fiktive Chronologie.

Doch in dieser Geschichtserfindung gibt es auch ein paar wahre Elemente, die man durch eine vergleichende Analyse herausdestillieren kann.

Der Burgenbruch enthält einen wahren Kern innerhalb einer fiktiven Geschichte.

Die meisten alten Steinburgen – wenn sie nicht später als Herrschaftssitze dienten – kennen wir als Ruinen, mit oftmals nur kümmerlichen oder gar keinen Mauerresten. Je länger man den Sachverhalt studiert, desto mehr kommt man zur Überzeugung: Die Steinburgen wurden alle zur gleichen Zeit aufgegeben und zerstört. Meistens überzog Wald die verlassenen festen Plätze.

Die ersten erhaltenen Bilder von Burgruinen – man denke besonders an Albrecht Kauw – zeigen von vielen Burgen noch imposante, hoch aufragende Reste. Besonders eindrücklich sieht man dies an Kauws Darstellungen etwa von Alt Hünigen, von Lichtenau bei Villnachern AG und von Allmendingen bei Bern.

Besonders die Kauw-Abbildungen, besonders der eben erwähnten Ruinen – dazu das Bild von La Tornallaz bei Avenches bei Kauw und später bei Lory – zeigen darüber hinaus ein paar hoch interessante Einzelheiten: Man sieht dort in den Türmen oder in der Ringmauer je ein großes Loch, das kaum dem Zahn der Zeit geschuldet wurde. Bei La Tornallaz wurden sogar zu beiden Seiten große Portale in die Mauern geschlagen, so daß eine Art Tunnel entstand.

Kauw zeigt auch eine Ansicht der Ruine Freudenau an der Aare bei Untersiggenthal. Dort ist in die Basis des grossen Turms auf zwei Seiten je ein grosses Loch in die Mauer geschlagen.

Diese großen Löcher in den Mauern wurden ganz sicher absichtlich geschlagen, um die Ringmauer oder den Turm unbrauchbar zu machen.

Neben grossen Löchern wurden besonders Turmseiten in der Mitte eingerissen. Kauw zeigt das deutlich in seiner Ansicht von Allmendingen bei Bern. Bis vor Jahrzehnten waren diese Risse in der Seitenmitte auch bei der Ruine des Burgturms von Montsalvens bei Broc gut zu sehen.

An einem einzigen Ort sind diese absichtlichen Zerstörungen von Türmen noch heute sehr gut zu beobachten: beim Burgstädtchen ArconcielErgenzach an der Saane bei Freiburg: Beim östliche Bergfried, der den Eingang bewachte, ist die Ostseite des Turms eingerissen worden. Und der Hauptturm im Westen, der das Tor zur Saane schützte, zeigt noch heute auf seiner Ostseite ein riesiges Loch, das gegen oben nur einen schmalen Bogen hat übrig bleiben lassen.

ArconcielErgenzach ist für das Studium des Burgenbruchs wie eine Art Pompeji zu betrachten. Überall sonst sind diese Befunde verschwunden oder durch Restaurationen verdeckt worden.

Wie schon bei den Trümmern der Römerzeit, so dienten auch die Ruinen der Burgen als willkommene Steinbrüche.

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren nach alten Zeichnungen von Aegerten am Gurten, aber auch von der Hohburg bei Belp, von der Gutenburg bei Madiswil und von Friesenberg bei Wynigen aufragende Türme zu sehen, die dann offenbar innerhalb kurzer Zeit vollständig abgetragen wurden.

Die bedeutende Nydegg-Burg in Bern wurde wahrscheinlich noch vor der Niederlegung der Burgen in der Landschaft vollständig abgetragen und der Platz durch eine Kirche überbaut.

Auf gleiche Weise wurde in Freiburg die Stadtburg, die sogenannte Tour d'Autriche mit der Ringmauer eingeebnet und bildet heute den Rathausplatz.

Bei letzterem Beispiel denkt man an die vollständige Zerstörung der „römischen“ Gutshöfe, der Villae rusticae: Über deren Fundamenten baute man häufig eine Kirche. Beispiele dafür sind Herzogenbuchsee, Münsingen, Meikirch und Bösingen.

In Colombier am Neuenburger See wurde sogar ein gotisches Wohnschloß über den Resten einer weitläufigen römischen Villenanlage errichtet.

Die Gründe für die Aufgabe der Steinburgen und deren Zerstörung sind ungefähr zu fassen.

Zum einen wollten die entwickelten Städte keine wehrhaften Orte mehr in ihrem Gebiet dulden. Also mußten die Wehrburgen aufgegeben und unbrauchbar gemacht werden.

Dann kam in der Renaissance der Gedanke der städtischen Freiheiten auf. Diese wurden in einem Gegensatz gesehen zu den Burgen, die als Hort der Tyrannei galten.

Besonders im Kanton Freiburg sind auch die zahlreichen Burgstädtchen zu erwähnen, die in der Epoche des Burgenbruchs aufgegeben wurden.

Bereits genannt wurde ArconcielErgenzach, Montagny und Bossonens.

Doch auch VuippensWippingen nördlich von Bulle, auch das heute zur Insel gewordene Pont-en-Ogoz und La Roche in der gleichen Gegend, sowie Montsalvens bei Broc sind zu erwähnen – und bereits im Waadtland Murist und Saint-Martin du Chêne.

Ebenfalls im letztgenannten Kanton liegt Villarzel, mit einem Turm, einer Stadtmauer und einer Erdburg.

Zentral für die Aufgabe der Burgen aber war eine technologische Revolution, nämlich das Aufkommen des Schießpulvers und damit der Feuerwaffen.

Das alte Testament, genauer gesagt das Buch Josua, gibt bereits einen verschleierten Hinweis: Die Trompeten, welche die Mauern von Jericho zum Einsturz brachten, sind eine verschleierte Wiedergabe des Falls von Konstantinopel: Die Türken, welche christliche Geschützmeister beschäftigten, brachten mit Kanonen die mächtigen Mauern von Ostrom zum Einsturz.

Die Eroberung von Konstantinopel kann in einer revidierten Chronologie in die späten 1740er Jahre gesetzt werden.

Die Feuerwaffen machten die bisherige Festungstechnik mit einem Schlag wertlos. Schon die ersten Kanonen waren fähig, selbst dicke Mauern zu durchbrechen. Hohe Mauern und Türme wurden militärisch gefährlich.

Zuerst versuchte man mit sehr dicken Mauern den Kanonen Paroli zu bieten. Auch kamen die sogenannten Artillerietürme auf. Diese waren relativ niedrig, mit teilweise über drei Meter dicken Mauern und gegen außen mit Buckelquadern versehen. Letztere sollten Geschoßkugeln ablenken. Man nannte diese Wehrtürme auch Butterfaßtürme.

In unserem Land haben sich in Luzern der Nölliturm an der Reuss und einige Türme der Solothurner Stadtbefestigung als Beispiele für Artillerietürme erhalten.

Doch innerhalb von wenigen Jahren mußte die Befestigungstechnik vollständig geändert werden. Die holländischen und französischen Sternschanzen kamen auf, mit breiten Gräben, niedrigen Mauern, Wällen und mit teilweise ausgeklügelten Systemen aus Bastionen, Kurtinen, Traversen und Vorwerken.

Mit den Vauban-Schanzen hört die eigentliche Burgenkunde auf.

In der Schweiz wurden Genf und Zürich von einem geschlossenen Sternschanzensystem umgeben. Bern leistete in den 1760er Jahren eine Schanzbefestigung gegen Westen. Solothurn und andere Städte begnügten sich mit einzelnen Bollwerken und Bastionen als Verstärkung der bestehenden Ringmauern.

Bern fühlte sich sicher. Es baute neben den städtischen Schanzen gegen Westen nur wenige neue Festungswerke. Unbedingt zu erwähnten ist die imposante Festung Aarburg – heute im Kanton Aargau gelegen.

Doch existierten Pläne, die Wasserburg Weissenau bei Interlaken mit Schanzen zu einer Festung auszubauen.

Ebenfalls gibt es einen Plan, der die Burg Bipp mit einer bastionierten Mauer umgeben wollte.

Es gab auch Schlösser, die im Zuge der politischen Umwälzungen 1798 und danach zerstört wurden. Im Bernbiet sind die emmentalischen Landvogteischlösser Neu Signau und Brandis zu nennen, Im Kanton Freiburg das Schloß von Montagny.

Von der Wehrburg zur Zierburg und zum Wohnschloß

Mit dem Aufkommen des Schießpulvers und den Feuerwaffen verloren die bisherigen Burgen in kürzester Zeit ihren wehrhaften Charakter. In den Vorstellungen jedoch blieb der Typus des wehrhaften Schlosses noch lange erhalten. Eine Burgenarchitektur prägte die Baustile noch in der Folgezeit. Dabei wurden Elemente der früheren Wehrburgen, also Türme, Tore und Ringmauern zu dekorativen architektonischen Elementen.

Neu Bubenberg bei Schliern (Köniz) läßt bei genauer Betrachtung erkennen, daß es sich um einen Palas handelte und nicht um eine Wehrburg. Es bleibt die Merkwürdigkeit, daß schon Kauw das Objekt als Ruine abbildete.

Bümpliz war ursprünglich eine Wehrburg, wurde dann aber zum einem Wohnschloß umgestaltet. Dasselbe gilt für Landshut bei Utzenstorf und für Jegenstorf. Der Charakter der beiden Objekte als ursprüngliche Wasserburgen hat offenbar ihre Umwandlung zu Wohnzwecken begünstigt.

Kauw stellt in seinen Aquarellen einige fast klassische Wohnschlösser mit Zitaten aus der früheren Burgenarchitektur vor.

Allen voran ist Reichenbach an der Aare bei Zollikofen zu nennen. Das gegen Ende des 18. Jahrhunderts zugunsten des heutigen Wohnschlosses abgebrochene Objekt hatte einen dominanten Wohnturm, bei dem die Ringmauer mit ein paar Türmen einen Wehrcharakter vorschoben.

Bei der alten Schadau bei Strättligen an der Aare bei Thun zeigt schon die weitläufige, aber niedrige, mit Zinnen versehene Umfassungsmauer, daß kein Wehrzweck mehr beabsichtigt war.

Ebenfalls hatte Holligen im Südwesten von Bern einen noch heute bestehenden Wohnturm, dem früher gegen Norden eine rechteckige, mit zwei Ecktürmen versehene Ringmauer vorgelagert war. – Kauw stellt in seinem Aquarell noch einen Weiher mit Schilfflächen, die in modischer Weise in der Form von Sternschanzen zugeschnitten waren.

Einen massigen Wohnturm zeigt auch das erhaltene Wohnschloß Burgistein über dem Gürbetal.

Bei Illens – Illingen im Freiburgischen wurde nach der Niederlegung der großen „mittelalterlichen“ gemauerten Anlage ein gotischer Donjon errichtet, welcher gut erhalten ist. Dieser Wohnturm aber hat nichts mit der alten Burg zu tun. Doch weil er sehr photogen und pittoresk wirkt, gilt der Donjon von Illens heute als Teil der Burg, was falsch ist. Der frühere Bergfried stand freistehend südlich des Wohnturms.

Die Schlösser von Bümpliz, Landshut, Jegenstorf und Spiez lassen nur mehr schwer den ursprünglichen Burgengrundriß erkennen. – Bei Bümpliz haben archäologische Sondierungen die alte Anlage festgestellt.

Das imposante Schloß von Vufflens bei Morges VD schließlich zeigt schon in seiner Lage auf einem flachen Hügel, dann in seinem Grundriß den Charakter eines Wohnschlosses. – Interessant sind dort beim Wohntrakt die vier schlanken Rundtürme an seinen Ecken. Die Türme erinnern unwillkürlich an Minarette. Der Vergleich ist nicht zufällig. Seit der Spätgotik kannte man im Abendland die sonderbaren Türme, welche schon die Chroniken erwähnen.

Ebenfalls war das stattliche Schloß von La Sarraz mit seinen zwei markanten rechteckigen Türmen wohl auch in seinen Ursprüngen kein Wehrbau.

Auch bei den erhaltenen Stadtmauern war wohl häufig kein Wehrzweck mehr beabsichtigt. Die städtischen Ringmauern hatten seit der Spätgotik die Funktion einer Zollmauer.

Man sehe sich die größtenteils erhaltene Musegg-Mauer in Luzern mit ihren charakteristischen Türmen an, von denen jeder anders aussieht. Über den Bramberg-Hügel oberhalb der Stadt angelegt, sollten sie einen pittoresken „mittelalterlichen“ Eindruck vermitteln. Eine Wehrbedeutung hatte das relativ späte Bauwerk nie. – Doch schon der Illustrator der sogenannten Luzerner Chronik von Diebold Schilling hebt die Musegg-Türme in seinen Bildern hervor.

Die beiden charakteristischen Rundtürme von Romont FR, die Tour à boyer und der Tour de Sauvage, akzentuieren die Silhouette dieser Hügel-Stadt. – Der erstgenannte Turm steht sogar frei im Süden außerhalb des Stadtkörpers. Damit wird deutlich, daß er als ästhetisches Bauwerk und nicht als Wehrbau angelegt wurde. 

Angeblich uralte Burgtürme in Wohnschlössern

Es gibt mehrere erhaltene Schlösser und Wohnschlösser, bei denen es vom Standort her schwer fällt, an eine ursprüngliche Wehrburg zu denken. Und vor allem machen die angeblich uralten Burgtürme, die in solchen Objekten vorhanden sind, den unbefangenen Burgenforscher stutzig.

Das Schloß in Frauenfeld im Thurgau hat einen Turm aus großen, meistenteils unbehauenen Steinen und wirkt daher sehr alt.

Das Gleiche gilt vom Turm von Richensee LU. Dieser hat wie Frauenfeld einen „megalithischen“ Charakter.

Das Schloß von Wil (Schlosswil) BE liegt auf einem flachen langgestreckten Hügelrücken. Es ist ein Wohnschloß ohne Befestigungsabsicht. Doch im Kern des Gebäudekomplexes findet sich ein rechteckiger Wehrturm aus Geschiebesteinen.

Bei Rümligen im Gürbetal und beim Schloß Spiez bildet die Anlage ein Alignement mit einem Bergfried, ebenfalls aus nur teilweise behauenen Geschiebesteinen.

La Sarraz VD mit seinen beiden charakteristischen Rechtecktürmen ist in die Betrachtung einzubeziehen. Diese beiden „Bergfriede“ wirken auf den heutigen Betrachter wie Ziertürme.

Die bisherige Forschung ist vollständig auf diese angeblich „uralten“ Burgtürme innerhalb erhaltener Schlösser hereingefallen und hat ihnen ein sagenhaft hohes Alter angedichtet.

Da kommt ein Verdacht hoch: Nicht erst heute hält man unverputzte Mauern aus großen Steinen, "Megalithmauern", für sehr alt. Bereits die Renaissance hatte eine Vorliebe für alt aussehende, „mittelalterliche“ Architekturen. Die Bossierungen von Außenmauern sollten sicher auch diesen Eindruck erwecken.

Also sind die „uralten“ Bergfriede von Spiez, Rümligen, Schlosswil bewußt auf alt gemacht worden. Und die „Megalith“-Türme von Frauenfeld und Richensee unterschreiten unmöglich die Zeitschwelle der „mittelalterlichen“ Steinburgen.

Bei dieser Gelegenheit soll auch auf die nicht seltenen vertikalen Risse in den Mauern von Burgtürmen hingewiesen werden. Heute sind diese durch Renovationen meistens verdeckt. Aber meistens sind sie noch sichtbar.

Welches ist die Ursache für die Risse?

Verschwundene Burgen

Die Zeiten ändern sich unerbittlich. Also mußten etliche Burgstellen verschwinden. Doch in den meisten Fällen sind zumindest noch die Stellen bekannt.

Als bedeutendstes verschwundenes Objekt ist die weitläufige Steinburg Lichtenau bei Villnachern AG an der Aare zu nennen. Kauw hat sie in einem Aquarell festgehalten. - Etwa um 1836 wurde Lichtenau vollständig abgetragen.

Die Kiesausbeutung kann der Grund für das Verschwinden von Burgen sein. Am Büttenberg östlich von Biel gibt es gleich drei Burgstellen, die auf diese Weise verschwunden sind: Greuschenhubel, Schlösslihubel und Büttenberg.

Auf dem ebenfalls durch Kiesausbeutung weitgehend zerstörten Fahrhubel an der Giessen südöstlich von Belp soll sich eine Wehranlage befunden haben. Diese ist aber nicht mehr nachzuweisen.

Eine vom Autor vermutete Burgstelle ist die ihm so genannte Sulgenburg. Diese muß im Süden der Stadt Bern auf einem Sporn gestanden sein, welche heute von der französischen Botschaft besetzt ist. Schon vor 1800 stand dort eine Campagne. Doch die Befunde aus dem vom Autor erkannten Doppelquadrat von Bern lassen schließen, daß jene Kreuzung zwischen zwei wichtigen Vermessungsachsen von einer Burg besetzt war.

Anders stellt sich der Fall für die Burgstellen Frumberg und Ballmoos. Diese beiden Objekte wurden als unauffindbar bezeichnet. Dabei hat  man diese Burgen nur nicht an der richtigen Stelle gesucht:

Frumberg lag nicht im heute so genannten Frumbergwald bei Muri, sondern stellt die Erdburg auf dem Hünlihubel bei Allmendingen bei Bern dar.

Und Ballmoos mußte nicht bei dem Weiler bei Jegenstorf gesucht werden. Die Erdburg ist größtenteils erhalten. Sie liegt auf der linken Seite des Wohlengrabens, gleich südwestlich von Uettligen. Sogar der Ortsname Ballmoos findet sich in der Nähe.

Ganz verschwunden ist die Erdburg und vielleicht auch Steinburg Englisberg auf dem Längenberg oberhalb von Kehrsatz. Diese wird heute fälschlich auf der Egg nordöstlich des Weilers Englisberg angenommen. Doch Karten vom beginnenden 19. Jahrhundert haben dieses Objekt an der richtigen Stelle angegeben: Englisberg stand am östlichen Rand der Waldschlucht Gummersloch, westlich des heutigen Pflegeheims Kühlewil.

Hier soll auch das Englisberg bei Freiburg erwähnt werden. Als Erdburg und spätere Steinburg wurde sie um 1960 durch Ausgrabungen erforscht. Die Sondierungen hatten einen besonderen Zweck: Die Anlage kam in das Trassee der Autobahn zu liegen und wurde vollständig zerstört.

Als verschwundene und vor Jahrzehnten wiedergefundene Burgruine soll der Turm von Alt Allmendingen bei Bern erwähnt werden: Kauw stellt in einem Aquarell diesen massigen, rechteckigen Turm dar, bei dem die Seiten in der Mitte tief eingerissen waren. - Offenbar wurden diese Beschädigungen absichtlich gemacht.

In den 1980er Jahren wurden die Fundamente jener Burg unter einem Einfamilienhaus in Allmendingen entdeckt.

Nicht vergessen werden soll der Gurtenberg bei Bern. Beim heutigen Westsignal wird in alten Quellen ein Ringwall erwähnt. Und der Autor hat erschlossen, daß bei dem heutigen Ostsignal ein ehemaliger Abschnittswall und –Graben anzunehmen ist.

Der Gurten ist als eine Art Ur-Bern anzusehen, zu vergleichen mit dem Uetliberg oberhalb von Zürich. Auch gewisse Vergleiche mit dem Jensberg südlich von Biel sind angebracht: Wie bei Gurten im Osten die Burg Aegerten vorgeschoben ist, so auf dem Jensberg im Westen die Knebelburg.

Rätselhafte Erdwerke

Eine Burg ist eine Wehranlage. Doch bei gewissen Erdburgen stellt sich die Frage nach der Wehrhaftigkeit: Diente die Burghügel, die Wälle und Gräben wirklich zu Verteidigungszwecken? Und gewisse Burgstellen sind so klein, daß man sich ein wehrhaftes Hindernis schwer vorstellen kann.  

Eine besondere Kategorie stellen die Keltenschanzen oder Viereckschanzen dar. In Süddeutschland sind über 200 solche Objekte nachgewiesen. In der Schweiz hingegen sind nur vier als sicher anzuerkennen. Dazu kommen einige unsichere Erdwerke.

Fast klassisch und mit drei Seiten noch heute erkennbar ist die Viereckschanze im Bremgartenwald westlich von Bern.

Von der Viereckschanze Belle-Croix bei Villars-sur-Glâne FR sind ebenfalls drei Seiten noch heute zu bestimmen.

Eine Viereckschanze wurde archäologisch bei Marin-Epagnier NE nachgewiesen.

Diese Rechteckhöfe können unmöglich als Wehranlagen bezeichnet werden: Die Gräben waren wenig tief, die Wälle wenig hoch. Auch liegen sie auf sanften Hügelrücken, die sich nicht für eine Burg eigneten.

Die mögliche Bedeutung dieser „keltischen“ Viereckschanzen hat der Autor in dem oben erwähnten Artikel erörtert.

Rätselhaft ist das kleine, rechteckige Erdwerk auf dem Nägelisboden, nur 250 Meter nordöstlich der erwähnten Rechteckschanze im Bremgartenwald bei Bern. Als Keltenschanze scheint das Objekt mit etwa 14 x 21 Metern viel zu klein. Und die Wälle zeigen Spuren von Mauerwerk. – Die Schanze ist nicht zu deuten.

Ein Rätsel stellt auch Horad, südöstlich von Lüterswil SO, vor dem südlichen Steilabfall des Bucheggbergs dar. Man mißt ein längliches Podium von 50 x 75 Metern. Aber es fehlen sowohl Wall- wie Grabenspuren. Horad kann weder als Wehranlage noch als Viereckschanze angesprochen werden.

Ebenfalls rätselhaft ist die gut erhaltene Anlage genannt Redoute des Bourguignons oberhalb von Vaumarcus NE. Es ist dies ein Wall-Rechteck mit den Massen 50/45 zu 38/30 Metern. Die Wälle sind im Unterschied zu den Keltenschanzen sehr hoch. Und die Lage des Objekts auf einem Hügelrücken am Ruisseau du Vaux ist strategisch gut gewählt, bewacht sie doch den Weg zwischen Vernéaz und Fresens.

In Deutschland gibt es ähnliche umwallte Rechteckhöfe, die man dort als alte Richtstätten anspricht.

Bei dieser Gelegenheit soll auch der sogenannte Tannensteig, das Tannstygli südlich oberhalb von Krauchthal erwähnt werden. Der längliche und schmale nach Westen gerichtete Sporn war sicher keine Wehranlage. - Und über den bearbeiteten Felskübel im westlichen Teil des Objekts hat der Autor eine Vermutung.

Symbole und Figuren in Burgengrundrissen

Die ursprünglichen Burgen stammen aus einer schriftlosen Zeit. Die Menschen lebten nicht nach schriftlichen Begriffen, sondern dachten in Bildern.

Es müßte erstaunen, wenn wir in den Erdburgen keine Symbolik finden würden.

Bei den alten Burgen allgemein kann man sich fragen, ob der symbolische Charakter größer war als die Funktion einer Wehranlage.

Man könnte die alten Befestigungen auch als Kultstätten ansprechen, ähnlich den erwähnten Viereckschanzen. Das ist aber schwer zu beweisen.

Möglicherweise diente eine Erdburg ursprünglich nur dazu da, ein bestimmtes Herrschaftsgebiet in der Landschaft zu markieren. Die Bewohner waren Burger oder Bürger, einer bestimmten Burg zugehörig.

Letztere Mutmaßung könnte erklären, weshalb die Erdburgen unbewohnt waren und nicht als Verteidigungsanlagen taugten.

In den meisten Burgengrundrissen stechen teilweise überdeutlich Figuren hervor.

Da eine Stadt eine große Burg ist, sollen ein paar Figuren in Stadtgrundrissen erwähnt werden.

Hier dürfen auch ein paar europäische Beispiele vorgestellt werden.

Die Muschel – noch heute ein Symbol im päpstlichen Wappen – kommt im Grundriß der Ringmauer der Römerstadt Aventicum vor. Da Avenches Bischofstadt war und den gleichen Namen hat wie die frühere Papststadt Avignon (Avenno), so zeigt auch der Perimeter jenes zentralen Ortes eine Muschel. Ebenfalls zeigen Nîmes (Nemausus) und Kiel diese Grundform.

Das mittelalterliche oder neuzeitliche Rom zeigt in der Form der Aurelianischen Mauer mit dem Vatikan eine Schildkröte.

Ostia, der Hafen von Rom, stellt in seinem Grundriß einen Schwertfisch dar.

Der Apfel des Paris zeigt der Perimeter der Stadt Villingen in Baden-Württemberg, aber auch – wie könnte es bei dem Namen anders sein – Paris.

In der Schweiz zeigt die Oberstadt von Lausanne, die Cité, eine Tiara oder eine phrygische Mütze.

Noch deutlicher ist diese im Grundriß der Altstadt von Schaffhausen zu erkennen.

Zürich stellt, von Osten betrachtet, einen Löwenkopf, mit dem Lindenhof-Hügel als Auge und der abfließenden Limmat als Zunge dar. Und bekanntlich führt die Stadt einen Löwen in ihrem Wappen.

Das linksrheinische Basel läßt ebenfalls eine Figur erkennen. Allerdings ist diese schwer zu bestimmen. Vorgeschlagen wurde unter anderem auch ein Krokodil.

Die Altstadt von Luzern stellt den Körper eines Schwans dar. Die Linie der Museggmauer symbolisieren Flügel, die frühere Hofbrücke den Hals und der Perimeter der Hofkirche den Kopf des Vogels.

Biel und Beil haben die gleiche Etymologie: (N)PL = NEAPEL. Also findet sich ein doppelklingiges Beil im Stadtplan des alten Biel.

Mit dieser Einleitung soll zu den Figuren in den kleineren Objekten übergegangen werden.

Bei den Burgen des Auslands soll hier nur die bekannte Wartburg bei Eisenach erwähnt werden. Diese zeigt in ihrem Grundriß klar einen Fisch.

Und als erste Schweizer Burg wird die bekannte Kyburg im Kanton Zürich vorgestellt. Das steinerne Schloß mit den älteren Wehrgräben symbolisiert einen sitzenden Hund. – Das Bild erklärt auch den Namen: In KY(ON) erkennt man das griechische Wort für Hund.

Geometrische Figuren

Zum ersten sind geometrische Figuren in Burgengrundrissen zu erwähnen.

Burghügel haben eine runde, ovale oder rechteckige Form.

Die Vermessung zeigt, daß diese Formen häufig beabsichtigt sind.

Der markante Burghügel der Teufelsburg bei Rüti bei Büren ist kreisrund.

Ausdrücklich erwähnt werden soll der rundliche Hügel von Rondchâtel in der Klus bei Péry im Berner Jura. Die Rundform schlug sich auch im Namen nieder. – Und zweifellos ist die Schüss (Suze) im Bereich des Burghügels umgelenkt worden.

Etliche Burghügel waren wohl ursprünglich ebenfalls kreisrund, bevor ein rechteckiger steinerner Wehrturm die Ansicht leicht veränderte.

Als Beispiel dafür kann man Ägerten am Gurten nennen.

Ein rechteckiger Burghügel hat manchmal eine besondere Eigenschaft.

In unserem Gebiet zeigt der rechteckige Burghügel von Frumberg bei Allmendingen bei Bern mit den Massen von ungefähr 14 x 28 Metern  ein Doppelquadrat.

Doch auch sonst sind die Rechtecke manchmal sehr gleichmäßig und zeigen in ihren Details eine überlegene Planung.

Hier soll auf das große Erdwerk Bonneville im neuenburgischen Val de Ruz hingewiesen werden. Die Anlage, die sich nach SSE leicht verjüngt, hat mit Ringwall und Graben eine Ausdehnung von 215 x 95 Metern.

Das Erdwerk von Chavailles bei Cottens FR bildet ein gleichseitiges Dreieck.

Auffällige Dreiecke bilden auch die Höhenburgen Bantiger bei Bolligen, Tschuggen bei Oberbalm und La Feyla bei Le Mouret.

Auch das oberste Plateau des Oppidums auf dem Mont Vully - Wistenlach bei Murten zeigt ein Dreieck.

Die Knebelburg auf dem Jensberg hat einen ovalen Grundriß, der mit 140 auf 70 Metern doppelt so lang wie breit ist. Zudem bildet die Innenfläche des Erdwerks eine Art Arena: Die Südseite ist leicht gebogen und wird gegen die Mitte der Nordseite immer niedriger.

Auch ist bei der Knebelburg zu bemerken, daß das Oval auf einer Ost-West-Achse liegt.

Die keltische Meile als Längenmaßstab der Burgen und alten Orte

Bei dieser Gelegenheit soll auf die keltische Meile oder Leuge hingewiesen werden. Dieses Längenmaß bestimmte die alte Vermessung.

Eine Leuge entspricht 2224 oder 2225 Metern.

Verschiedene Abstände zwischen Burgen, Wehranlagen, aber auch alten Kirchen und bedeutenden Findlingen, sind in diesem Längenmaß zu bestimmen.

Nicht nur sind die Abstände in dem alten Meilenmaß zu bestimmen. Die Himmelswinkel entsprechen häufig alten Ordnungen.

Zum einen wurde der Kreis in 36 oder 40 Segmente aufgeteilt.

Hinzu kamen astronomische Orientierungen. Allen voran die beiden Sonnenwenden und der Sonnenaufgang zur Zeit der Sommersommerwende, also ungefähr 54° NE.

Es ist anzumerken, daß die Abstände nivelliert sind.

Als schlagendes Beispiel für die teilweise verblüffende Genauigkeit der alten Vermessung seien hier die Abstände und die HImmelswinkel zweier Höhenburgen aufgeführt:

Höhenburg La Feyla bei Le Mouret FR, Nordspitze – Höhenburg Bantiger, Graben E

Abstand: 37, 833 km

Leugen: 17

Himmelswinkel: 42° NE (entspricht der Drittelung der Sonnenwendachse von 126° SE)

Der Autor hat darüber seit langem ein informatisiertes System mit ca. 1500 Koordinaten und ca. 1200 Rechnungen.

Figürliche Grundrisse

Von der Geometrie geht es weiter zu den Figuren. Dabei sind Tierbilder am häufigsten. Menschliche Körperteile wie Schwurhände, Köpfe und der männliche und weibliche Geschlechtsteil kommen vor.

Die größten und deutlichsten Symbole oder Figuren finden sich in der Region Bern:

Die Schlaufen der Engehalbinsel mit Bremgarten bei Bern bilden ein neun Kilometer langes kompliziertes System, welche die Aare zu durchfließen hat, bevor sie – von Süden herkommend – endgültig ihre Richtung nach Westen einschlagen kann.

Auf der ganzen Welt gibt es keinen Fluß, der ein solches System bildet. Und die Betrachtung zeigt es überdeutlich: Die Engehalbinsel stellt eine symbolische Schwurhand dar, genau nach Norden ausgerichtet. Also war dies der ursprüngliche Ort und die Vorstufe des späteren Schwyzer Schwurbunds.

Der Sack von Bern weist zuerst eine ausgesprochene Ost-West-Orientierung auf. Und die Ablenkung des Flusses zu einem auffälligen, nach Osten gerichteten Bogen kann unmöglich natürlich sein.

Die Aareschlaufe von Bern zeigt einen fast anatomisch gestalteten Penis.

Bei den Tierfiguren dürfen auch die Felstorbogen nicht vergessen werden – auch wenn sie nicht zu den Burgen gehören.

Der Felsbogen von Geristein stellt überdeutlich einen Elefantenkopf mit Rüssel dar. Ein dazugehöriger Felsturm symbolisiert einen Stosszahn.

Der bekannte „römische“ Felstorbogen der Pierre Pertuis bei Tavannes im Berner Jura zeigt die Schnauze eines Dachses. – Aber Tavannes trägt auch den deutschen Namen Dachsfelden.

Der Zwingherrenbogen bei Hinterfultigen, in dem Schloßkeller genannten Gebiet am Steilabsturz zum Schwarzwasser ist wie Geristein als Rüssel eines Elefanten zu sehen. – Doch ist auch ein Anklang an ein Mammut da.

Besonders zu erwähnen sind zwei große befestigte Plätze, die einen deutlichen linsenförmigen Grundriß zeigen.

Da ist zuerst das bekannte große Erdwerk von Eppenberg-Wöschnau zwischen Olten und Aarau. Der Platz wird gegen Norden und Osten durch einen felsigen Abhang begrenzt. Gegen Süden schützt ein etwa 500 Meter langer, nicht ganz halbkreisförmiger Wall den Platz. Mit etwa 570 x 280 Metern ist die Fläche also doppelt so lang wie breit.

Ein ähnliches Aussehen zeigt der große Platz von Châtillon westlich von La Sarraz VD.

Die beiden letztgenannten Plätze liegen ferner auf einer Ost-West-Achse.

Linsenförmig ist auch der Grundriß des weltbekannten Château de Chillon bei Montreux am Genfersee.

Welche symbolische Absicht steht dahinter? Man denkt an ein Auge – des ägyptischen Horus.

Wie bei der erwähnten Knebelburg sind bei beiden zuletzt genannten Erdwerken die Oberflächen gegen eine Seite konzentrisch absteigend.

Bevor weitere Figuren in Grundrissen von Burgen und Erdburgen besprochen werden, soll das Beispiel von Font bei Estavayer FR besprochen werden. Dort steht ein länglicher, überhöhter Felsen, innerhalb eines Felsbandes, das zum Neuenburger See abfällt. Der Felsen von Font ist in der Form eines Schiffes – man möchten meinen eine Karavelle – behauen. Deutlich sind sogar einige vorkragende Schiffsschnäbel an der südwestlichen Schmalseite zu erkennen. Auf dem Felsen von Font soll eine alte Burg gestanden sein. Doch dies ist unsicher.

Font, abzuleiten von PONTUS = Gewässer, Meer stellt ein Mittelding dar zwischen Felsfigur und Burganlage.

Häufig lässt sich im Grundriss einer Burganlage ein Phallus erkennen. Das verwundert nicht, denn schon der Name (PLS > NPLS) enthält die Bedeutung von Neapel, von etwas festem.

Für das erste soll der Phallus erwähnt werden, der im Grundriss von Spitzenberg im Gohlgraben bei Langnau BE zu erkennen ist.

Als nächstes kann der Burghügel leicht gebogen sein. Auch das ist nicht Zufall. Wir nennen als Beispiele das Rapperstübli oder Balmegg auf dem solothurnischen Bucheggberg und die mächtige Motte d’Ecublens bei Renens VD. Bei beiden Objekten ergibt die Analyse, daß hier eine Bohne symbolisiert wird, mit einer Beziehung zum astronomischen Dreikönigstag am 6. Januar.

Ein leicht gebogener Burghügel kann spitz auslaufen. Dann erkennt man in der Form der Motte die Figur einer Maus.

Eine Maus ist zu erkennen in dem waadtländischen Teil der Doppelanlage von Le Ressat bei Granges-Marnand, teils zu VD, teil zu FR gehörig.

Ebenfalls stellt die kleinere Anlage der beiden Burgen Les Verneys oder Les Vernex bei Autigny FR eine Maus dar.

Der Burghügel der großen Erdburg Gümmenen läuft gegen Westen ebenfalls in einem geschwungenen Spitz aus, der den Rüssel einer Maus erkennen läßt. – Damit haben wir auch einen Hinweis zum ursprünglichen Namen der Burg. Dieser war nicht Gümmenen, sondern Maus(s) – heute der Name eines Weilers im Norden der Anlage.

Der Ochsenkopf – ein ursprüngliches christliches Symbol – findet sich in der größeren Anlage von Les Vernex bei Autigny FR, dann in den relativ benachbarten Erdwerken Bürgisweiher oder Weiherkopf und Fuchsmatt, beide in der Gemeinde Madiswil BE gelegen.

Die vorgeschichtliche Wehranlage von Bürg bei Spiez ist gegen Norden durch einen Steinwall geschützt, der in seinem Verlauf die Schnauze eines Hundes erkennen läßt.

Den Kopf eines Wolfs oder eines Fuchs erkennt man in der Erdburg Heugraben bei Murzelen.

Einen Pferdekopf zeichnet die steinerne Burg Nydegg in Bern. – Man kann hier eine Anspielung an das Pferd Bukephalos von Alexander dem Grossen sehen.

Einen Käfer, eine Spinne ist klar in den beiden benachbarten Burgen bei Rohrbach zu erkennen: Rorberg und die Altburg Kasern. Beide Anlagen scheinen den gleichen Baumeister gehabt zu haben.

Bei der Spinne erinnert man sich an Jeremias Gotthelfs Supernovelle Die Schwarze Spinne. - Der Schriftsteller hat nachweislich auch Sagen aus dem Oberaargau verwertet.

Und die imposante Erdburg Münnenberg bei Grünen im Emmental - von Gotthelf ebenfalls erwähnt - weist im LIDAR-Bild ebenfalls etwas von einem Spinnengewebe auf.

Einen ganzen Vogel oder einen Vogelkopf findet sich in vielen Erdburgen. Allen voran ist der eierlegende Kranich oder Storch der großen Teufelsburg bei Rüti bei Büren zu nennen. – Das digitale Luftbild läßt keinen Zweifel übrig an der bestimmten Symbolik.

Einen Vogelkopf erkennt man zum Beispiel in der Anlage von Diessenberg bei Oberdiessbach.

Einen ganzen Vogel zeigt die Burg Ober Maggenberg bei Alterswil FR. Dort verrät wie bei vielen anderen Orten der Sod das Auge des Tiers.

Sicher einen Fischreiher erkennt man in der großen Anlage von Vuarda(z) bei Ecuvillens FR. Auch hier verrät der Name, der auf lateinisch ARDEAM, ardea = Reiher zurückzuführen ist die gemeinte Symbolik.

Die Burg Schwanden oder Schwandenberg bei Wynigen zeigt in der Anlage deutlich einen Schwan mit einem nach SW zeigenden Hals. Damit beweist das Bild zugleich, daß SCHWAN auf hebräisch sh’vu’ah = sieben, siebter zurückzuführen ist. Die Sieben ist bekanntlich eine Troja-Zahl wie die Drei.

Eine Gans läßt das große Erdwerk Liebefels auf der Sodfluh bei Hub bei Krauchthal erkennen. Das gleiche Tier mit dem langen Schnabel scheint in der Erdburg Schwanden bei Zäziwil zu stecken, vielleicht auch im Grundriß der Hohburg oberhalb von Belp.

Die Gänse bewachten bekanntlich das römische Kapitol, galten als (christliche) Wächter.

Sicher zeigt auch Schwanden bei Zäziwil BE einen Vogelkopf mit einem Schnabel.

Der Fisch ist ein zentrales christliches Symbol. Wir haben schon im Ausland die bekannte Wartburg bei Eisenach erwähnt.

Einen ganzen Fisch zeigt die Erdburg Helfenberg bei Lanzenhäusern BE.

Einen Fischkopf erkennt man in dem Erdwerk Kästlifuren oder Büfelhölzli bei Vorderfultigen BE. Dort bildet der rundliche Burghügel das Auge des Tiers inmitten von Wällen und Gräben, welche die übrigen Teile des Kopfs zeichnen.

Als Meeresbewohner ist neben dem Walfisch besonders der Delphin zu nennen. Ein solcher steckt sicher in dem Grundriß der bekannten Höhenburg Bärhegen oberhalb von Sumiswald BE. – Aber die Länge des Schnabels ist dort nicht abgegrenzt. Es könnte daher auch ein Schwertfisch gemeint sein. – Einen solchen sehen wir im Grundriß der Hafenstadt Ostia bei Rom.

Neben Delphinen können auch andere, sogar exotische Tiere in Burgengrundrissen vorkommen.

Die Wehranlage auf der Gysnauflüh oberhalb von Burgdorf zeigt einen Vogelkopf. Doch die längliche Schnauze läßt auch an ein Krokodil denken.

In der Wehranlage Hunze bei Kleindietwil BE erkennt man als Gesamt eine Heuschrecke. – Doch diese Tiere werden bekanntlich auch in der Bibel erwähnt und finden sich in alten Chroniken abgebildet.

Die große Burganlage Oltigen an der Aare bei Radelfingen BE zeigt deutlich ein Schwein. Sogar die Schnauze findet sich dort deutlich im Gelände modelliert. - Doch könnte in Oltigen auch eine Maus dargestellt sein.

Das Schwein ist neben dem Schwan und dem Löwen ein weiteres Wappentier von Troja. – Nicht von ungefähr heißt ein Schwein im Italienischen unter anderem auch troia.

Auch eine Überlagerung von mehreren Figuren in einem Burgengrundriß kann vorkommen.

Das beste Beispiel in unserem Gebiet ist die große Anlage Hasenburg oder Fenis bei Vinelz (Fénils) BE.

Feni(l)s, Venedig bedeutet Neapel. Also ist im seeländischen Fenis im Gesamtbild zuerst ein Phallus zu sehen.

Der Burghügel und das obere Plateau mit dem Sodloch zeigen darüber hinaus ein Schwein.

Im unteren Plateau gibt es gegen Nordwesten eine kleine linsenförmige Terrasse. Nimmt man dieses als Auge, so zeigt die Anlage deutlich ein Nilpferd. – Doch NIL ist bekanntlich FE(NIL).

Alle drei Bilder, Phallus, Schwein und Nilpferd symbolisieren also eine Neapel-Bedeutung.

Als jüngst dazugekommenes Beispiel für einen figürlichen Grundriss ist das Schloss Landshut bei Utzenstorf zu nennen. Dort erkennt man in der Form des Berings eine Speer- oder Lanzenspitze, gegen Südosten gerichtet.

Der Burgname beweist die Figur: Landshut sollte eigentlich LANZEN-Hut heissen.

Hohlwege

In der Nähe von Burgen stellt man auch Hohlwege fest. Die Vertiefungen entstanden durch die Begehung und wurden als Wege ausgebaut.

Ein deutlicher Hohlweg führt zum Beispiel vom östlichen Abhang zu der auf halber Berghöhe angelegten Burgstelle Bigenthal. Ein anderer bildet den südwestlichen Zugang zur Burg Alt Bubenberg bei Frauenkappelen.

Die Bezeichnung führt aber manchmal in die Irre. Schaut man sich gewisse „Hohlwege“ genauer an, so stellt man fest, daß diese die Bezeichnung nicht verdienen. Es sind dies nämlich Spitzgräben und als solche keine Wege.

Deutlich ist das an dem geschwungenen „Hohlweg“ bei Heidenstatt bei Wynigen festzustellen. Noch heute geht man leichter an den beiden Grabenrändern entlang als in der engen Grabensohle.

Aber der geschwungene Hohlweg von Heidenstatt ist als der Schwanz eines Fischotters zu sehen. Dieses Tier findet sich ab und zu in alten Wappen dargestellt.

Und in der gleichen Gegend findet sich das ausgedehnte Hohlwegsystem bei Bollodingen BE im unteren Teil des heute bewaldeten Humbergs.

Das längliche Geflecht von Hohlwegen umschließt einen linsenförmigen „Burghügel“. Doch diese alten Wege sind an den intakten Stellen noch heute eindeutig als Spitzgräben zu erkennen.

Die Hohlwege von Bollodingen gehören eher zu dem Thema Erdzeichnungen, dem wir uns nun zuwenden.

Erdzeichnungen

Bereits behandelt wurden die Figuren und Symbole in den Burgengrundrissen.

Schon dort kann man sich manchmal fragen, ob die Symbolik oder die Wehrabsicht überwiegt.

Die Teufelsburg bei Rüti bei Büren zum Beispiel hat als zentrales Element eine zehn Meter hohe, kreisrunde Motte. Diese ist auf zwei Seiten geschützt durch einen Graben und durch einen Wall. Doch die weiteren zwei Wälle gegen Nordosten sind niedriger und teilweise offen. Und ganz aussen umranden einige seichte Gräben von weniger als einem Meter Tiefe die Anlage. Soll das eine Wehrburg sein?

Die orthodoxe Burgenkunde gerät hier in Erklärungsnot. Handelt es sich bei solchen Objekten um Burgen oder um etwas anderes?

Eine verengte Auffassung der Burgenkunde führt bei gewissen Objekten in eine Sackgasse.

Ägerten am Gurten bei Bern als anderes Beispiel stellt eine fast klassische Burganlage auf einer isolierten Höhe dar, mit einem überhöhten, zehn Meter hohen Burghügel, der gegen Nordosten steil abfällt, auf den übrigen drei Seiten durch einen ringförmigen Graben und Wall geschützt.

Doch im Süden, außerhalb des Walls, zeigt Ägerten Erdbearbeitungen, die man unmöglich fortifikatorisch rechtfertigen kann. – Die Analyse führt zu einer Erdzeichnung: Der Burghügel stellt einen Kopf, der Wall einen Helm und die äußeren Erdzeichnungen einen Helmbusch dar.

Etwas Ähnliches läßt sich bei La Vuarda(z) bei Ecuvillens (heute Gemeinde Hauterive FR) feststellen. Eindeutig Burgcharakter hat der zehn Meter hohe ovale Burghügel mit den Spuren eines steinernen Turms. Doch die Wälle und Gräben, die sich gegen Süden an die Motte anschließen, lassen sich kaum wehrtechnisch rechtfertigen. Zwar gibt es einen großen Abschnittsgraben als südlichen Abschluß, der aber schwer in ein Konzept zu bringen ist.

La Vuardaz bei Ecuvillens zeigt mit seinen Geländeformen einen Reiher mit Schnabel. Das belegt auch der Name, der das lateinische (V)ARDEA enthält.

Es gibt auch Erdwerke, die man bei genauem Studium unmöglich als Verteidigungsanlagen ansprechen kann. Die orthodoxe Burgenkunde übergeht solche Objekte. In der neuen Schweizer Burgenkarte von 2007 sind deshalb zwei der drei hier besprochenen Orte nicht oder nicht mehr verzeichnet.

Das Erdwerk Gestelen, auf der Nordseite eines Sporns südlich des Thalguts, über dem linken Ufer der Aare gelegen, ist dem Autor als erstes bekannt geworden.

Gestelen ist zuerst ein oval geformtes, nach Norden gerichtetes, auf zwei Seiten abschüssiges Plateau, zu dem am Ostrand ein Hohlweg zu seinem Südende führt. Doch das Plateau des Sporns überragt die Anlage um zwanzig Meter und weist an seinem Nordrand eine ähnliche, aber kleine gestaltete Fläche und einen daran anschließenden Graben auf.

Eine Wehrabsicht ist bei Gestelen nicht zu erkennen. Aber die Erdbewegungen sind deutlich. Was war die Absicht der Erbauer?

Der Plan läßt bei den beiden Plateaus deutlich die Form eines Walfischs erkennen. Neben dem Hauptplateau mit einem eigenartig geformten Mundstück erscheint das kleine obere Plateau als „Walfischbaby“.

Da erinnert man sich an die Sage von Jonas mit dem Walfisch im Alten Testament.

Der Hübeliberg bei Bowil stellt ein imposantes Erdwerk dar, gut erhalten, deutlich in den Formen und ebenso schwer zu deuten. Das Objekt liegt am westlichen Abhang des besagten Hügels, ganz auf Bowil und besonders seine Kirche ausgerichtet.

Zentral ist beim Hübeli ein Hohlweg, der von Süden nach Norden hinaufführt und dann plötzlich endet.

Der Hohlweg hat in der Mitte eine durch einen künstlich angelegten Damm geschaffene längliche Vertiefung. Und nördlich wie südlich führt der Weg durch je eine „Wehranlage“, nämlich einen Schildwall gegen Westen und gegen Norden überhöhtes „Burgplateau“. Die beiden Plateaus sind gegen den steilen Abhang durch einen Graben getrennt. Aber diese Gräben bilden zusammen einen zweiten Hohlweg, der zudem nördlich des südlichen „Burghügels“ durch eine große Eintiefung führt.

Beide Hohlwege führen im Süden zusammen und sehen im Plan aus wie eine Stimmgabel.

Gesamthaft stellt das Erdwerk auf dem Hübeli ein doppeltes Erdwerk dar, mit einer breiten sattelförmigen Vertiefung dazwischen.

Eine Wehrabsicht ist beim Hübeli auszuschließen. Denn die beiden „Burghügel“ können von der Kuppe des Berges eingesehen werden.

Eine Erklärung für die Erdwerke des Hübelibergs kommt von der Etymologie: Im Westen liegt Bowil, abzuleiten von BOVEM = Ochs, Stier. Betrachtet man die „Wehranlage“ von Westen, so erinnert die künstliche Formgebung an ein Joch. Man kann sich vorstellen, daß die beiden „Burghügel“ die Ansätze von Hörnern getragen haben.

Der Hübeliberg wollte also den Kopf eines Stiers mit seinen Hörnern symbolisieren.

Das Erdwerk von Pi Tord oder Pitor südlich von Marly, neben der Strasse nach Le Mouret und La Roche, zeigt eine vollendete Erdzeichnung.

Der alte Weg von Freiburg ins Greyerzerland über La Roche führte durch dieses Objekt. Eine Wehrabsicht ist auszuschließen. Aber der Plan zeigt deutlich eine vollendete Erdzeichnung, mit einem gefiederten Körper und einem langen Hals mit einem kleinen Kopf.

Man muß nicht viel Phantasie bemühen, um in der Erdzeichnung einen Schwan zu erkennen. – Stellt man sich gegen Süden noch lange Stelzbeine vor, so könnte man auch an einen Kranich denken.

Weshalb wohl hat das Greyerzer Land einen Kranich in seinem Wappen?

Der Sod und seine Rätsel

Eine Burg konnte belagert werden. Also war eine gesicherte Wasserversorgung des befestigten Platzes nötig. Es scheint einleuchtend, daß sich bei einer Vielzahl von Erdburgen ein Sodbrunnen oder ein Sodloch nachweisen läßt.

Was sich als vernünftige Erklärung anhört, ist es aber bei näherer Überlegung nicht unbedingt.

Ein Sodbrunnen brauchte zu seiner Erstellung eine ausgefeilte Technik: Das oft nur 1 Meter 40 breite Sodloch mußte fachgerecht in den Sandstein des Mittellands abgeteuft werden. Je tiefer es getrieben wurde, desto größer wurden die technischen Probleme. Eine Lüftung war vonnöten, desgleichen eine Beleuchtung.

Weshalb ein solcher materieller Aufwand? Dieser war vermutlich manchmal fast ebenso groß wie die Erdbewegungen für die Anlage der Burg.

Der Sodbrunnen der Nydegg-Burg in Bern zum Beispiel war nachweislich 22 Meter tief und erreichte damit das Niveau der Aare.

Wie tief der teilweise ausgegrabene Sod auf dem Burghügel von Liebefels (Sodfluh) bei Hub bei Krauchthal war, ist nicht nachgewiesen.

Dazu kommt, daß nicht nur große, sondern auch kleine Burgen– oft weniger als zehn Meter breit oder lang -  einen Sod aufweisen.

Beispiele für Erdwerke mit einem kleinen Burgplateau und einem Sodloch sind Jegerlehn oder Schmidslehn im Talgraben bei Lützelflüh, die Hunze bei Kleindietwil und Schwanden bei Zäziwil.

Doch kleine Burgstellen hatten eine beschränkte Verteidigungsfähigkeit. Sie konnten höchstens einer Attacke widerstehen. Wieso also ein Sod auf einem Burghügel, auf dem sich kaum ein halbes Dutzend Männer länger aufhalten konnten?

Es kommt hinzu, daß das Sodloch nicht immer in der Mitte eines Burghügels angelegt ist. Manchmal findet es sich am Rande, manchmal sogar am Abhang der Motte.

Der Burgenforscher meint, daß der Sod gut geschützt war. Da fragt man sich, weshalb die Alten denn ein solches Loch an exponierter Lage in das Gestein getrieben haben.

Der erhaltene Sod von Wartenstein bei Lauperswil findet sich unmittelbar am östlichen äußeren Fuß der Umfassungsmauer angelehnt.

Der Sod der Burgstelle Alt Bubenberg bei Frauenkappelen liegt sogar mitten im Abhang des Haupthügels. – Hier kann man sich wirklich fragen, weshalb dies so sein mußte.

Das Sodloch auf der Burgstelle Auf Heiden bei Hasle-Rüegsau nimmt fast die ganze kleine Innenfläche des am Ende eines Felskopfs angelegten Wehrbaus ein.

Sicher ist, daß ein Sodloch eine vermessungstechnische Marke erster Ordnung darstellte. Das läßt sich zum Beispiel aus gewissen Alignements erschließen.

Beispielsweise liegen der Menhir „Bottis Grab“ bei Bolligen, der Felsaufbruch Teufelsküche im Grauholz und das erwähnte Sodloch von Liebefels auf einer West-Ost-Achse.

Auch für die Erforschung von Figuren in Burgengrundrissen sind ein Sod und sein Standort wichtig. Meistens stellt ein solches Loch ein symbolisches Auge dar. Dies läßt sich besonders schön etwa bei der Hunze bei Kleindietwil aufzeigen, ferner bei Ober Maggenberg bei Alterswil und bei der Hasenburg (Fenis) bei Vinelz (Fénils), ebenfalls bei Oltigen an der Aare.

Häufig ist das Sodloch zugeschüttet. Aber der Standort ist für einen geübten Beobachter noch zu erkennen oder zu erahnen.

Die Rätsel der Sodlöcher und Sodbrunnen sind schwer zu entwirren. Doch gibt die Etymologie des Wortes SOD einen Fingerzeig: Dieses ist hebräisch und hat die Bedeutungen von Freundeskreis, Versammlung, Rat und Geheimnis.

Die Namen der Burgen

Die Namen der Burgen folgen den Erkenntnissen der neuen Ortsnamenkunde des Verfassers. Danach können wir alle Namen erst mit der einsetzenden Schriftkultur fassen. Es gibt keine Unterscheidung zwischen älteren und jüngeren Bezeichnungen.

Und die Namen sind im deutschen Sprachbereich oft hebräisch und sonst wie in der ganzen Alten Welt vesuvianisch-neapolitanisch-trojanisch-christlich geprägt.

Im Allgemeinen sind die Burgennamen authentisch – mit Ausnahmen. Es kommt vor, daß ein ursprünglicher Name abgewandert ist.

Das klassische Beispiel, welches dem Autor begegnet ist, stellt Frumberg bei Muri und Allmendingen dar. Es wird von einer Burg dieses Namens berichtet, das Objekt jedoch nie gefunden. Dabei bietet sich die Erdburg auf dem namenlosen Hügel im Hünliwald förmlich als Bezeichnung an. Und ein alter Plan von Ende des 18. Jahrhunderts nennt jene Erhebung ausdrücklich als Standort der abgegangenen Burg Frumberg an.

Südwestlich oberhalb von Gettnau liegt die Wehranlage Stadtägertli. Die Bezeichnung scheint zu stimmen. Aber östlich davon gibt es ein Gehöft Buttenburg – welches wohl den ursprünglichen Namen darstellt.

Ebenfalls ist die Erdburg auf dem Chutzenhubel bei Frienisberg BE – heute Standort eines Aussichtsturms namenlos. Doch genaue Karten nennen unterhalb des Objekts einen Flurnamen Kastel.

Die vesuvianische Namensgebung liefert manchmal erstaunliche Ergebnisse:

So gibt es im Kanton Aargau die Trostburg. - Seit wann liefert eine Burg Trost? - Aber der Zusammenhang ist richtig: Das deutsche Wort TROST kommt von TROES (ausgesprochen: TROS). - Die Trojaner, die überlebten, trösteten sich.

Manchmal sind auch chronikalisch überlieferte Burgnamen zu hinterfragen.

Für die Burg Gümmenen westlich von Bern erfand die Chronistik eigens einen Gümmenenkrieg. – Doch im Grundriß jener Anlage findet sich eine Maus. Und der Weiler östlich des Objekts heißt Mauß. Also hieß die Burg eher so.

Ebenfalls kennen die ältesten Chroniken das Burgstädtchen ArconcielErgenzach. Doch Arconciel FR liegt gut einen Kilometer im Norden. Der ursprüngliche Name der Anlage versteckt sich sehr wahrscheinlich in Gotalla, dem Namen des Gehöfts am Zugangsweg zur Burg.

Etliche Erdwerke sind namenlos. Es ist die Sache des Forschers, die vermutlichen Namen der Objekte herauszufinden und zu verifizieren.

Manchmal hat man die Wahl zwischen zwei Bezeichnungen.

Die Erdburg östlich von Vorderfultigen BE heißt Büfel-Hölzli oder nach dem nahe gelegenen Hof auch Kästli-Furen. – Beide Namen sind ursprünglich und treffen auf das Objekt zu.

Desiderate der Burgenforschung

Man kann nicht sagen, die Burgen und Schlösser und sonstigen Wehranlagen seien Stiefkinder der wissenschaftlichen Forschung.

Doch aus der dargelegten Skizze über die Burgen der westlichen Schweiz wird deutlich, woran es fehlt. Vor allem wird einsichtig, weshalb die offizielle Forschung nicht weiterkommt.

Es fehlt vor allem an den Grundlagen. Für die Schweiz existieren eine ältere und eine neue Burgenkarte. Beide sind brauchbar, aber mit großen Mängeln behaftet.

Fast alle Werke über Burgen in der Schweiz und im angrenzenden Ausland sind inakzeptabel. Sie sehen nur die Steinburgen, sind dogmatisch und basierten auf der erfundenen Geschichte und den unmöglichen Zeitstellungen.

Neuerdings gibt es Wikipedia. Doch die Burgenartikel dort sind meistens wertlos. Bei den Burgen in unserem Gebiet begnügen sie sich mit Abschreiben von vorhandenen Angaben. Die Autoren dieser Artikel haben die Objekte nicht einmal angesehen.

Wenige Bücher machen eine Ausnahme.

Das Buch von Joachim Zeune über Burgen, erschienen 1999, ist etwas wert.

Graubünden hat sogar zwei gute Burgenbücher. Das ältere von Erwin Pöschel und ein neueres von zwei Autoren.

Ebenfalls fehlen besonders für die Erdburgen des Mittellandes und etliche Steinburgen häufig genaue Pläne. Doch ohne solche gibt es keine seriöse vergleichende Burgenforschung.

Der Autor hat in den letzten zehn Jahren etwa 50 mehr oder weniger genaue Burgenpläne auf Grund der neuen digitalen Grundlagen erstellt. – Doch vor Jahren wurde zum Beispiel auf der Knebelburg auf dem Jensberg bei Studen wiederum der völlig falsche Schraffenplan des Amateurs Bendicht Moser aus den 1930er Jahren auf einer Hinweistafel reproduziert.

Burgen gehören offiziell in die Zuständigkeit der Archäologie. Aber damit hat man in einem gewissen Sinne den Bock zum Gärtner gemacht.

Nicht nur interessieren sich Archäologen wenig für Burgen. Vielmehr Sorgen macht ihre unglaubliche Versessenheit auf Bodenfunde.

Zwar werden die Hobby-Archäologen, welche mit Metall-Detektoren alte Plätze absuchen, nicht gerne gesehen oder sogar mit Verboten belegt. Aber auch die selbsternannten offiziellen Fachleute durchwühlen den Boden und zerstören mitunter wertvolle Merkmale im Gelände.

Der Burghügel von Bärhegen im Emmental wurde nach den Angaben schon viermal von Sondierungen betroffen.

Die Motte der Erdburg Bernrain bei Kreuzlingen TG soll sogar schon fünfmal Objekt von Bodenuntersuchungen gewesen sein.

Ausgrabungen bei Steinburgen mögen sinnvoll sein: Sie ermöglichen es, genaue Pläne der Mauerzüge zu erstellen.

Aber was sollen Grabungen in Erdburgen bringen? Vielleicht kommt der eine oder andere Fund zum Vorschein. Aber Aufschlüsse über die Burganlage ergeben sich keine. Und wie schon gesagt, werden dadurch Bodenspuren zerstört.

Eingangs wurde erklärt, wo das größte Manko liegt. Die Geschichts- und Chronologiekritik ist eine Grundbedingung für neue Erkenntnisse.

Die universitäre Burgenkunde schleppt einen grotesken Ballast von Geschichts- und Datenschrott, dazu ein unsinniges Denken in Kategorien mit sich.

Wie soll man weiterkommen, wenn die alte Wehranlagen in prähistorisch, eisenzeitlich, keltisch, frühmittelalterlich, hochmittelalterlich unterteilt werden?

Was nützen (wertlose) urkundliche Hinweise für die Beurteilung einer Burg?

Ist es nicht sogar lächerlich, einen kleinen Burghügel als Wohnsitz von legendären Rittern, Freiherren oder Grafen anzusprechen?

Last but not least sehen sich doktrinäre Forscher ihre Objekte nicht einmal an. Sie gehen nicht in die Landschaft, erkennen daher nicht die einfachsten Zusammenhänge. Wissenschaftliche Forschung passiert nicht nur in Archiven, Bibliotheken und Studierstuben.

Beispiele dafür gibt es genug.

Wir haben erwähnt, daß sich vor dem Autor niemand die Mühe gemacht hat, den wahren Standort der Burg Ballmoos herauszufinden.

Und niemand erkannte den Zusammenhang zwischen der heute anonymen Erdburg im Hünliwald bei Allmendingen bei Bern mit dem in der Nähe vorhandenen Ortsnamen.

Im Kanton Freiburg hat niemand vorher die Erdburg im Pérolles-Wald auf dem Gebiet der Stadt Freiburg erkannt.

Im gleichen Kanton, bei Noréaz, steht das Wohnschloß von Seedorf. Die Literatur vermerkt hier, daß in der Umgebung eine alte Burg zu vermuten sei. – Aber niemand nahm sich vorher die Mühe, diese zu lokalisieren. Dabei findet sie das Altschloß nur ein paar Dutzend Meter oberhalb des Objekts im Wald. – Aber wer sucht schon einen Wald nach Spuren ab?

Lokalpatriotismus versperrt manchmal ebenfalls eine bessere Einsicht. Noch das Heimatbuch über Münsingen von 2010 will Kauws Aquarell von einer Burgruine "bei Münsingen" unbedingt dort an der Aare suchen. Dabei hat der Künstler die ehemalige Burgruine Alt Hünigen bei Konolfingen dargestellt.

_____________________

2022